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Kreisanzeiger für den Landkreis Elbe-Elster
Ausgabe 5/2023
Jugend/Famile/Sport
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Stay Here ­- Bleiben in Elbe-Elster

V.l.n.r. Alba Pla, Maximilian Siegert, Markus Wegner, Mareike Koppen, Steffi Hädicke, Albertine Anoma, Taqi Mohdi.

Hiergebliebene, Zurückgekommene und Zugezogene berichten über ihre Erfahrungen im Landkreis

Elbe-Elster befindet sich im Wandel. Der Strukturwandel, der Fachkräftemangel sowie der demografische Wandel stellen eine große Herausforderung - aber auch Chance - für unsere Region dar. Eins ist klar: Bei uns findet man schöne Strände, Immobilien, Wälder und Felder sowie Jobmöglichkeiten. Hier ist noch Platz. Eine Menge Gründe, um zu bleiben und Wurzeln zu schlagen. Was aber genau bewegte die Menschen nicht zu gehen? Warum sind sie hiergeblieben? Was braucht es dazu? Diesen Fragen stellte sich das Team von „Stay Here“.

Die Integrationsbeauftragte für Elbe-Elster, der Fachberatungsdienst der Diakonie sowie die Rückkehr-Agentur „Comeback Elbe-Elster“ machten sich, unterstützt durch die RAA Brandenburg und Freiraum e.V. Elsterwerda, auf den Weg in die verschiedenen Sozialräume der Region und sprachen mit Menschen, die es wissen müssen: Hiergebliebene, Zurückgekommene und Zugezogene.

Dabei berichteten sie von ihren Erfahrungen, tauschten sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus und erzählten, was sie in Elbe-Elster hält und welche Rahmenbedingungen es braucht, damit das Leben hier auch weiterhin attraktiv und vielfältig sein kann. „Das Prinzip ist schnell erklärt. Sechs Menschen erzählen in sechs Minuten an drei Abenden, warum sie geblieben sind, was ihnen beim ersten Ankommen half oder was es braucht, damit sie bleiben können.“, so Steffi Hädicke. Das Besondere ist, dass sowohl die einheimischen Menschen als auch die neu zugezogenen Menschen unseres Landkreises von ihren Beweggründen berichteten und einander kennenlernen konnten. Finsterwalde, Herzberg und Elsterwerda machten den Auftakt der „Stay Here“-Reihe. Während dieser Abende traf eine ganz besondere Vielfalt aufeinander. Menschen aus u.a. Spanien, Syrien, Österreich, Afghanistan, Deutschland, Frankreich, Kenia, Russland. Sie alle eint, dass Sie in Elbe-Elster leben, arbeiten und wohnen.

In den Gesprächen kristallisierte sich heraus, dass es die feinen, aber bescheidenen Nuancen sind, die die Menschen hier halten. „Wenn ich mein Kind zur Kita bringe, dann kann ich auf dem Rückweg anhalten und die Natur genießen. Den Kinderwagen muss ich nicht zwischen großen Häuserschluchten schieben“, „Ich laufe durch die Straßen und grüße die Menschen, die mir begegnen.“, „Hier bin ich nicht in der Anonymität und weniger einsam.“, „Ich habe tolle, herzliche Menschen kennenlernen dürfen, die mir halfen mich zu orientieren und anzukommen. Inzwischen sind wir Freunde.“, „Meine Familie lebt hier und bietet mir Unterstützung und halt.“, „Hier gibt es kein Überangebot wie in der Großstadt - so kann ich selbst etwas machen und gehe dabei nicht in der Masse unter.“. Oft sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen, die zum Bleiben einladen. Die Liebe, die Freundschaften aber auch das Ehrenamt.

„Entscheidend ist es, dass Menschen ernsthaft teilhaben können und überhaupt einander wahrnehmen und in den Kontakt kommen“, so die Integrationsbeauftragte. „Der interkulturelle Austausch, das Zugehörigkeitsgefühl und der damit verbundene Zugang zur örtlichen Gemeinschaft sind Gründe, warum Menschen hier in Elbe-Elster bleiben und geblieben sind.“ Doch trotz der vielen guten Gründe hier zu leben und dem Potenzial unseres Landkreises sehen sich viele Menschen mit Herausforderungen konfrontiert, die es zu bewältigen gilt. Die Arbeitsmarktintegration, der Zugang zur Sprache und Bildung sowie die medizinische Versorgung sind in den ländlichen Regionen oft mit langen Fahrwegen, Wartezeiten und hohen Organisationsaufwand verbunden, den viele in Kauf nehmen, um hier leben zu können. Um sicherzustellen, dass die Menschen auch weiterhin bleiben und sich wohlfühlen, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Eine gute Infrastruktur und eine ausreichende Versorgung mit Einrichtungen und Angeboten wie Schulen, Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten und öffentlichem Nahverkehr. Auch bezahlbarer Wohnraum und die Möglichkeit, sich zu engagieren und einzubringen, sind wichtige Faktoren.

„Diese Herausforderungen erfordern ein ganzheitliches und koordiniertes Vorgehen von Bund, Land sowie den lokalen Behörden, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Aufnahmegesellschaft insgesamt um die Integration und ein Miteinander erfolgreich zu gestalten. Eine offene und tolerante Haltung ist dabei entscheidend. „Stay Here“ zeigt, dass wir in Elbe-Elster auf einem guten Weg sind. “, so Steffi Hädicke.

Steffi Hädicke
Integrationsbeauftragte für Elbe-Elster