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Kreisanzeiger für den Landkreis Elbe-Elster
Ausgabe 5/2024
Bildung/Kultur
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Die schwarze Elster und die Hornissenkönigin

Hallöchen, hier ist wieder eure Schwarze Elster!

Puuhhh, langsam wird es wieder etwas wärmer und alle meine Freunde im Landkreis kommen aus ihren Winterverstecken. So auch Izzy Vespa, eine Hornissenkönigin, welche ich neulich kennengelernt habe. Sie hat mir einen Brief geschrieben und darin ein schreckliches Erlebnis beschrieben, welches ihr widerfahren ist. Aber lest einfach selbst:

Hallo liebe Schwarze Elster, hier schreibt dir Izzy!

Wie geht es dir? Ich hoffe doch, dass es dir vorzüglich geht. Ich jedoch hätte gestern fast das Zeitliche gesegnet. Doch lieber beginne ich mit der Geschichte von vorn.

Wie du weißt, muss ich, nachdem ich erst vor Kurzem aus meiner Winterstarre erwacht bin, jetzt damit beginnen, unser Nest zu bauen. Ich war also auf der Suche nach Materialien für dieses Nest. Das heißt, ich habe Pflanzenreste und altes, morsches Holz gesucht, womit ich dann mit Hilfe meines Speichels ein Nest bauen kann. Als ich wieder zurück zu meinem angefangenen Nest flog, waren auf meiner altbekannten Flugbahn auf einmal ein Mann und sein Sohn, welche am See angelten, in meinem Weg. Nun ist es aber so, dass es sehr verwirrend und nervenaufreibend für uns Hornissen ist, wenn sich etwas in unserer Flugbahn befindet. Als ich näher herangeflogen bin, hat das Kind mich bemerkt und begann plötzlich, wie verrückt nach mir zu schlagen, obwohl ich ihm doch nichts getan hatte. Du weißt ja auch gut genug, dass wir Hornissen friedlicher sind, als alle immer denken.

Aber weiter mit der Geschichte. Beim Ausweichen passte ich eine Sekunde nicht auf, und da erwischte es mich, woraufhin ich zu Boden ging. An diesem Punkt dachte ich wirklich, dass es jetzt mit mir zu Ende geht. Glücklicherweise hat der Vater das Kind davon abgehalten, mich zu töten, und erklärte ihm, welchen Nutzen wir Hornissen für die Umwelt haben.

Er erklärte, dass wir Hornissen unter Naturschutz stehen und bezeichnete uns als „die Naturpolizei des Ökosystems“.

Denn wir verfüttern pro Tag etwa 500 g Insekten wie Mücken, Fliegen, Wespen und Schädlinge (und selten auch mal Bienen) an unsere Larven, wodurch wir das Ökosystem im Gleichgewicht halten.

Zudem brachte er seinem Kind unseren Jahresablauf näher. Anfang Mai erwachen ich und viele andere Jungköniginnen aus unserer Winterstarre. Diese verbringen wir entweder im Erdreich oder in einem morschen Baum. Dann müssen wir uns auf die Suche nach einem perfekten Platz für unser Nest machen. Am liebsten bauen wir dieses in einer Baumhöhle. Dennoch müssen wir meistens auf eine Ersatzhöhle in der Nähe der Menschen wie z. B. in einem alten Schuppen oder einem Rollladenkasten ausweichen, weil es anderswo keine passende Stelle gibt.

Wenn das Nest fertig ist, werde ich pro Tag etwa 40 Eier legen und somit das Fortbestehen meiner Art sichern. Anschließend schlüpfen aus diesen Eiern die männlichen Hornissen, genannt Drohnen, und die weiblichen Arbeiterinnen. Mein Hornissenvolk wird Mitte August bis Mitte September am größten sein, wenn es aus 300-600 Hornissen besteht. Bis Anfang November sterben ich und mein Volk. Jedoch überleben die vorher geschlüpften Jungköniginnen und bauen im nächsten Frühjahr ihre eigenen neuen Nester, und mein vorher gebautes Nest wird nicht mehr benötigt.

Zusätzlich erklärte der Vater, dass verirrte Hornissen ganz einfach aus einem Zimmer wieder herausfliegen, wenn man das Fenster öffnet und bei Nacht das Licht ausschaltet. Dazu ist unser Stich nicht gefährlicher als der einer Wespe oder Biene, wie viele glauben. Auch eine Allergie entwickelt sich erst nach mehreren Stichen.

Ich glaube, diese Erklärungen des Vaters haben dem Kind sehr geholfen, uns Hornissen besser zu verstehen. Daraufhin ließ mich das Kind sicher davonfliegen, während es mir hinterherwinkte.

Herzliche Grüße

Izzy

PS.: Ich habe dir noch ein Bild von mir und meinem neuen Nest geschickt!

Also merkt euch, liebe Leserinnen und Leser, dass Hornissen wie unsere liebe Izzy gar nicht so bösartig sind, wie alle immer denken. Ihr selbst könnt von jetzt an immer darauf achten, dass ihr bei Hornissen ganz ruhig seid und nicht um euch schlagt. Süße Getränke stehen auch nicht auf dem Speiseplan der Hornissen, also kann es beim Picknick nur Probleme geben, wenn ihr euch zu nah an einem Hornissennest befindet. Aber wenn ihr erfahren wollt, was sie von euch fernhält: Es sind die Gerüche von Zitronen und Nelken.

Dann bis zum nächsten Mal!

Peer Haase
Anne Gaunitz