Die Zukunftspläne für das Elbe-Elster Klinikum sind für die Bevölkerung des Landkreises von hoher Bedeutung. Wir wollen Ihnen die nötigen Hintergrundinformationen mit auf den Weg geben, die aktuellen Herausforderungen erklären und den Lösungsweg des Klinikums aufzeigen, um die bestmögliche Versorgung für Sie als Bürgerinnen und Bürger des Landkreises zu gewährleisten.
1. Krankenhausreform | |
| Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) ist zum 12. Dezember 2024 in Kraft getreten und führt Leistungsgruppen in Krankenhäusern ein, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu steigern: | |
| • | Leistungsgruppen = Qualitätsvorgaben für die Erbringung von medizinischen Leistungen |
| • | Leistungsgruppen geben vor, wie viele Fachärzte, Patientenzahlen, technische Ausstattung etc. an einem Krankenhaus vorhanden sein muss, um bestimmte Leistungen zu erbringen |
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| Daraus ergeben sich für das Klinikum mehrere Leistungen, die bisher angeboten werden, dann aber nicht mehr möglich sein werden. Beispielsweise: |
| • | Zur Aufrechterhaltung der drei Notaufnahmen wären 15 Fachärzte für klinische Akut- und Notfallmedizin notwendig, die zu 80 % in den Notaufnahmen tätig sind. Aktuell verfügt das Klinikum trotz intensiver Suche nur über einen Facharzt für klinische Akut- und Notfallmedizin |
| • | Es gibt einen Richtwert von 500 Geburten für die Aufrechterhaltung einer Geburtshilfe (wir kommen auf maximal 280 Geburten durch die dezentrale Lage in Herzberg) |
Zum Weiterlesen:
Die Betten im Elbe-Elster Klinikum sind seit mehreren Jahren nur noch zu 50 Prozent ausgelastet – das heißt, 50 Prozent der Krankenhausbetten stehen leer, kosten das Klinikum jedoch trotzdem Geld.
| Woran liegt das? | |
| • | Krankenhausleistungen werden durch den Gesetzgeber immer stärker in ambulante Leistungen umgewandelt, sodass Patienten nicht mehr zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus müssen. (Gesetzliche Vorgabe mit dem Ziel, jährlich über 1 Million stationäre Fälle in die ambulante Versorgung zu überführen) |
| • | Viele Patientinnen und Patienten gehen in größere Kliniken mit der Hoffnung auf mehr Qualität und Betreuung |
| • | Spezielle Leistungsangebote fehlen in Elbe-Elster (z.B. Schlaganfallversorgung, Geriatrie) |
| • | Die Bevölkerung in Elbe-Elster sinkt jährlich, sodass auch die potentiellen Patientenzahlen sinken. |
Weniger Patienten bedeuten auch weniger Umsätze für Kliniken. Das Elbe-Elster Klinikum trifft schon jetzt eine Vielzahl betriebswirtschaftlicher Maßnahmen, um Verluste zu minimieren und Umsatzerlöse zu steigern. In den vergangenen Monaten konnte das Klinikum seine Leistungen wieder deutlich steigern und so die Erlös- und Kostenverhältnisse verbessern. Damit sind beispielweise die Personalkosten von 74% auf 63% gesunken, ohne Mitarbeitende zu kündigen!
Zum Weiterlesen: https://www.hcm-magazin.de/leere-betten-volle-notaufnahmen-das-angebot-passt-nicht-mehr-zur-nachfrage-327155/
3. Fachkräftemangel | |
| • | 33 % der Mitarbeitenden des Elbe-Elster Klinikums geht bis 2030 in den Ruhestand! Damit wird es unmöglich, die 3 Standorte mit einer verlässlichen und mitarbeiterfreundlichen Dienstplanung abzudecken |
Sie oder einer Ihrer Liebsten weist plötzlich folgende Symptome auf: Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen, Schwindel und Kopfschmerzen? Das könnte ein Schlaganfall sein! Jetzt ist Eile geboten, die ersten drei Stunden sind entscheidend!
Was passiert jetzt?
Sie alarmieren den Rettungsdienst – Dieser bringt Sie in das nächstgelegene Krankenhaus im Elbe-Elster Kreis – Die Ärzte stellen fest, dass es ein Schlaganfall ist – Im Landkreis Elbe-Elster gibt es jedoch noch keine Stroke Unit (Spezialstation, die Schlaganfallpatienten in den ersten Tagen behandelt) – Patienten müssen in andere Krankenhäuser außerhalb des Landkreises gebracht werden – Jetzt sind mit Sicherheit drei Stunden bereits um und das kann gravierende gesundheitliche Folgen haben!
| Zusätzliche Probleme: | |
| • | Durch die nicht vorhandene Stroke-Unit kann die Door-to-needle-time nicht eingehalten werden (Das heißt, die Zeit zwischen Eintreffen in einer Klinik und dem Beginn der Auflösung des Blutgerinnsels. Diese sollte idealerweise unter 30 Minuten liegen, um eine möglichst gute Genesung zu gewährleisten) |
| • | Ein Rettungswagen ist mit diesem Fall mindestens drei bis vier Stunden gebunden |
| • | Ihre Angehörigen müssen weite Fahrtwege auf sich nehmen, um Sie zu besuchen |
| • | In anderen Kliniken müssen erstmal freie Betten erfragt und gefunden werden |
| Wie hilft uns ein Zentralkrankenhaus, diese Probleme zu bewältigen? / Wie sieht das Zentralkrankenhaus aus? | |
| • | Zentrale Lage mit guter Erreichbarkeit im Landkreis (wird durch unabhängigen Städteplaner festgelegt, bisher gibt es noch keinen festgelegten Standort!) |
| • | Ca. 300 Betten (Wirtschaftlichkeit eines Krankenhauses erst ab 300 Betten gegeben) |
| • | Bündelung aller Fachabteilungen, Ärzte, Pflegekräfte und Medizintechnik an einem Ort |
| • | digitale Anbindung an Partner wie z.B. Uniklinik Lausitz oder Uniklinik Dresden |
| Welche Vorteile haben Patienten von einem modernen Neubau? | |
| • | Moderne Patientenzimmer mit Hotelcharakter – Wohlfühlfaktor für Genesung |
| • | Alle Fachdisziplinen an einem Ort – Einmal hin, rundum versorgt |
| • | Erhalt und Erweiterung der bisherigen Fachdisziplinen nur so möglich |
| • | Voraussetzungen für moderne Technologien und Medizin direkt einbinden - Technologien für Telemedizin, Robotik etc. |
| • | Chance auf neue Behandlungsangebote wie Stroke Unit, Urologie etc. |
| Versorgung im ernsthaften Notfall im Landkreis Elbe-Elster möglich | |
| Ein zentraler Neubau bietet durch die Bündelung von Kompetenzen, Personal und Ausstattung eine sehr realistische Chance für | |
| • | den Aufbau einer Stroke Unit zur adäquaten Versorgung von Schlaganfällen, |
| • | Herzkatheter zur Versorgung von Herzinfarkten und |
| • | moderne Notaufnahmen mit ausreichend ärztlichen Kompetenzen für jeden Notfall! |
| • | Das Gesundheitsministerium Brandenburg blickt äußerst positiv auf den Aufbau der neuen Angebote im Zentralkrankenhaus (Bedarf in der Bevölkerung und gute Voraussetzungen im Neubau kommen hier zum Tragen!) |
Um Facharzt zu werden, bedarf es einer Ausbildung als Assistenzarzt. Dies bedeutet, dass man in der Regel fünf bis sechs Jahre - je nach Wunschrichtung in Weiterbildungsstätten wie Krankenhäusern oder Praxen arbeiten muss. In dieser Zeit oder auch darüber hinaus muss man einen Weiterbildungskatalog erfüllen.
Beispiel: Zum Facharzt für Anästhesiologie benötigt man 48 Monate Weiterbildung Wir erfüllen 36 Monate, hierfür sind jedoch Rotationen zwischen den Standorten notwendig. Die restlichen Monate absolvieren junge Ärzte an anderen Kliniken, zum Beispiel dem Universitätsklinikum in Dresden. Damit sind weite Fahrtwege notwendig. Unser Risiko: junge Mediziner bleiben an den größeren Kliniken und kommen nicht an das Elbe-Elster Klinikum zurück! Was können wir dagegen tun?
Ausbau unserer Weiterbildungsermächtigungen und Bündelung an einem Standort, sodass junge Mediziner an einem modernen Krankenhaus ihre gesamte Ausbildung abschließen können und den Bezug zum Elbe-Elster Klinikum und der Region behalten!
Drei Standorte binden Ressourcen wie Zeit, Energie, Personal etc. Ein gutes Beispiel ist der Einsatz unseres Fahrdienstes: Notwendig sind Fahrten zwischen den Krankenhausstandorten, dem MVZ und dem Sterilgutversorgungszentrum, um unsere Fachbereiche mit notwendigen Lieferungen für OPs zu versorgen. Insgesamt sind unsere LKWs somit jede Woche ca. 3.000 km unterwegs. Das sind 156.000 km im Jahr. Mit dem Zentralklinikum sparen wir diese Wege und somit Geld, CO2-Emmissionen und Zeit für wichtige Proben oder Materiallieferungen ein!
Warum wird nicht einer der bestehenden Standorte ausgebaut?
Durch die dezentrale Lage der 3 Häuser wäre jeweils nur ein kleinerer Teil des Landkreises ausreichend versorgt. Patienten würden in benachbarte Landkreise abwandern und unsere Fallzahlen weiter senken. Unser Ziel ist jedoch die Versorgung des gesamten Elbe-Elster Kreises!
Außerdem könnten wir einige Leistungen nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt anbieten. Personelle Anforderungen (denken Sie an die 15 Ärzte für 3 Notaufnahmen) verschärfen die Situation weiter. Wird z.B. Finsterwalde ausgebaut, verschlechtert sich die Versorgung und Erreichbarkeit in und um Elsterwerda und Herzberg. Andersrum zeichnet sich das gleiche Bild ab.
Die bisherigen Standorte sollen als Gesundheitszentren erhalten bleiben, vergleichbar mit früheren Polikliniken mit direkter Anbindung an den zentralen Krankenhaus-Neubau. Für jeden einzelnen Standort werden Nachnutzungskonzepte erarbeitet und genauestens geplant. Wir sind schon dabei, erste Umsetzungen laufen.
| Angebote | |
| • | Bündelung ambulanter Medizin als Orte ambulanter Gesundheitsversorgung |
| • | Polikliniken mit Haus- und Fachärzten verschiedenster Fachgebiete -{{gt}} Erweiterung der jetzigen Fachrichtungen |
| • | Spezialsprechstunden in Kooperation mit Uniklinik Cottbus, Telemedizin, Sanitätshäuser, Apotheken, Physiotherapien, Ergo- und Logopädie, Krankenkassen, Pflegeeinrichtungen, etc. |
Warum ambulante Zentren? | |
| Deutschlandweit gibt es 99.000 Haus- und Facharztpraxen. Täglich werden dort rund 3,8 Mio. Patienten behandelt. Die Ambulante Behandlung ist der wichtigste und erste Kontakt für die meisten Patienten! | |
| • | Arztpraxen sind somit die erste Anlaufstelle der Patientenversorgung ohne lebensbedrohlichen Charakter |
| • | In 2023 waren mehr als 5.000 Hausarztstellen bundesweit unbesetzt. |
| • | Bis 2035 wird die Zahl auf 11.000 Hausärzte ansteigen. |
| • | 40% aller Landkreise werden dann unterversorgt oder davon bedroht sein. |
| • | Der Landkreis Elbe-Elster ist schon jetzt von Unterversorgung bedroht. Wie soll die Versorgungssituation in 10 Jahren aussehen, wenn wir untätig bleiben? Wir müssen heute an eine sichere Zukunft von Morgen denken. |
Die Gesundheitszentren werden neben den engen Verknüpfungen untereinander auch direkt mit dem Krankenhaus vernetzt sein. Sodass ein Patient oder eine Patientin, die die ambulanten Strukturen in den Gesundheitszentren aufsucht, schnell und einfach im Bedarfsfall an das Zentralkrankenhaus weitergeleitet werden kann. Wir verkürzen Wege und vermitteln aus den Gesundheitszentren direkt Kontakte und Termine in die neue Klinik oder zu Partnern wie die Uniklinik Cottbus.
Zur Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft gibt es den Krankenhaustransformationsfond. Dieser bietet Fördermittel für folgende Fördertatbestände:
| • | Fördertatbestand 1: Vorhaben zur standortübergreifenden Konzentration akutstationärer Versorgungskapazitäten | |
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| o | Zusammenführung aller drei Krankenhausstandorte zu einem neuen Zentralklinikum oder |
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| o | Zusammenführung aller drei Krankenhausstandorte in einem bereits vorhandenen Standort |
| • | Fördertatbestand 2: Umstrukturierung eines bestehenden Krankenhausstandortes als sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung | |
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| o | Schaffung ambulant-stationärer Versorgungszentren (inkl. Poliklinik) |
| • | Fördertatbestand 3: Bildung telemedizinischer Notfallstrukturen | |
| • | Fördertatbestand 4: Bildung und Ausbau von Zentren zur Behandlung von seltenen, komplexen oder schwerwiegenden Erkrankungen an Hochschulkliniken | |
| • | Fördertatbestand 5: Bildung und Fortentwicklung von regional begrenzten Krankenhausverbünden verschiedener Träger mit mindestens zwei Krankenhäusern zum Abbau von Doppelstrukturen | |
| • | Fördertatbestand 6: Bildung integrierter Notfallstrukturen | |
| • | Fördertatbestand 7: Vorhaben zur dauerhaften Schließung eines Krankenhauses oder von Teilen eines Krankenhauses | |
| • | Fördertatbestand 8: Schaffung zusätzlicher Ausbildungskapazitäten (in der Pflege) | |
Mit unserem Konzept erfüllen wir die ersten beiden genannten Fördertatbestände und sind laut Brandenburgs Gesundheitsministerin Müller förderfähig und haben eine realistische Chance auf Fördermittel!