Titel Logo
Kreisanzeiger für den Landkreis Elbe-Elster
Ausgabe 8/2024
Aus der Kreisverwaltung
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Verfahrenslotsen helfen Familien bei Eingliederungshilfe

Gesetzlicher Anspruch auf Beratung und Unterstützung für junge Menschen mit (drohender) Behinderung / Fachliche Begleitung durch den Behördenprozess

Seit Jahresbeginn gibt es im Landkreis Elbe-Elster ein zusätzliches Beratungsangebot in der Kreisverwaltung: Jungen Menschen mit (drohender) Behinderung steht danach ein neuer gesetzlich festgeschriebener Anspruch auf Beratung und Unterstützung bei allen Fragen der Eingliederungshilfe durch sogenannte Verfahrenslotsen zu. Im Landkreis Elbe-Elster ist diese Aufgabe im Amt für Jugend, Familie und Bildung angesiedelt.

Hintergrund der bundesweiten Einführung von Verfahrenslotsen ist das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG), das in einem Stufenmodell bis 2028 unter anderem die Leistungen für junge Menschen mit und ohne Behinderung unter dem Dach der Kinder- und Jugendhilfe zusammenführt.

Eingliederungshilfe ist eine Hilfe zur Gleichstellung. Die Eingliederungshilfe bezieht sich auf alle Arten von Behinderung. Verschiedene Hilfen ermöglichen es den Betroffenen, trotz behinderungsbedingter Einschränkungen ein vollwertiges Leben in der Gesellschaft zu führen. Nachteile (im Vergleich zu gesunden Menschen) werden also durch die Eingliederungshilfe kompensiert.

Die Verfahrenslotsen haben in diesem Zusammenhang im Wesentlichen zwei Aufgaben. „Ein Schwerpunkt der Arbeit ist es einerseits, Betroffenen aufzuzeigen, welche Leistungsansprüche überhaupt bestehen“, erläutert Amtsleiter Rainer Pilz und ergänzt: „Die Verfahrenslotsen begleiten die Anspruchsberechtigten auf Wunsch durch den gesamten Prozess. Sie helfen beim Stellen von Anträgen, sollen bei der Verwirklichung von Ansprüchen unabhängig unterstützen und darauf hinwirken, dass die Rechte tatsächlich in Anspruch genommen werden. Sie nehmen also in erster Linie eine beratende Tätigkeit für Betroffene selbst und deren Angehörige ausschließlich zu Hilfen für Kinder und Jugendliche ein, leisten jedoch keinen Rechtsbeistand.“

Die Hilfe durch die Verfahrenslotsen kann aber auch praktisch sein, z.B. wenn jemand mit dem Antrag überfordert ist oder gern begleitende Unterstützung bei einem Gespräch mit der bearbeitenden Stelle hätte. Dort gibt es Unterstützung passend zum Einzelfall bis hin zur Frage, „was mache ich, wenn es mit der Hilfe nicht so wirklich rund läuft?“ Wichtig dabei: Die Verfahrenslotsen sind in ihrer Tätigkeit unabhängig. Das heißt, sie stehen ausschließlich hinter den Betroffenen und deren Unterstützungsbedarf. Dennoch haben sie als Teil des Amts einen direkten Einblick in die Strukturen der Kreisverwaltung und können dadurch bestmöglich beraten und begleiten.

Adressaten des Angebots sind junge Menschen (bis 27 Jahre), die Leistungen der Eingliederungshilfe wegen einer (drohenden) körperlichen, geistigen und seelischen Behinderung geltend machen oder für die Eingliederungshilfeleistungen in Betracht kommen sowie deren Mütter, Väter, Personensorge- und Erziehungsberechtigte.

Darüber hinaus unterstützen die Verfahrenslotsen den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe bei der Zusammenführung der Leistungen der Eingliederungshilfe für junge Menschen in dessen Zuständigkeit.

Im Landkreis Elbe-Elster sind Anne Sophie Ehrentraut und Lada Vulprecht-Kosatova die neuen Verfahrenslotsinnen. Sie haben von Anfang an damit begonnen, ein enges Netzwerk zu anderen Reha-Trägern, Leistungsanbietern und Beratungsstellen aufzubauen. „Das neue Hilfsangebot durch unsere Verfahrenslotsinnen dient - zusätzlich zu anderen Instrumenten - dem langfristigen Ziel, Hilfen für Kinder, Jugendliche und junge Menschen mit und ohne Behinderungen aus einer Hand zu gewähren“, unterstreicht Rainer Pilz.

Erreichbar sind die beiden Verfahrenslotsinnen Anne Sophie Ehrentraut und Lada Vulprecht-Kosatova telefonisch unter 03535 46 3663 bzw. per E-Mail über verfahrenslotse@lkee.de oder persönlich nach Absprache. Die Verfahrenslotsinnen sind darüber hinaus im gesamten Landkreis unterwegs und bieten ihre Unterstützung an, damit Kinder und Jugendliche, trotz schwieriger Gegebenheiten, die besten Voraussetzungen für ein vollwertiges Leben in der Gesellschaft erhalten. (tho)