(zum Kalender „Elsterwerda Ein Blick zurück 2025“, Monatsblatt Oktober)
Von der Präparande zur Berufsschule und zum Oberstufenzentrum (OSZ)
Wie bereits seit dem Amtsblatt Januar 2025 in monatlicher Folge wird es in diesem Monat ebenfalls, ergänzend zu den Fotos im Kalenderblatt, Interessantes zur Geschichte der Präparande und Berufsschule in der Elsterstrasse zu berichten geben.
Präparande
Im Jahr 1858 wurde in Elsterwerda durch den Seminarlehrer Einicke eine private Vorbereitungsschule für das Lehrerseminar (1857 gegründet) mit zunächst 3 Präbaranden eingerichtet. Diese Zahl steigerte sich im Laufe der Jahre, so z.B. 1862 schon auf 45 Präparanden. Durch den weiter ansteigenden Bedarf wurde es nötig, dafür ein eigenes Gebäude zu schaffen, da der bisherige Unterricht z.T. in Privaträumen bzw. angemieteten Räumen in der Stadtschule und im „Hofgartenhaus“ durchgeführt wurde. So wurde 1898 eine Präparandenanstalt in der Elsterstraße 3 errichtet. Dies war möglich, weil die Seminarlehrer Oberfeld, Nadler und Straube von der Stadt Elsterwerda ein geeignetes Bauland in der Elsterstraße kaufen konnten und Baumeister Friedrich Jage mit dem Bau beauftragten. An der Präparande wurden Schüler, nach dem Abschluss der Volksschule, auf das Studium am Lehrerseminar im Elsterschloss vorbereitet.
Das Gebäude war ein „massiver Backsteinbau“, „der 105 Zöglingen Wohn- und Unterrichtsräume bot“. Im Kellergeschoss befanden sich Küche, Vorratszimmer, Waschsäle und Speisesaal. Im Erdgeschoss waren die Wohnungen der Lehrer, des Hausmeisters und die Lehrsäle. „Im ersten Stock befanden sich die luftigen Schlafsäle, die Kranken- und zwei Lehrerzimmer. Der zweiten Stock beherbergte die zahlreichen Räume für Klavierübungen und den Orgelsaal.“ Im Hof waren eine Halle, ein „Lichthaus“ und Stallungen angeordnet. Einen Garten und einen Turn -und Spielplatz gab es ebenfalls.
Nachdem 1926 das Lehrerseminar geschlossen wurde, nutzte die Oberrealschule dieses Gebäude, neben dem Schloßgebäude, als zusätzliche Schulräume.
Berufsschule
Am 9.10.1902 wurde in der Volksschule eine Gewerbliche Fortbildungsschule eröffnet, mit anfangs 40 Lehrlingen aus den Bereichen Metall- und Holzverarbeitung, Handel und Nahrungsmittelgewerbe.
Am 1.09. 1938 wurde durch den Kreistag die allgemeine Berufsschulpflicht beschlossen und eine Kreisberufsschule gegründet. Da nun die Unterrichtsräume für die gestiegenen Schülerzahlen nicht mehr ausreichend waren, wurde 1939 die ehemalige Präparande, zuletzt als Reichsarbeitsdienstlager genutzt, aufgekauft und als Kreisberufsschule eingerichtet. Am Kriegsende 1945 war auch diese Schule geschlossen worden und wurde eine Zeit lang als Umsiedlerlager genutzt. Nach der Auflösung des Umsiedlerlagers und einer Zwischennutzung des Gebäudes der ehemaligen Privatschule Heinrich-Heine-Straße bis 1946 wurde die Berufsschule wieder in der Elsterstraße eröffnet. Der Neuanfang mit zusammengewürfelten Möbeln, ohne Schreibmaterial und Fachbücher, schlecht geheizten Räumen und mit Fenstern, die mit Igelit und Pappe verschlagen waren, war schwer. Lehrer und Schüler ergriffen nach dem Unterricht die Initiative und reparierten selbst die Möbel, besserten die Fenster aus, malerten die Unterrichtsräume und fertigten Lehrmittel an. Die Lernbedingungen verbesserten sich. So wurde 1959 eine alte Baracke in eine Turnhalle umgebaut. Aus der Kreisberufsschule wurden im Laufe der Jahre die gewerbliche, die landwirtschaftliche und die kaufmännische Berufsschule, die aber 1960 wieder zur allgemeinen Berufsschule vereinigt wurden. Als Direktoren wurden im Laufe der Jahre Walter Huke, Walter Jentzsch und Rudolf Lüftner benannt. Die Kommunale Berufsschule erhielt vermutlich um 1970 den Namen „Hermann Duncker“, den sie bis 1989/90 trug.
Ergänzend zur Berufsschule wurde 1983 für die auswärtigen Schüler ein Lehrlingswohnheim in der Elsterstraße eröffnet. Im Jahr 1983 wurde außerdem eine Fotomappe herausgegeben, die Innen- und Außenansichten der Schule und des Lehrlingswohnheimes zeigen.
Nach der Wende 1989/90 wurde aus der Berufsschule in der Elsterstraße ein Teil des neugebildeten Oberstufenzentrums (OSZ) Elbe-Elster. Neben den verschiedenen Berufsschulklassen war es nun möglich die gymnasiale Oberstufe zu besuchen und das Abitur mit Schwerpunkt Wirtschaft, in Kooperation mit dem Elsterschloss-Gymnasium, zu erwerben.
Von 2002 verschoben auf den 26.02.2003 wurde das Jubiläum „100 Jahre berufliche Bildung in Elsterwerda“ mit einer Feierstunde an der Schule begangen, wie ein Artikel in der Lausitzer vom 27.02.2003 Rundschau aufschreibt.
Am Standort Elsterstraße 3 wurde die Ausbildung in kaufmännischen Verwaltungsberufen sowie im Berufsfeld der Lagerlogistik ermöglicht.
Das Gebäude erfuhr außerdem eine umfassende Sanierung und die Schüler können in modernen Unterrichtsräumen lernen.
Derzeit befindet sich die Abteilung 3 des OSZ Elbe-Elster, Standort Elsterwerda in der Elsterstraße 3 und es ist die Ausbildung zu Verwaltungsfachangestellten, Verkäufern, als Kaufmann im Groß- und Außenhandel und im Einzelhandel möglich.
Leider ist die Berufsschulgeschichte Elsterwerdas noch nicht umfassend erforscht und es liegt auch nur wenig Material im Historischen Stadtarchiv vor. Vielleicht findet sich z.B. eine ehemalige Lehrkraft im Ruhestand, die sich mit der Geschichte der Berufsschulen beschäftigen möchte.
Im kommenden Amtsblatt wird es wieder einen Artikel, passend zum Kalenderblatt zur Schulgeschichte der Landwirtschaftlichen Winterschule/ Walter-Husemann-Schule geben, aufgeschrieben von Margarete Noack.