(zum Kalender „Elsterwerda Ein Blick zurück 2025“, Monatsblatt Februar)
Wie in den Artikeln StadtGeschichte(n) 12.0 und 12.1 im Amtsblatt Januar 2025 angekündigt, schreibe ich heute, passend zum Kalenderblatt Februar, zur Geschichte der Schulen im Schloss von Elsterwerda.
Das Elsterwerdaer Schloss ist aus einer alten Burganlage, die 1288 erstmals urkundlich erwähnt wurde, hervorgegangen. Die Besitzer waren im Laufe der Jahrhunderte die Familien von Köckritz, von Maltitz und von Rohr. Im Jahr 1708 wurde Waldemar von Loewendal Besitzer und lies ein Barockschloss erbauen, welches 1727 bei einer Zwangsversteigerung an den sächsischen König August den Starken verkauft wurde. Dieser schenkte es seiner Schwiegertochter Maria Josepha von Österreich und das Schloss wurde umfassend erweitert und umgebaut und als Lust- und Jagdschloss genutzt. Von 1776 bis 1796 nutzte der Herzog von Kurland das Schloss als Sommerresidenz und ließ u.a. das Offizienhaus, die spätere Stadtschule, erbauen. Nach dem Wiener Kongress 1815 kam das Schloss in preußischen Besitz und diente als Domänenverwaltung, Kreisgericht, Standesamt und Wohnung für Richter, Steuer- und Forstbeamte.
Um den steigenden Bedarf an Lehrern im neuen preußischen Regierungsbezirk Merseburg zu decken, wurde ein weiteres Lehrerseminar im Land geplant und konnte 1857, nach Umbauarbeiten im Schloss Elsterwerda, übergeben werden. Die Eröffnung erfolgte mit 19 „Zöglingen“ und 1850 war die „etatsmäßige“ Anzahl von 60 Seminaristen erreicht, welche sich bis 1901 auf 90 steigerte. Auch wurde 1878 vom Elsterwerdaer Baumeister Friedrich Jage eine Seminarturnhalle auf dem Schlossgelände erbaut. Das Seminar bestand bis zum 1. April 1926. „Neunundsechzig Jahre Seminarstadt bedeuteten für Elsterwerda eine gesellschaftliche und kulturelle Aufwärtsentwicklung.“
Ab 1929 gab es dann die Oberrealschule Elsterschloss, welche die einzige staatliche Aufbauschule im damaligen Kreis Liebenwerda war, an der begabte Schüler mit dem Abschluss der 8.Klasse Volksschule nach 4 Jahren das Abitur ablegen konnten. Die Oberrealschule wurde im Jahr 1938 in „Deutsche Oberschule“ umbenannt.
Während des 2. Weltkrieges wurde 1944 ein Hilfslazarett im Schloss eingerichtet und ab Mitte April 1945 wurde der Unterricht sogar ganz eingestellt und erst am 1. Oktober 1945 wieder aufgenommen. Die Schule hieß dann bis 1959 „Oberschule Elsterschloß“ und es gab viele Veränderungen. So gründete sich im Januar 1948 eine FDJ-Schulorganisation (FDJ = Freie Deutsche Jugend) und vermutlich ab 1949 wurde die Bekränzung der Schulabgänger eingeführt, die sich zu einer langjährigen Tradition entwickelte, die auch heute noch fortgeführt wird (Amtsblatt 6/2019).
Schüler und Lehrer der Schule engagierten sich auch in der Stadt und beteiligten sich aktiv an der Enttrümmerung des Marktplatzes im Jahr 1952.
Ab 1959 wurde die Schule dann als „Erweiterte Oberschule“ (EOS) bezeichnet und erhielt am 17.Mai 1969 den Namen „Wladimir Komarow“ (sowjetischer Kosmonaut, der 1967 bei einer Weltraummission verstarb). Es erfolgten einige Modernisierungen und Neuerungen an der Schule. So gab es ab 1973 ein neues Sprachkabinett, 1977 eine moderne Schulküche mit Speisesaal im Südflügel des Schlosses und die Übergabe der neuenTurnhalle. Im Jahr 1982 wurde gar ein Klubkeller für die Schüler eingerichtet und auch ein neues Internatsgebäude übergeben. Im Mai 1984 ergab eine Bilanz, dass in den letzten 15 Jahren 1 158 Abiturienten die EOS besucht hatten.
Die Wiedervereinigung 1990 brachte auch für diese Schule viele Veränderungen. So wurde aus der einstigen EOS ein Gymnasium, welches ab 1991/92 „Elsterschloss-Gymnasium“ benannt wurde. Es wurde 1994 auch die alte Turnhalle (im Kalenderblatt abgebildet) abgerissen. Ab 1995 erfolgte die umfassende Sanierung der Schule im Schloss und der Nebengebäude in mehreren Bauabschnitten, und 1997 auch der Baubeginn der neuen Mehrzweckhalle. Während der Sanierung des Schlosses fand der Unterricht in verschiedenen Gebäuden in Elsterwerda und in einem Schulcontainer, „Mobile Schule“ genannt, statt und die Schüler mussten z.T. bis 1999 „auf Wanderschaft“ gehen. Das sanierte und seit 1999 wieder als Schule nutzbare Schloss besitzt nun wunderschöne Klassenzimmer, einen als Aula genutzten Festsaal und auch die Freitreppe zum Park kann wieder genutzt werden, z.B. für die jährlich stattfindende „Bekränzung“ der Abiturienten u.a.
Und so hat sich unsere Schule im Schloss, das Elsterschloss-Gymnasium, zu einer der schönsten und besten Schulen in Deutschland entwickelt.
(Sehr ausführlich über die Schloss- und Schulgeschichte, und hier z.T. auch als Quelle genutzt, wurde in einer Sonderausgabe des Elsterwerdaer Stadtanzeigers 15/2000 berichtet, niedergeschrieben von Frau G. Maucher vom damaligen Fremdenverkehrsbüro der Stadtverwaltung Elsterwerda.)