(zum Kalender „Elsterwerda Ein Blick zurück 2025“, Monatsblatt März)
Die Höhere Privatschule
Da der diesjährige historische Kalender von Elsterwerda Fotos zur Schulgeschichte und zu den Schulen in Elsterwerda und seinen Ortsteilen zum Thema hat und ich bei der Recherche dazu noch viel Interessantes fand, wird in diesem Jahr monatlich, passend zum jeweiligen Kalenderblatt, ein Artikel im Amtsblatt erscheinen.
In diesem Monat sind Fotos von der ehemaligen Privatschule in der Heinrich-Heine-Straße abgebildet. Heute befindet sich in diesem Gebäude die DRK-Kindertagesstätte „Stadtmäuse“.
Ab 1897 gab es in Elsterwerda eine Höhere Private Knabenschule, welche anfangs 2 Klassenräume im Rathaus, Eingang von der Jagestraße, und 2 Klassen in der Breiten Straße im Haus von Schuhmacher Oehmigen (heute Friedrich-Engels-Straße 3) untergebracht hatten (siehe auch 2 Fotos im Kalenderblatt Januar). Ab 1908 gab es dann auch für Mädchen die Möglichkeit eine höhere Schule im Ort zu besuchen, da ab 27.April nun die „Höhere Knaben- und Mädchenschule in Elsterwerda“ eingerichtet wurde. Dazu fanden wir im „Amtsblatt der königlichen Regierung zu Merseburg“ vom 21. März 1908
folgende Verfügung: „315. Dem Kgl. Kreisschulinspektor Superintendenten Fr. Steiner in Elsterwerda haben wir die jederzeit widerrufliche Erlaubnis zur Leitung der höheren Privat-Knaben- und Mädchenschule daselbst erteilt…“. Auch aus einer Annonce und einem ausführlichen Artikel vom 8. Februar 1908 im Liebenwerdaer Kreisblatt erfahren wir, dass zu Ostern eine höhere Mädchenschule eingerichtet werden soll. Im Lehrplan standen dann folgende Unterrichtsfächer: Religion, Deutsch, Französisch, Rechnen, Erdkunde, Naturwissenschaften, Zeichnen, Schreiben, Handarbeit und Gesang. Später kamen noch Englisch, Weltgeschichte, Literatur und Kunstgeschichte dazu. Diese Schule war, den Statuten nach, ein eingetragener Verein, der von einem Vorstand, bestehend aus dem Schulleiter, dem Bürgermeister und 6 Vertretern der Hausväterversammlung, geleitet wurde. Im Stadtarchiv befindet sich eine „Quittungskarte“ der Schule, in der die „Statuten“ abgedruckt sind und auch die Zahlung des jeweiligen Schulgeldes quittiert wurde. Dieses wurde quartalsweise bezahlt und betrug anfangs 15,- Mark monatlich, aber z.B. im Jahr 1921 insgesamt 475 Mark, im Jahr 1922 dann schon 4480 Mark und im Jahr 1923, bedingt durch die Inflation, wurde wöchentlich abgerechnet. So mussten am 8.11.1923 „55 Milliarden“ Mark und am 28.11.1923 schon „900 Milliarden“ Mark Schulgeld für eine Woche bezahlt werden!
Ein eigenes Schulgebäude erhielt die Schule erst durch einen Neubau (Baubeginn 1910) in der heutigen Heinrich-Heine-Straße 6, der Ostern 1913 bezogen wurde. Als Sportraum diente die Aula im ersten Stock, in der u.a. ein Konzertflügel stand. Auch trugen die Privatschüler*innen Schülermützen mit verschiedenfarbigen Umrandungen, so dass erkennbar war, welche Schule und welche Klassenstufe besucht wurde, z.B. rote Mützen mit schwarz-weiß-rotem Band. Diese Mützen wurden von den Hutmachermeistern Albert Barth und Throniker in Elsterwerda gefertigt.
Die „Höhere Private Knaben- und Mädchenschule“ bestand bis zum 31.März 1938, da sie ab 1. April 1938 mit der Oberrealschule „Elsterschloss“ zur „Deutschen Oberschule/ Elsterschloßschule“ vereinigt wurde.
Im Stadtarchiv liegen Fotos vor, die zeigen, dass z.B. 1939 in diesem Gebäude Kochkurse für Mädchen durchgeführt wurden.
Nach 1945 wurde dieses Gebäude für verschiedenste schulische Einrichtungen genutzt. So war von 1968 bis 1985 die Hilfsschule „Fritz Weineck“ dort untergebracht, die sich heute als Förderschule im Stadtteil West befindet.
Mit dem 1. August 1989 zog ein Kindergarten bzw. eine Kindertagesstätte (Kita) ein, die sich seit 1993 in Trägerschaft des DRK befindet und seit Juni 2003 den Namen „Stadtmäuse“ trägt.
So dient dieses Gebäude seit nunmehr über 100 Jahren pädagogischen Zwecken und kann seitdem von den Kindern unserer Stadt genutzt werden.
Im Amtsblatt April wird es, wieder passend zum Kalenderblatt, Geschichtliches zur Schule im Stadtteil Biehla geben, dieses Mal aufgeschrieben von Margarete Noack (ehrenamtliche Mitarbeiterin im Stadtarchiv Elsterwerda).