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Amtsblatt für die Stadt Elsterwerda
Ausgabe 5/2023
Nichtamtlicher Teil
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Katholische Kirchgemeinde Elsterwerda - Historisches und persönliche Erinnerungen

Erstkommunion 1953 - vor der Tür des Pfarrhauses Pfarrer Stahlschmidt

Verabschiedung von Pfarrer Herbert Nowak - Bildmitte vorn, hinter den beiden Ministrantinnen in Rot, links neben ihm Pfarrer Hilbrich

Im Mai des Jahres 1913 erfolgten der erste Spatenstich und die Grundsteinlegung zum Kirchbau in der Heinrich-Heine-Straße und bereits am 28. September des gleichen Jahres wurde die Kirche der „Sieben Schmerzen Mariens“ geweiht.

Der erste Pfarrer war Franz Schaefer, der von 1907 bis 1909 in einem angemieteten, 80 m² großen Raum, der als Betsaal diente, die heilige Messe feierte. (Ecke Berliner Straße, Rudolf-Breitscheid-Straße, heute DHH)

Am 3. April 1936 wurde mit der Errichtung des Pfarrhauses begonnen und von 1940 bis 1956 wirkte Pfarrer Franz Stahlschmidt als Seelsorger der Gemeinde, der sicherlich noch den älteren Gemeindemitgliedern in Erinnerung geblieben ist. Er erlebte die Befreiung der Stadt am 22. April 1945 hautnah mit und hielt das Geschehen in der Kirchenchronik fest..

74 gefallene Sowjetsoldaten wurden auf Anweisung eines Offiziers auf dem Kirchengrundstück bestattet und im Oktober auf den Bergfriedhof, den heutigen Ehrenfriedhof, umgebettet.

In dieser Zeit wuchs die katholische Kirchgemeinde sehr stark durch die Heimatvertriebenen vor allem aus Schlesien und dem Sudetenland an. Oft reichte der Platz in der kleinen Kirche nicht aus und besonders an Feiertagen standen viele Gläubige noch im Eingangsbereich und vor der Kirche.

1953, da ging ich in die 3. Klasse, feierten wir meine Erstkommunion. Damals waren wir über 30 Kinder, die Mädchen in weißen Kleidern, wir Jungen meist in einem dunkelblauen Anzug und wurden von Ministranten und weiß gekleideten älteren Mädchen in die Kirche geleitet.

In den Sommermonaten fanden für die Kinder der Gemeindemitglieder jeweils drei Wochen Kindererholung, die durch ein reichhaltiges Ferienprogramm und gute Verpflegung gekennzeichnet waren, statt. Eine große Unterstützung bei der Durchführung waren die Schönstätter Marienschwestern, die damals in der Schillerstraße wohnten und Spenden der Caritas überwiegend aus Westdeutschland bzw. auch von Gemeindemitgliedern.

Wir Jungen durften auf dem Kirchengrundstück in Zelten übernachten, die Mädchen schliefen zu Hause. Dabei gingen um Mitternacht die Gespenster, gut getarnt zwischen Hecken und Sträuchern um. Natürlich war am nächsten Tag große Aufregung unter uns Ferienkindern, denn es stellte sich heraus, dass die mit Bettlaken verkleideten Gestalten die größeren Mädchen waren, die eigentlich hätten brav in ihren Betten liegen sollen.

Eine andere Begebenheit ist mir noch gut in Erinnerung: Wir wanderten zur Gaststätte „Waldeslust“, einem früher sehr beliebten Ausflugslokal und nahmen dort ein Mittagessen ein. Danach war ein Geländespiel angesagt, was immer eine gewisse Spannung in uns auslöste. Die Gegner hatten sich zwar gut versteckt, wurden aber von uns aufgespürt - bis auf einen: Es fehlte noch der „Häuptling“, unser Pfarrer. Die Suche war erfolglos, bis einige Trompetenstöße aus luftiger Höhe uns aufhorchen ließen. Wir erspähten unseren Herrn Pfarrer, gut getarnt hoch oben unter dem Blätterdach einer alten Eiche mit seiner Trompete.

Aus der Elsterwerdaer Kirchgemeinde gingen zwei Priester hervor - 1955 Alfred Nier und 1978 Michael Gambke, der heute in Tangermünde wirkt. Der letzte Priester unserer Pfarrei Elsterwerda war Pfarrer Herbert Nowak, der am 5. Oktober 2011 verabschiedet wurde.

Seit der Gründung bis zu ihrer Auflösung wirkten dreizehn Seelsorger zum Wohle der Gemeinde und der Stadt, bis am 21. November 2010 Elsterwerda zur neu gegründeten Pfarrei „Sankt Hedwig“ Lauchhammer mit den Gemeinden Lauchhammer, Elsterwerda, Hohenleipisch und Ortrand zugeordnet wurde. Der zuständige Pfarrer ist Werner Hilbrich. Der vergrößerte Pfarrbereich stellt für alle eine große Herausforderung dar und setzt ein Umdenken voraus. So wird zum Beispiel nur die untere Etage des Pfarrhauses von der Gemeinde genutzt und die obere Etage ist vermietet.

Wilfried Görlach