Mandolinengruppe ca. 1960
Sport und Freizeit der Schüler*innen
Der historische Kalender von Elsterwerda für 2025 hat die Schulgeschichte von Elsterwerda und seinen Ortsteilen zum Thema. Im letzten Monat war es die Geschichte der ehemaligen Stadtschule und in diesem Monat ist das Thema die Sport- und Freizeitgestaltung der Schüler und Schülerinnen in früheren Jahren.
Seit wann es das Unterrichtsfach Sport an unseren Schulen gibt, ist uns nicht bekannt. Aber wie man den Kalenderfotos entnehmen kann, fand z.B. 1935 Schwimmunterricht im Stadtbad am Holzhof statt. Auch Turnunterricht gab es, z.B. im Schlosshof (Foto 1928) oder in den jeweiligen Turnhallen am Schloss oder an den Berufsschulen. Auch kann ich mich an meine Schulzeit an der damaligen Rudi-Arndt-Oberschule (1966-1974) erinnern, dass wir meistens unseren Sportunterricht im Freien absolvierten, da diese Schule keine eigene Turnhalle hatte. Wir absolvierten unsere 100-Meter- und 800-Meter-Läufe im Stadtpark, manchmal gingen wir zum Sportplatz auf dem Holzhof. Ballspiele, Weitsprung u.a. machten wir auf einer kleinen Sportanlage am Schulhof bzw. auf dem Schulhof direkt. Schwimmunterricht fand im Stadtbad am Holzhof statt und wenn Sportunterricht draußen witterungsbedingt nicht mehr möglich war, mussten wir durch die Stadt „wandern“ und absolvierten unseren Sportunterricht als Gäste in den Turnhallen von der Erweiterten Oberschule am Schloss, der Berufsschule in der Elsterstraße und in der Feldstraße. Die Kinder der Schulen in den Ortsteilen Biehla und West hatten schon eigene Schulturnhallen zur Verfügung, in Biehla sogar ein eigenes Schulschwimmbad.
Die Freizeit der Kinder unserer Stadt gestaltete sich sicher ähnlich derer der Kinder in anderen Orten. Die Schulkinder hatten natürlich auch Hausaufgaben zu erledigen. Aber viele Kinder mussten sicher zuhause in Wohnung, Stall, im Garten, auf dem Feld und im Geschäft usw. mithelfen, also arbeiten. Die Mädchen sicher meist im Haushalt, sie lernten Kochen und verschiedene Handarbeiten, wie Sticken und Nähen. Manch größere Kinder mussten auch schon Geld verdienen mit kleineren Arbeiten in Geschäften und in der Landwirtschaft. Aber es gab auch Zeit zum Spielen, die Mädchen z.B. mit Puppen, die Jungen betätigten sich sportlich z.B. beim Fußball, beim Armbrustschießen u.a. Fotos im Bestand des Stadtarchivs zeigen Jungen beim Fußballspiel 1920-30er Jahre auf dem „Turnplatz“ an der Ludwig-Jahn-Straße, 1939 auf dem Sportplatz am Bahnhof Biehla, auf dem „Fußballplatz im Park“ und auf dem Sportplatz „Schwarze Erde“ in Biehla. Es gab auch jährlich Kinderfeste und in Vorbereitung dieser Feste waren die Kinder schon Wochen vorher damit beschäftigt, sich vorzubereiten und zwar immer gleich nach Unterrichtsschluss, die Hausaufgaben wurden in dieser Zeit nur nebenbei und erst abends gemacht, wie in einem Artikel der Elsterwerdaer Zeitung aus dem Jahr 1930 berichtet wird. Es gab auch verschiedene Sport- und Turnvereine, wo sich sicher auch schon die Schulkinder beteiligen konnten. Im Teil 3 der Schulchronik der Stadtschule (1945-1964) wird berichtet, dass die Kinder z.B. Altstoffsammlungen vornahmen, sich zu Pioniernachmittagen als Junge Pioniere trafen oder sich in den vielen Arbeitsgemeinschaften, die es z.B. ab 1949 an der Stadtschule, und auch an den anderen Schulen, gab, sportlich, musikalisch oder kreativ betätigten. Die Schulchronik der Stadtschule berichtet, dass 1961 eine Schulsportgemeinschaft „Lokomotive“ gegründet wurde. Auf Fotos sind z.B. 1960 die Mandolinengruppe mit Lehrer Landgraf und 1955 die Musikgruppe des „Hauses der Jungen Pioniere“ (heute Stadthaus), 1962 der Spielmannszug der BSG Lokomotive, der Spielmannszug des Elsterwerdaer Sportvereins 94 e.V. und die Chöre der Realschule Biehla und des Elsterschloßgymnasiums zu sehen. Und sportliche Betätigung fanden und finden die Kinder in den zahlreichen Sportvereinen, bei der früheren Sportwerbegruppe und beim Sportensemble Elsterwerda.
Dass es auch schon z.B. 1903 Schulferien gab, habe ich im letzten Artikel im Amtsblatt Mai berichtet. Und die Schulchronik der Stadtschule berichtet später auch über die Gestaltung der Ferien. So wurden in den Sommerferien 1952 „Ferienaktionen“ durchgeführt, die die Kinder zu Wanderungen in den Harz und zu Fahrten an die Ostsee führten. In den Herbstferien 1957 halfen Schüler und Lehrer bei der Kartoffelernte der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) „Einheit“, Krauschütz. In den Sommerferien fanden „Ferienspiele“ für die Schüler der 1.-4.Klassen statt, in denen die Kinder Ausflüge unternahmen, zum Baden in das Freibad am Holzhof gingen (Foto 1980) u.a. Viele Kinder hatten auch die Möglichkeit in die jeweiligen Betriebsferienlager der Betriebe der Eltern zu fahren. Es gab auch Pionierlager und z.B. 1961 ein Pioniertreffen, wohin auch einige Schulkinder fahren durften. Und natürlich besuchten viele Kinder in den Ferien Oma und Opa und manche fuhren mit ihren Eltern in den Sommer- oder Winterurlaub, z.B. an die Ostsee, ins Erzgebirge, an die Seen der Umgebung usw.
Wen mehr interessiert, für den wäre es sicher mal ein Thema, bei den nächsten Familienzusammenkünften, Familienfeiern o.ä. mal die Eltern, Großeltern, Urgroßeltern zu ihren Freizeit- und Ferienerlebnissen zu befragen und vielleicht sogar aufzuschreiben. Und es gibt sicher auch einige Fotozeugnisse dazu.
Für das nächste Amtsblatt zum Kalenderblatt Juli hat sich Ralf Uschner bereiterklärt über die Schule im Ortsteil Kraupa zu berichten.