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Amtsblatt für die Stadt Elsterwerda
Ausgabe 7/2024
Nichtamtlicher Teil
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Unser Radmarathon Elsterwerda – Vreden

Bei einer Rückreise aus unserer Partnerstadt Vreden kam Bernd Raum die Idee, mit unserem Verein, dem „SUN-SORT-TEAM“ Elsterwerda mit dem Fahrrad von Elsterwerda nach Vreden zu fahren. Nach kurzem Schweigen bei der Unterbreitung des Vorschlags bei den Vereinsmitgliedern war klar, das machen wir. Lukas Rosanke, Tom Alsdorf, Andreas Hönisch und Christian Benkhardt fahren die gesamte Strecke durch. Jan Stiehler, Tilo Pollack, Ralf Hönisch, Bert Bräunig und Bernd Raum wechseln sich so ab, dass immer mindestens 6 Fahrer auf der Strecke sind. Das Vorhaben kam bei den Bürgermeistern von Elsterwerda und Vreden ebenfalls gut an und wir konnten deren volle Unterstützung genießen.

Lukas und Andreas planen die Strecke akribisch. Tom organisierte 4 Begleitfahrzeuge und als Fahrerteam Mario Friedel und Holger Posselt für den Bus von „SV Preussen“ Elsterwerda. Ronny Wachsmann und Jana Spinde fahren einen PKW mit Fahrradträger genauso wie Frank Müller und Ralf Hönisch, der in den Fahrpausen Frank unterstützen will. Den Stadtbus fahren Anja Heinrich und Nadin Sirakowski.

Nachdem alle Teilnehmer ihr persönliches Training absolviert hatten, die Taschen mit Wechselsachen, genügend Verpflegung und Ersatzteilen gepackt waren, ging es am 14.06.2024 pünktlich um 12:00 Uhr vom Marktplatz in Elsterwerda los. Unsere Vereinsmitglieder Dirk Biebach, Peter Hoyer, Stephan Lipsky und Harald Rindfleisch unterstützen uns auf den ersten Kilometern.

Der erste Streckenabschnitt führt durch die Dahlener Heide zum Schladitzer See bei Leipzig, wo nach 105 km die erste Pause geplant ist. Im Zeitplan liegend kamen wir um 15:30 Uhr an. In der erste Pause füllten alle Fahrer ihre Getränke und Verpflegungsvorräte für den nächsten Abschnitt. Der 2. Abschnitt maß 109 km ging über Schkeuditz und Halle nach Kelbra am Fuße des Kyffhäusers. Nachdem die Städte hinter uns lagen, waren es ideale Bedingungen, der Wind ließ nach, die Straßen mit nur wenigen Ampeln und Kreuzungen waren gut und wir konnten flüssig pedalieren. In freudiger Erwartung auf eine Portion Nudeln mit Tomatensauce bei der nächsten Pause kurbelten wir munter weiter und genossen die Fahrt in den Abend. Die Straßen leerten sich, man spürte die Vorfreude auf das Eröffnungsspiel der EM. Gegen 20 Uhr erreichten wir den Campingplatz der Talsperre in Kelbra. Die Nudeln wurden bestellt. Die Wartezeit nutzten wir mit den Vorbereitungen für die bevorstehende Nacht. Die Beleuchtung wurde montiert, die Sonnenbrillen wichen den Brillen mit klaren Gläsern und wir zogen uns wärmer an. Die Getränke und die Verpflegung für die 3. Etappe wurden in den Trikottaschen verstaut. Frisch gestärkt ging es zum nächsten Abschnitt, dieser führte uns über Thüringen nach Niedersachsen, wo wir den Harz tangierten und mit dem Ziel Northeim die nächste Etappe mit 95 km in Angriff nahmen.

Über die Entwicklungen beim Länderspiel wurden wir aus den Betreuungsfahrzeugen auf dem Laufenden gehalten und bei uns lief es ähnlich gut. Der Wind kam faktisch zum Erliegen und wir fuhren dem Sonnenuntergang entgegen. Der Baustil und die Landschaft ließ es erkennen, wir waren im Harz angekommen. Die ersten 30 Kilometer bei absoluter Dunkelheit waren sehr fordernd Nach zirka 1,5 Stunden Nachtfahrt erlangten alle Fahrer etwas Sicherheit in ungewohnter Umgebung und man konnte die ganzen Lichter, Reflektionen und Schatten richtig einschätzen. Das galt auch für die Begleitfahrzeuge. Besonders unser Führungsfahrzeug, welches uns stets sicher und zuverlässig von Mario und dessen Co-Pilot und Navigator Holger den Weg durch die Nacht zeigte. Mit dieser erlangten Konstanz ging es nun zielstrebig zum Autohof nach Northeim, den wir um 0:30 Uhr erreichten. Bisher verlief die Nachtfahrt sehr gut. Wir lagen exzellent im Zeitplan und konnten mit 45 Minuten Vorsprung die nächste Etappe angehen. Die 4. Etappe war mit geplanten 47 km die kürzeste, der Weg führte uns nach Holzminden.

Es lief weiter gut, alle Beine kurbelten souverän weiter, zielsicher steuerten wir die Räder und Begleitfahrzeuge nach Holzminden durch die Nacht. Vereinzelt kamen noch Fußballfans aus den Kneipen und wunderten sich doch etwas über unsere Kolonne.

In Holzminden angekommen bestaunten uns einige wenige Nachtschwärmer, wir füllten routiniert unsere Vorräte auf, bereiteten uns auf die nächste Etappe vor. Diese führte jetzt schon nach NRW, es ging zum 73 km entfernten Campingplatz „Am Furlbach“, wo unser Cheforganisator Andreas eine Duschmöglichkeit und einen Gemeinschaftsraum für ein stärkendes Frühstück nach der Nacht organisiert hatte. Der Wind frischte mit einsetzender Dämmerung auf, so dass jetzt wieder Teamarbeit für ein zügiges und kraftsparendes Vorankommen wichtig waren. Eine Stunde vor Erreichen der nächsten Pause setzte Regen ein, der uns leider zu einer Pause im Wald unter Bäumen und in den Begleitfahrzeugen zwang. Dort warteten wir die schlimmste Phase ab. Völlig durchnässt und durchgefroren kamen wir gegen 6:00 Uhr am Campingplatz an, wo uns nett vorbereiteter Zettel uns herzlich willkommen hieß, welch tolles Gefühl, dass wir so unterstützt werden. Alle Fahrer wechselten rasch die Sachen und wärmten sich mit Decken auf, während die Betreuer uns ein herzliches Frühstück bereiteten, was die Strapazen der letzten 2 Stunden etwas vergessen machten.

Aufgrund der Wetterlage verlängerten wir die Pause, um möglichst trocken unsere Tour fortsetzen zu können. Der Zeitplan rückte in den Hintergrund und wir mussten vernünftige Entscheidungen treffen, um sicher nach Vreden zu kommen.

Wieder trocken, warm und gestärkt mit aufgefüllter Verpflegung starteten wir zur vorletzten Etappe, geplant waren 84 km über Bielefeld nach Münster. Bevor sich wieder die Wolken über uns sich verdunkelten, suchten wir frühzeitig Unterschlupf in einer Bushaltestelle. Kaum dort angekommen setzte wieder starker Regen ein und wir wurden erneut zu einer Pause von 90 Minuten gezwungen. Allerdings wurde es nun stets heller, die dunklen Wolken vom Himmel verschwanden komplett, jedoch der Gegenwind frischte weiter auf. Diese Umstände ließen die nächsten 40 km bis Münster sehr schwer werden. Es folgte wieder eine sehr schwierige Phase, der Speckgürtel von Münster mit engen Radwegen verhinderte eine gute Gruppenfahrt, der Sturm ließ viele Äste auf den Fahrradwegen zurück, zunehmender Ampelverkehr und der stetige Gegenwind machten die Fahrt nach Münster zu einem Härtetest.

Die letzte Pause in Münster wurde wieder genutzt, um sich zu verpflegen. Auch die nachgereisten Jana und Ronny stießen zu uns. Da Nadin noch etwas jünger als Lukas ist, starten in die letzte Etappe die Jüngste und Bernd als Ältester Seite an Seite.

Die letzte Etappe stand an, 69 km bis Vreden durch NRW in westlicher Richtung. Allen Beteiligten war klar, das wird unter den aktuellen Windbedingungen eine ganz harte Nummer, es ist noch mit zirka 3 Stunden Fahrzeit gegen den Wind zu rechnen. Jedoch bestand bei keinem, weder bei Fahrern noch Betreuern, im Ansatz Zweifel, es nicht zu schaffen. Auch alle Staffelfahrer machten sich fertig, nahmen die Fahrräder von den Trägern und wollten helfen, um in einer möglichst großen Truppe dem Wind zu trotzen.

Am Gescher Damm, 15 km vor Vreden reihen sich alle aktiven Radfahrer in die Gruppe ein. Auch Jana wird als aktive Radsportlerin den Marktplatz in Vreden erreichen. Unser Konvoi umfasste nun alle 11 Radler, was für ein tolles Bild.

Um 16.05 Uhr, nach 28 Stunden und 5 Minuten darf Bernd als Erster den Bürgermeister von Vreden begrüßen. Der Bürgermeister und der erste Beigeordnete sowie eine Mitarbeiterin hatten uns erwartet und uns herzlich willkommen geheißen und uns zu dieser Wahnsinnsleistung gratuliert. Was für ein herzlicher und respektvoller Empfang.

Wir schnaufen kurz durch, machen uns am Springbrunnen auf dem Vredener Marktplatz etwas frisch und werden zu einem etwas verspäteten Mittagessen vom Bürgermeister der Stadt Vreden eingeladen, das nach den vielen Riegeln und Gels natürlich gefeiert wird. Sehr gefragt sind jetzt auch herbere Getränke. Die Stimmung ist ziemlich ausgelassen. Wir überreichen der Vredener Empfangsdelegation einen Fahrradhelm und ein Trikot unseres Vereins mit den Unterschriften aller Teilnehmer der Fahrt.

Die Fahrt in einfachen Fakten: wir waren 28 Stunden und 5 Stunden Non-Stopp unterwegs, wir sind 21 Stunden gefahren, die Solisten legten 585 Kilometer mit einem Schnitt von 27,8 km/h zurück, dabei wurden 3.000 Höhenmeter bezwungen. Die Gruppe fuhr insgesamt 3.867 km. Es gab keinen Unfall und nur 2 Plattfüße.

Ein großes Dankeschön an die Betreuer, die uns stets sicher navigiert haben, uns verpflegt haben, einfach immer da waren und auf die wir uns immer verlassen konnten. Und am Rande bemerkt ist es eine genauso wahnsinnige Leistung, uns über 28 Stunden zu begleiten. Ohne euch wäre es nie möglich gewesen.

Im Hotel angekommen wartete auf alle die erwartete Dusche, im Anschluss wurde gemeinsam zu Abend gegessen, noch etwas Smalltalk und dann der wohlverdiente Schlaf.

Nach einem leckeren und reichhaltigen Frühstück lässt es sich der Vredener Bürgermeister nicht nehmen, uns persönlich zu verabschieden.

Der Heimweg erfolgt mit den Begleitfahrzeugen.

Und am Rande bemerkt, eine tolle Geschichte, dass uns die Bürgermeisterin an ihrem Geburtstag, den sie, wie sie sagt, nie vergessen wird, begleitet hat. Das ist auch für uns Sportler eine Form der Anerkennung.