Im diesjährigen historischen Kalender von Elsterwerda werden historische Fotos der Schulen Elsterwerdas und seiner Ortsteile gezeigt. In diesem Monat sind es Fotos der Schule in Kraupa. Ralf Uschner vom Museum Bad Liebenwerda hat sich bereit erklärt, für uns zur Geschichte dieser Schule ein paar Zeilen zu schreiben, da im Stadtarchiv nichts zur Schulhistorie Kraupas vorhanden war. Auch Herr Gerhard Herzog hat sich mit der Geschichte Kraupas und seiner Schule beschäftigt und dem Historischen Stadtarchiv nun seinen Artikel dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Aber diesen Text müssen wir an anderer Stelle bzw. ein anderes Mal veröffentlichen, da er doch umfangreicher ist.
Im Monat August wird es, wieder passend zum Kalenderblatt, Geschichtliches zur Schule Kotschka geben.
Von Ralf Uschner, Kraupa
Jedes noch so kleine Dorf hatte einst seine eigene Schule. Auch Kraupa hatte eine, nein, sogar drei Schulen. Die Schulpflicht kommt erst im 18. Jahrhundert, noch lange zeichnen viele mit drei Kreuzen in Verträgen. Zuerst gingen die Kraupaer Kinder gemeinsam mit denen aus Kahla nach Dreska in die dort 1717 gegründete Schule, die neun Jahre später der sächsische Kurfürst Friedrich August noch einmal bestätigte. Seinerzeit lebten in Dreska 29, in Kraupa 31 und in Kahla 24 Hauswirte. Lange waren die Kraupaer zum Kirchen- und Schulbau in Dreska bei Reparaturen verpflichtet.1772 richtet man in Kraupa eine eigene Schule ein.
Wer nach Kraupa kommt, gelangt als erstes an die Wendeschleife des Busses, die um eine alte Eiche mit weit ausladenden Ästen führt, unter ihr das Buswartehäuschen gegenüber dem ehemaligen Gasthof. Es ist die sogenannte Friedenseiche, errichtet nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Sie ist also bereits gut 150 Jahre alt. Errichtet wurde sie von der Gemeinde und den Schulkindern. Diese Friedenseiche findet sich heute noch in fast allen Dörfern, oft in der Nähe der Schule, die die Pflege des jungen Baumes übernahm.
Gegenüber der Haltestelle, neben dem einstigen Gemeindeamt, wird gerade ein altes Haus umgebaut. Es hat bereits ein neues Dach und neue Fenster bekommen. Es ist noch unverputzt und man erkennt rote und weiße Ziegelsteine, aus denen das Haus errichtet wurde. In der roten Ziegelwand, die älter ist, sind mehrere vermauerte und tieferliegende ehemalige Fenster zu erkennen. Ob es der alte Schulbau ist? Er muss es sein, eine alte Landkarte von 1855 verzeichnet an dieser Stelle den Standort der Schule. Nach 1860 wurde sie an den Korbmacher Johann Gottlieb Schemmel verkauft.
Mitten im Dorf hatte man eine neue Schule errichtet. Dort, wo noch heute der Glockenturm steht. Durch den Bahnbau und die Ansiedlung von Industriebetrieben im nahen Biehla stieg die Einwohnerzahl in Kraupa, neue Wohnhäuser waren entstanden. Neben den zahreichen Korbmachern hatten sich auch Industriearbeiter im Dorf angesiedelt. Im Dorf wollte man seine eigene Glocke, um zum Schulgang zu rufen, um morgens und abends den Tag ein- und auszulauten. Auch für Beerdigungen wollte man eine eigene Glocke. Der Dorflehrer übernahm mit seinen Schulkindern das Lauten der Glocke. Eine eigene Läuteordnung von 1852 regelte den Umgang. Seit dem letzten Dorffest erklingt in Kraupa, seit erfolgter Restaurierung des Glockenturmes, wieder die Glocke inmitten des Dorfes. Daneben steht linkerhand der heute verputzte, einst rote Ziegelbau des zweiten Schubaues.
Bis zum Ersten Weltkrieg war Kraupa so gewachsen, dass ein dritter und noch größerer Schulbau notwendig wurde. Dieser wurde unmittelbar am Sportplatz errichtet und ersetzte ab 1915 die Schule am Glockenturm. Am Kriegsende brannte die Schule ab, so dass Kraupa im Grunde mit dessen Wiederaufbau sogar einen vierten Schulbau erhielt. Kinder gehen hier nicht mehr in die Schule, nur der Straßenname (Schulstraße) erinnert noch daran.
Die Schule und die Schulkinder waren auch wichtige Kulturträger im Dorf. Dazu gehörten regelmäßige Theaterstücke, die gemeinsam inszeniert und auf dem Saal des Dorfgasthofes aufgeführt wurden. Natürlich waren die Lehrerschaft und die Kinder ebenso bei jedem Dorf- und Kinderfest und den damit verbundenen Umzügen dabei.
Mit dem Schuljahr 1970/71 wurde der Schulunterricht in Kraupa eingestellt. Frau Hartmann, Frau und Herr Sarnes waren die letzten Lehrerinnen bzw. Lehrer an dieser Schule. Ab sofort ging man in Biehla in die 1958-61 neu errichtete Polytechnische Oberschule. Um ein Haar wären die Kraupaer wieder nach Dreska in die Schule gegangen, doch das ist eine andere Geschichte.