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Amtsblatt Lossa Bote - Gemeinde Lossatal mit den Ortsteilen
Ausgabe 11/2023
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In Andenken an Horst Anders

Foto: „Horst Anders hält Lesestunde während einer Schülerfahrt, Ende 70er Jahre“

Ein ganz besonderer Musiklehrer ist verstorben

Horst Andes hat über Jahrzehnte mehrere Schülergenerationen nicht nur musikalisch, sondern vor allem geistig-moralisch gebildet. Dazu zählten ganz besonders die 30 Jahre der Hohburger Weihnachtskonzerte, das letzte fand 1991 mit über 20 Mitwirkenden statt. In zwei aufeinanderfolgenden Konzerten hörten und staunten damals mehr als 800 Gäste aus nah und fern, auf welch hohem Niveau das Ensemble aus Musikschülern und solchen, die ehemals bei ihm Unterricht hatten, die Weihnachtsbotschaft vermittelten. Das Wechselspiel von Flöten, von Streichern und von Sängern hat immer wieder die Zuhörer in die Welt der Hirten und Engel entführt. Dieses Wechselspiel, die warmen Töne der Flöten, die außergewöhnlichen Arrangements, das waren die Markenzeichen von Horst Anders und seiner unübertroffenen Zeit als Musiklehrer in Hohburg und Wurzen. Viele haben die CD des letzten Konzertes noch zu Hause und hören es bestimmt in den kommenden Wochen der Adventszeit.

Horst Anders wurde am 25. April 1931 in der schlesischen Kleinstadt Militsch geboren und verlebte dort eine glückliche Kindheit. Als er 13 Jahre alt war, wurde die Familie am Ende des 2. Weltkrieges im Januar 1945 unter furchtbaren Bedingungen vertrieben. Der Vertriebene landete im sächsischen Hohburg und heiratete hier 10 Jahre später seine Anita, mit der er so gern noch die Gnadenhochzeit, das 70. Hochzeitsjubiläum gefeiert hätte.

Während der Vertreibung erlebte der 13-Jährige, wie Säuglinge oder die Großmutter aus dem Zug raus in den Schnee gelegt wurden, weil sie bei minus 20 Grad im offenen Waggon erfroren waren und es irgendwie weitergehen musste. Das prägte ihn und immunisierte ihn lebenslang gegen alle Versuche kollektivistischer Staatstheorie und -praxis. Diese Erfahrungen hat er uns, seinen Schülern immer wieder vermittelt. Von Vater und Großvater, die dort als Lehrer, Kantor und Orgelbauer wirkten, hatte er seine große Musikalität und sein pädagogisches Talent geerbt. Dennoch wurde dem begnadeten Pädagogen 1959 am Gymnasium Wurzen mit der Begründung gekündigt „Sie mit Ihrer Einstellung können nicht länger an der Kaderschmiede des Sozialismus bleiben.“ Er ging zur Volksmusikschule, wo auch wir beide vor über 50 Jahren seine Schüler waren. „Anders“, sinnierte er manchmal, „anders wird es bestimmt, aber ob es auch besser wird …?

Horst Anders gehört auf jeden Fall zu denen, die die Welt ein Stück besser gemacht haben. Er bleibt vielen Menschen nicht nur im Muldental, sondern deutschlandweit unvergessen. Wir sind von ganzem Herzen dankbar, mit ihm eine prägende Zeit verbracht zu haben.

Dr. Helfried und Dr. Jürgen Schmidt