Getreideernte in Frohburg OT Greifenhain
Markus Dietrich und sein Sohn Lukas
Es gibt kaum einen Beruf, der so abwechslungsreich und vielseitig ist wie der des Landwirts beziehungsweise der Landwirtin. Einer von Ihnen ist Markus Dietrich aus Greifenhain. Im Gespräch verriet er uns etwas über die Freuden aber auch Sorgen, die mit einem landwirtschaftlichen Betrieb verbunden sind und lädt die Frohburger und Frohburgerinnen sowie die Gäste des 24. Sächsischen Landeserntedankfestes vom 22. bis 24. September ein, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Herr Dietrich, wer legte den Grundstock für Ihren Landwirtschaftsbetrieb?
Mein Vater Felix Dietrich hat den Hof in den 50er Jahren gekauft und unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen Landwirtschaft betrieben. Mit dem sogenannten Sozialistischen Frühling 1960 und der Kollektivierung der Landwirtschaft, musste er sich wie viele andere dem SED-Regime beugen und trat in die hiesige LPG ein. Nach der friedlichen Revolution im Herbst 1989 und der sich abzeichnenden Wiedervereinigung bestand für meinen Vater die Möglichkeit die eigenen Flächen aus der LPG herauszunehmen. Mit diesen gepachteten Flächen richtete er gemeinsam mit meinem Bruder Michael den Betrieb 1990 wieder ein. Auch heute hat die ganze Familie mit der Landwirtschaft zu tun. Meine Frau Ivonne ist seit 2017 Geschäftsführerin des Maschinen- und Betriebshilfering Rochlitz e.V., mein ältester Sohn Lukas studiert im 4. Semester Agrarwirtschaft an der Hochschule Anhalt in Bernburg und mein Jüngster, Pascal, macht eine Lehre zum Landmaschinenmechatroniker.
Wo liegt der Schwerpunkt Ihres Familienbetriebes?
Als Ackerbaubetrieb sind wir auf die pflanzliche Produktion ausgerichtet und spezialisiert. In unserem Betrieb stehen Winterweizen, Wintergerste, Winterraps, Mais und Zuckerrübe als Kulturen im Anbau. Dazu kommen einige Hektar Grünland sowie Stilllegung, Ackerrandstreifen und Luzerne. Wir bewirtschaften unsere Eigentums- und Pachtflächen von Frohburg bis Bad Lausick nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis und der Nachhaltigkeit. Die Bodenbearbeitung und Bestellung der Ackerflächen erfolgt dem jeweiligen Feld angepasst. Um den Boden zu schonen, ernten wir z. B. mit einem Raupenlaufwerk am Mähdrescher. Unser Ziel ist die langfristige Produktion mit dem Augenmerk auf Schonung der Ressourcen. Kurzfristiger Raubbau ist für uns kein Thema. Schließlich haben wir noch Mastrinder, für die wir ausschließlich unser eigenes Futter verwenden.
Die wenigsten wissen, welchen Umfang an Arbeit der Landwirt zu bewältigen hat. Mit welchen Arbeiten sind Sie aktuell beschäftigt?
Es heißt ja „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt…“ (lacht). Es ist so, dass wir Ende Februar / Anfang März schon Dünger ausbringen. Je nach Witterung wird mit der Frühjahrsaussaat begonnen. Das heißt, es wird Sommergetreide oder Erbsen gesät. Zurzeit ist bei den Niederschlägen jedoch nicht daran zu denken. Was nicht schlimm ist, denn ich freue mich über jeden Liter, den es regnet. Im April werden Mais und Zuckerrüben gesät sowie weitere Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen vorgenommen. Dem folgt im Mai der erste Grasschnitt für die Grassilage.
Was bereitet Ihnen Sorgen mit Blick auf die Landwirtschaft?
Es ist mittlerweile so, dass sich Landwirte, die ihre Flächen konventionell bewirtschaften, häufig einem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt sehen. Ein anderer steht wegen seiner Rinderhaltung in der Kritik, da diese zu viel Emissionen verursachen würden. Es ist das Bedürfnis vieler Menschen nach einfachen Antworten. Ein Beispiel: Wir bearbeiten den Boden mittlerweile ausschließlich pfluglos. Dieses Thema beschäftigt uns als Betrieb und mich als Landwirt besonders. Denn diese Art der Bodenbearbeitung ist jahrelang gefördert worden, um die Erosion durch Wind und Wasser zu mindern. Auch das Stroh bleibt liegen und dient als Barriere um das Niederschlagswasser zurückzuhalten. Allerdings benötigt man dazu einen Grubber und ein Pflanzenschutzmittel, um einen sauberen Saattisch zu erhalten. Doch allein der Einsatz von Mitteln zum Pflanzenschutz ist in Kritik und Verruf geraten. Selbst wenn wir durch die Spritze Düngemittel auf die Felder ausbringen, weckt dies negative Assoziationen. Aber es geht nun einmal nicht ohne. Würde ich den Boden pflügen, wäre die Gefahr, dass es den ganzen Mutterboden bei starkem Niederschlag ins Tal schwemmt, sodass die Keller volllaufen, um ein Vielfaches höher. Die Mühe, diese Zusammenhänge zu erkennen oder sich überhaupt erklären zu lassen, machen sich viele Menschen nicht. Da stößt man zum Teil auf taube Ohren. Wenn Menschen dennoch bereit sind mit mir ins Gespräch zu gehen, gemeinsam das Für- und Wieder betrachtet wird, erlebe ich häufig einen Aha-Effekt. Oftmals können Missverständnisse dann aus der Welt geschaffen werden.
Was ist das Besondere oder bereitet Ihnen Freude an Ihrer der täglichen Arbeit?
Die größte Freude ist für mich zu sehen, was man mit seiner Hände Arbeit geschaffen hat. Die Familie ist gesund, der Hof ordentlich, die Felder in einem guten Zustand und nicht zuletzt sind da noch meine zwei Jungs, die selbst Bock auf Landwirtschaft haben - das treibt mich an, dafür bin ich dankbar.
Sind gehen zahlreichen Ehrenämtern nach und engagieren sich für Ihre Mitmenschen. Wie werde Sie sich ins Landeserntedankfest einbringen?
Ja, wir organisieren und veranstalten eine „Hofweihnacht“, die in Greifenhain mittlerweile eine schöne Tradition ist und sich bei unseren Gästen großer Beliebtheit erfreut. Es bedeutet uns viel, dass man sich zum gemütlichen Beisammensein in weihnachtlicher Atmosphäre trifft und austauscht. Noch mehr jedoch, dass wir mit den Einnahmen und Spenden den Verein „Elternhilfe für krebskranke Kinder Leipzig e.V.“ unterstützen können. Zum Landeserntedankfest wird sich meine Frau in gewohnter Weise über den Maschinen- und Betriebshilfering mit einem Stand einbringen und wir als Familienbetrieb, über den Verein für Greifenhain. Das wird eine runde Sache!
Sie freuen sich also auf das Landeserntedankfest?
Auf jeden Fall! Dabei leitet uns als Familie und Landwirtschaftsbetrieb der Gedanke „Wir säen in Zuversicht und ernten in Dankbarkeit.“ Denn unser Überfluss sollte nicht als selbstverständlich begriffen werden. Bereits Kinder sollten mit allen Sinnen erfahren, woher ihr Essen auf dem Teller kommt und das Lebensmittel wertvoll sind. Der Kindergarten Greifenhain oder Klassen der Grundschule Frohburg nutzen daher gern die Möglichkeit unseren Hof zu besuchen, um einmal Stallluft zu schnuppern.
Wie sollte sich die Landwirtschaft zum Landeserntedankfest präsentieren?
Wir Landwirte sollten das Fest in Frohburg nutzen, um die Menschen über unsere tägliche Arbeit aufzuklären. Viele wissen leider gar nicht, wie vielfältig und modern der Beruf ist. Wir sind zwar ein kleiner Familienbetrieb mit einem Mitarbeiter, aber auch bei uns hält die Digitalisierung Einzug. Wir arbeiten mit einer automatisierten Sämaschine und intelligenten Pflanzenschutzspritze (Section Control). Das ist effektiv, denn sie schaltet sich automatisch ab, sodass es zu keiner Überlappung kommt. Auch der Dünger wird flächenspezifisch ausgebracht. Das schont nicht nur die Betriebsmittel, sondern auch die Natur. Zudem besitzt jeder Traktor ein GPS-gestütztes Parallelfahrsystem, dass eine Spurführung mit zwei Zentimetern Genauigkeit erlaubt.
Was möchten Sie den Frohburgern oder den Gästen im Vorfeld des Festes mit auf dem Weg geben?
Ich wünsche uns Frohburgern und allen Gästen natürlich ein vergnügliches Fest bei bestem Wetter. Gleichzeit wünsche ich mir für die Leistungen der Menschen in der Landwirtschaft mehr Anerkennung und lade die Besucher ein, sich mit uns Landwirten zu unterhalten. Wenn man sich wohlwollend begegnet und einander zuhört, dann bin ich überzeugt, ist vielen geholfen.