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MB Frohburg/Bad Lausick
Ausgabe 1/2025
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Unvergessen:

Bildquelle: https://zuklampen.de/buecher/sachbuch/geschichte/bk/1305-gefangen-in-floessberg.html

Gedenkstätte und Buch erinnern an das KZ-Außenlager Flößberg

Zwischen Ende 1944 und April 1945 wurde im Großen Fürstenholz bei Flößberg ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald betrieben. Das KZ Buchenwald hatte mehr als einhundert Außenlager zwischen Rhein und Elbe, in denen Zwangsarbeiter aus ganz Europa versklavt wurden. In Flößberg sollten kurz vor dem Ende des Krieges unter der Regie der Leipziger Hugo Schneider AG Panzerfäuste produziert werden.

Die Bilanz dieses Lagers sind insgesamt 1.900 Inhaftierte, mindestens 253 Lagertote in vor Ort und schätzungsweise noch einmal so viele Todesopfer durch die Evakuierung nach Mauthausen in Österreich.

Vor allem Menschen jüdischen Glaubens mussten in Flößberg unter unmenschlichen Bedingungen schwerste Arbeiten verrichten und versuchen, zu überleben. „Ein Tag in Flößberg“, so ein ehemaliger Gefangener, „war wie ein ganzes Leben im Tod. Der Dreck, der Schlamm, die Qualen, die Brutalität, das war jenseits aller Vorstellungskraft.“

Seit der Auflösung des Flößberger Lagers sind 80 Jahre vergangen - ein ganzes Menschenleben. Um die Erinnerung an die Gräuel dieses Ortes wach zu halten, braucht es nicht nur eine Gedenkstätte, die den Menschen sagt: Hier auf diesem Fleckchen Erde ist Schlimmes geschehen. Es braucht Zeugen und deren Zeugnisse. Und es braucht Menschen, die bereit sind, den dunkelsten Teil der Geschichte des deutschen Volkes anzunehmen, ohne dass sie ihn selbst erlebt haben.

In den vergangenen Dekaden seit der politischen Wende hatten wir das Glück und die Ehre, Zeitzeugen und deren Angehörige persönlich kennenzulernen. Der ehemalige Gefangene Stephen Casey, der mit seinem Besuch in den 90ern die geschichtliche Aufarbeitung dieses Lagers ins Rollen brachte. Der ehemalige Zwangsarbeiter Manny Drukier, den wir 2017 hochbetagt in der Gedenkstätte begrüßen konnten. Beide sind inzwischen verstorben. Die Zeit der Zeugen ist vorbei.

Vergänglich sind auch die Denkmale. Der Häftlingsfriedhof, der heute gleichzeitig Gedenkstätte ist, war in den 1990ern fast verschwunden und wäre nach 2000 fast komplett beseitigt worden. Heute kann der Friedhof von jedermann besucht werden. Eine Wegskizze finden Sie unter http://bit.ly/KZ-Friedhof.

Eine Chance zu überdauern hat das geschriebene Wort. Moritz Grothe ist der Urenkel von Max Michaelis, einem der Todesopfer dieses Lagers. Er hat im vergangenen Jahr zusammen mit dem Bad Lausicker Historiker Wolfgang Heidrich ein Buch über das Lager Flößberg veröffentlicht. Es trägt den Titel „Gefangen in Flößberg“.

Die Autoren verknüpfen die vielschichtigen Aspekte des Lagers Flößberg zu einem Gesamtbild von den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen über die Ideologie der Ausbeutung und Vernichtung, Täter, Opfergruppen, Lagersysteme; Aufbau, Betrieb und Evakuierung des Lagers, Häftlingstransporte, bis hin zu einzelnen Biografien.

Das Buch, für welches Grote und Heidrich Ende letzten Jahres mit dem Sächsischen Landespreis für Heimatforschung ausgezeichnet worden sind, ist nicht nur im Handel bzw. als E-Book erhältlich. In den Stadtbibliotheken Frohburg und Bad Lausick kann es auch ausgeliehen werden.

Torsten Wünsche

Förderverein Gedenkstätte Flößberg e. V.

www.fb.com/erinnerungsort