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MB Frohburg/Bad Lausick
Ausgabe 3/2025
Vereine
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Die Bad Lausicker Wandergruppe informiert

Die Wanderfreunde auf dem ehemaligen Bahndamm In Richtung Steingrundtal.

Die Wanderfreunde bei Ihrer Rast an der „Milchtankstelle“ Im Bad Lausicker Ortsteil Heinersdorf

Herr Gerhard Dathe mit einem seiner prämierten Sumpfbiber aus seiner Zucht

Am Gedenkstein zu den Mühlen sprachen Zeitzeugen. Frau Renate Söllner, Herr Gottfried Zwicker, Frau Inge Hennig.

Zweite Mühlenwanderung in Bad Lausick am 14. Mai war ein großer Erfolg.

Zum „Tag des Wanderns“ in Deutschland war unsere Wandergruppe wieder mit von der Partie. Bei bestem Wetter machten sich fast 60 Wanderer und Mitwirkende in die Spur, um die Historie weiterer Mühlen der Stadt zu erfahren.

Am Bahnhof begrüßte „Müllerbursche Bernd“ die Teilnehmer und los ging es zur früheren Badeanstalt und „Scheiben´s Teich“, welcher neben den Wassermühlen ebenfalls vom Heinersdorfer Bach gespeist wird.

Vorbei am Koch´schen Teich wanderten wir nun zur „Angermühle“, welche nur noch als Ruine und Relikte des früheren Mühlgrabens erkennbar sind. Unsere Bürger kennen diese Gebäude nur noch als Sitz der früheren LPG „Ernst Thälmann“. Hier erzählte Herr Heinze Details zum früheren Eiskeller dieser Mahlmühle.

Auf unserem weiteren Weg überquerten wir Gräben und Bach, welche einst auch den Lausigker Brauteich speisten. Ja, in Lausigk wurde die bekannte „Stern Gose“ gebraut. Das frühere Gerätehaus der FFW, es war das Malzhaus in der Braustraße bis 1966 (heute August-Bebel-Straße), kennen noch viele Bürger.

An der ehrwürdigen „Rollmühle“ angekommen erfuhren wir, dass diese erstmals 1631 erwähnt wurde. Der Name wird so interpretiert, dass in der Stadt beim Säge- und Mahlbetrieb ein Grollen und Rollen weithin hörbar war. Hier wurde auch vor weit über 100 Jahren der Mühlenbetrieb eingestellt, da trotz der 2 Mühlteiche oft ein Wassermangel herrschte. Die Teiche dienten danach der Fisch- und Geflügelzucht.

Als 1940 Herr Gerhard Dathe das Grundstück erwarb, begann hier eine leider nur bis Mitte der 60er Jahre dauernde Erfolgsgeschichte. Er baute eine Sumpfbiberzucht (Nutria) auf. In seinen Gehegen und Käfigen wuselten zeitweise über 500 Tiere.

Sein erster Lehrling, Margarete Rahn, begann 1951 als Lehrling für Pelztierzucht in seinem Betrieb. Sie wurde später seine Frau. Frau Rahn liebte und lebte diesen Beruf und qualifizierte sich ständig weiter. Bereits 1957 wurde sie als anerkannte Zuchtrichterin für Sumpfbiber in der DDR berufen. Sie waren regelmäßig auf den Leipziger Siegerschauen der Pelztierzüchter präsent und konnten für ihre Zuchttiere viele Auszeichnungen entgegennehmen. Dies geriet wohl in Vergessenheit.

Höhepunkt war für Herrn Gerhard Dathe die Verleihung des „Staatspreises“ der DDR durch das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft im Jahr 1956.

Dank an Herrn Dathe für die Bereitstellung der Fotos und Unterlagen zur Rollmühle.

Entlang des meliorierten und begradigten Baches wanderten wir nun zur letzten Wassermühle - der Heinersdorfer Mühle. Von dieser Mahlmühle ist nichts mehr zu sehen. Beim Abriss wurde aller Bauschutt zur Verfüllung des Mühlgrabens genutzt.

Leider endete auch der nur noch auf einem Foto zu sehend Verschlussstein über dem Mühleneingang im Graben. Dieser aus Porphyr gefertigte Stein trägt als sog. Mühlenkunstzeichen / Zunftzeichen in seinem Logo Zirkel, Winkel, Mahlstein mit dem Monogramm DH und Jahreszahl 1748, die Jahreszahl des Baues der Mühle und deren Besitzer. Bereits um 1900 war das Mühlrad nicht mehr zu sehen.

Hier an der Bornaer Straße ist als letztes Relikt nur noch die Einmündung des Mühlgrabens in den Bach zu sehen.

Eine kleine Rast neben dem Bach, an der „Milchtankstelle“ unseres letzten Bauern in unserer Stadt, der Fam. Schönberg diente auch zum Blättern in den erstellten Dokumenten zu den einzelnen Mühlen unserer Wanderung. Diese stellen jedoch keine wissenschaftliche Arbeit dar, sondern sollen der Information dienen.

Hier erhielten alle Teilnehmer die vom Deutschen Wanderverband bereitgestellten kleinen Geschenke und Teilnahmeplaketten. Dank an unsere Feuerwehr und Kam. Georgie für die Organisation der Bierzeltgarnituren und Herrichtung des Rastplatzes.

Auf dem Bahndamm der ehem. Kohlebahn ging es nun durch das Steingrundtal und weiter zur verschwundenen Schneidemühle, in welcher nur gesägt wurde. Sie war nie eine Mühle, hieß aber so, da sie einst direkt der Dampfmühle angeschlossen war.

Die starken, zu sägenden Stämme kamen aus dem Colditzer Forst und wurden mittels Pferdegespannen angeliefert. Dieses Sägewerk lag bis 1912 direkt an der Badstraße vor der Dampfmühle. Da von ihr zweimal ein Brand (1873 und 1912) ausging, der beide Mühlen vernichtete, musste diese sich nun für den Neuaufbau einen anderen Standort suchen. Dieser war dann in der Sumpfstraße, heutigem Etzoldshainer Weg. Dort befindet sich nun das Busunternehmen der Fa. Ludwig.

Auch von dieser „Sägemühle“ gibt es nur noch einige Fotos von Frau Teichmann.

An unserer letzten Station, der „Dampfmühle“ gab es eine Überraschung für die Teilnehmer der Wanderung.

Gegenüber der Mühle, an der Floriangasse entstand ein Denkmal für unsere Mühlen.

Als 2002 die LVZ um Vorschläge bat, eine „Dreckecke“ verschwinden zu lassen, wurde der Vorschlag von Herrn Rainer Syrbe gewählt, dort einen „Mühlsteinbrunnen“ zu errichten. In einer modifizierten Variante befindet sich heute dort ein Mühlstein, ein kleines Rinnsal und eine vom Geschichtsverein gestaltete Gedenktafel.

Frau Söllner hatte für historische Details zur „Dampfmühle“ weitere Zeitzeugen eingeladen, Frau Hennig und Herrn Zwicker - er war Obermüller bis zur Schließung.

Plötzlich Tumult - zwei unserer Mitwanderer trafen hier auf ihre früheren Kollegen.

Es war für die Teilnehmer ein Gänsehautmoment, ein Treffen nach über 30 Jahren.

Die Ruine der „Dampfmühle“, als Landmarke für unsere Stadt, in welcher sich über 120 Jahre die Mühlsteine drehten, war ein wichtiges Unternehmen der Stadt.

Nicht nur Getreide wurde hier gemahlen, eine anliegende Wollkratze für die Hutmacher und die Herstellung von Filzen zur Schuhfabrikation (seit 1790), waren ein wichtiger Broterwerb für die Lausigker.

Nach dem zweiten Brand 1912 (der erste war 1873), wurde der Neuaufbau der Mühle in seiner heutigen Architektur 1913 fertiggestellt. Die Stahlsilotürme kamen dann 1934 dazu und es konnten bis zu 1250 Tonnen Getreide gelagert werden.

Die Mühle war bekannt für ihr Qualitätsmehl mit den wohlklingenden Marken, wie „Firmenglanz“, „Bad Lausicker Stolz“, „Juwel“ und „Uhlweis“. Letzteres natürlich eine Hommage an die Besitzer Uhlig & Weiske. Noch 1985 erfolgten Investitionen, mit der die Mahlleistung auf bis zu 63 Tonnen Mehl gesteigert wurde.

Als der Alteigentümer 1992 die Mühle wieder übernahm und das 120jährige Jubiläum im gleichen Jahr feierte, waren alle Mitarbeiter optimistisch. Umsonst, denn bereits im Jahr darauf erfolgte für alle überraschend die Schließung.

Damit endete das Sägen, Mahlen, Quetschen und Schroten in unseren Mühlen, welche nach derzeitigen Recherchen bis ins Jahr 1631 zurückgeht.

Ein vergnügliches Ende bei einem kleinen Imbiss fand unsere Mühlentour im Kurpark unter dem „Schmetterling“ und vielen interessanten Gesprächen.

Wir bedanken uns nochmals bei allen Mitwirkenden, welche zum Gelingen für diese Wanderung bei der Vorbereitung und Durchführung beitrugen.

Auf Bitte vieler Teilnehmer, auch aus 2024, werden wir einen Vortrag zu diesem Thema vorbereiten, zu welchem auch alle Mitwirkenden eingeladen werden.

Bernd Bertram

Wandergruppe Bad Lausick im Verein Leipziger Wanderer