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Ausgabe 9/2025
Nachrichten aus Gompitz
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Der Stadtschreiber kommt

Die Auszeichnung ‚Dresdner Stadtschreiber‘ wird seit 1996 jährlich von der Landeshauptstadt Dresden an deutschsprachige Autoren verliehen und wird von der Stiftung für Kunst und Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden gestiftet. Mit dem jeweils für ein halbes Jahr befristeten Titel ist ein monatliches Stipendium und eine mietfreie Wohnung verbunden.

Das Stipendium soll den von einer Jury anhand eingereichter Schriftproben ernannten Schriftstellern Freiraum bieten, um künstlerische Ideen umzusetzen und Begegnungen mit der Dresdner Öffentlichkeit zu ermöglichen.

In diesem Jahr hat man sich für den Schweizer Autoren mit jüdisch-russischen Wurzeln Alexander Estis entschieden.

Zur Begründung heißt es: „In seinen Prosa-Miniaturen kommentiert er den Kulturbetrieb kenntnisreich und mit hintergründigem Witz. Dazu nutzt er die unterschiedlichen Spielarten der Satire und schreibt heiter, ironisch, zugleich grotesk und überrascht mit originellen Beobachtungen.

Es gibt wenig Schriftsteller, die das Genre des klassischen Feuilletons auf diese Weise wiederbeleben.“

Alexander Estis kündigt ein aktives Engagement für die Dresdner Stadtgesellschaft an und seine Bereitschaft, sich in tagesaktuelle Kontroversen einzumischen.

Sein unbefangener Blick von außen könnte für die Stadt förderlich sein.

Alexander Estis wurde 1986 in einer jüdischen Künstlerfamilie in Moskau geboren, die 1996 nach Hamburg übersiedelte. Nach Abschluss eines Studiums lehrte er deutsche Sprache und Literatur an verschiedenen Universitäten. Seit 2016 lebt er in der Schweiz.

Er publizierte bereits mehrere Bücher und schreibt Kolumnen, Essays und Reportagen für unterschiedliche Zeitungen. Er wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Kurt-Tucholsky-Preis.

Estis sagt von sich selbst, dass er kein klassisches Heimatgefühl besitzt. In der Schweiz ist er ein Deutscher, in Deutschland ein Russe und in Russland ein Jude, aber keines davon richtig.

Als bekannt wurde, dass Estis Stadtschreiber in Dresden werden sollte, fanden sich im Netz (wo sonst?) persönliche und antisemitische Angriffe. Manche waren der Meinung, dass ‚da wieder einer aus dem Westen komme, der den Menschen im Osten beibringen wolle, wie sie zu leben haben.‘

Da dies überhaupt nicht seine Absicht war und ist, entstand wie er sagt die Idee, ‚die Leserschaft selbst zu Wort kommen zu lassen, sie dazu aufzurufen, ihm besonders frustrierende Erlebnisse zu schildern.‘ Aus diesen eingesandten Berichten sollen literarische Miniaturen entstehen.

Wir sind sehr froh, dass Herr Estis der Einladung in unsere Bibliothek gefolgt ist und zugleich auch sehr gespannt, welche Texte er für die Lesung ausgewählt hat.

Aber ob es nun journalistische, tagesaktuelle oder literarisch-fiktionale Themen sein werden, auf jeden Fall wird es ganz sicher ein überaus interessanter Abend, den Sie auf keinen Fall versäumen sollten. Wir freuen uns auf Sie und hoffentlich auch auf eine rege Diskussion.

R. Weisbach
bibliothek-gompitz@t-online.de Altnossener Str. 46 A, 01156 Dresden