1997 Die Schranke in Gröbers Foto: Karli Kitzing
29. August 2003 Eröffnung des „Tunnels“ in Gröbers
Die Lokomotive Adler. Bild: Stadtmuseum Schönebeck
Ankunft in Leipzig Bild: R. Müch; Pro Leipzig 2006
Vor 20 Jahren, am 29. August 2003, wurde der ICE-Tunnel in Gröbers feierlich eröffnet. Die Feuerwehren durften ihn als erste durchfahren. Über einen Zeitraum von fast 5 Jahren wurde der Bereich um den Bahnhof Gröbers vollständig umgekrempelt. Und das lange Warten an der geschlossenen Schranke war nun Geschichte.
Damit fanden die Bauarbeiten am „ICE-Knoten Gröbers“ einen vorläufigen Abschluss. Es sollten noch einige Jahre ins Land gehen, bis dieser im Dezember 2015 vollständig in Betrieb genommen werden konnte.
Aber wann und wie hat die Geschichte der Eisenbahn in Gröbers begonnen?
Vor 185 Jahren, am 24. Januar 1838, erfolgte der Baubeginn durch die dafür gegründete Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahngesellschaft auch im Raum von Halle.
Sie sollte das notwendige Kapital beschaffen. Für den Bau der Eisenbahn plante man dabei 2,3 Millionen Taler ein. Die Preußische Regierung hatte am 13. November 1837 die dafür notwendige Konzession erteilt.
100 Jahre später - 1940 – schreibt K. S. von Galera über den Bau der Eisenbahn im Saalkreis:
Die Arbeiten zur Nivellierung und Vermessung waren 1837 schon voll im Gange.
Und schon nach 2 Jahren erfolgte die Eröffnung der Strecke von Magdeburg über Cöthen und Halle nach Leipzig in mehreren Abschnitten.
Am 18. August 1840 wurde dann die gesamte Strecke von Magdeburg nach Leipzig eröffnet.
Die ersten Züge rollten früh von Halle nach Leipzig und am Mittag wieder zurück.
Damit wurde die erste länderübergreifende Ferneisenbahnstrecke errichtet, die über die Ländergrenzen hinweg die Königreiche Preußen und Sachsen und das Herzogtum Anhalt verband. Die Landesgrenze zu Sachsen war in Hänichen, dort wo heute die Stadtgrenze von Leipzig ist.
Das „Hallische patriotische Wochenblatt“ berichtete darüber am 20. August 1840:
Der 18. August war, wie bereits gemeldet, zu der feierlichen Eröffnung der vollständig beendeten Eisenbahn zwischen Magdeburg, Cöthen, Halle und Leipzig bestimmt. Von Seiten der Compagnie war eine Ehrenpforte, mit Preußischen, Anhaltischen und Sächsischen Flaggen geschmückt und mit Laubgewinden und Kränzen verziert, vordem hiesigen Bahnhofe errichtet; neben derselben bildeten die Bahnarbeiter mit ihren bekränzten Werkzeugen ein Spalier. Schon früh hatten sich zahlreiche Schau-und Fahrlustige im Bahnhofe und in der Nähe desselben versammelt, um die Ankunft der Wagenzüge zu erwarten. Wenige Minuten nach 9 Uhr traf der erste Zug von fünf mit Flaggen, Kronen und Kränzen reich geschmückten Wagen, geführt von der Locomotive Leipzig, im Bahnhofe unter dem Donner der Böller und dem jauchzenden Hurrah der Versammelten ein, welcher das Direktorium der Eisenbahn-Compagnie und andere besonders dazu geladene Gäste führte und später auch die aus unserer Stadt geladenen Gäste aufnahm. Es waren Seitens der Stadt der Oberbürgermeister Schroener und der Bürgermeister Bertram, Seitens der Stadtverordneten der Justizrath Dr. Dryander und der Landrichter Caesar; außerdem der Mann, dem wir unsere Eisenbahnverbindungen hauptsächlich verdanken, der vor wenigen Tagen gestärkt aus dem Bade zu uns zurückgekehrte Stadtrath Wucherer, als Mitglied des Ausschusses der Eisenbahn-Compagnie. Während nicht ohne Mühe der Hallesche Zug, der aus 12 Wagen bestand, sich ordnete, kam der Magdeburger Zug, von zwei Lokomotiven geführt, im Bahnhofe an und gewährte durch seine reiche Bekränzung und die im Winde flatternden bunten Flaggen und Fahnen, deren jeder von den 30 Wagen viere trug, einen ebenso heiteren als festlichen Anblick. Etwa um 9 1/2 Uhr fuhr der Direktorial-Zug wieder ab; ihm folgte eine halbe Stunde später der Magdeburger und einige Minuten darauf nach stündlichem Harren der Hallesche Zug, dessen Wagen kein Kranz, keine Fahne schmückte, außer den Fähnchen am Tender und dem Eichenkranze um den Schornstein der Locomotive. Noch eine halbe Stunde später fuhren zwei Wagen mit den Bahnarbeitern nach.
Durch Ehrenpforten bei Gröbers, Schkeuditz und an der Sächsischen Grenze, an allen diesen Orten durch Musikchöre und Böllerschüsse begrüßt, gelangten jene drei Züge hintereinander um 11 1/2 Uhr vor dem Bahnhofe in Leipzig an. Sowohl der Magdeburger als der Leipzig-Dresdener Bahnhof waren schon am vorhergehenden Tage mit Sächsischen und Preußischen Fahnen und unzähligen Wimpeln, Guirlanden und Festons geschmückt und vor dem Eingang zu dem ersteren stand eine Ehrenpforte von lebendigen Blumen. Tausende von Menschen harrten vom frühen Morgen der Ankunft, während im Bahnhöfe die Königlichen und städtischen Behörden, ingleichen die Stadtverordneten zu feierlichem Empfange sich eingefunden hatten. Der Donner der städtischen Geschütze und Musik empfing den imposanten Zug; der Bürgermeister Dr. Groß begrüßte die Ankommenden mit einfach herzlicher Anrede, die von dem Oberbürgermeister Magdeburgs Kraneke durch freundlichen Gruß erwiedert wurde. Um 1 Uhr war für die zahlreich geladenen Gäste, es waren an 200, ein Mittagsmahl im Gewand-Hause veranstaltet, zu welchem die Einladungen gemeinschaftlich von dem Rathe der Stadt Leipzig und dem! Direktorium der Leipzig-Dresdener-Eisenbahn-Compagnie erlassen waren. Kurz vor vier Uhr ging der erste Zug von 23 Wagen zurück und wurde bei seiner Zurückkunft am hiesigen Bahnhofe etwas vor 5 Uhr wiederum mit Böllerschüssen begrüßt. Eine halbe Stunde später kam auch der Zug des Direktoriums hier an. So ist dieses mächtige Beförderungsmittel des Handels und der Industrie hergestellt, das unserer Stadt schnelle Verbindung mit den drei bedeutenden Städten Magdeburg, Leipzig, Dresden eröffnet; und es bleibt nur die Erfüllung eines Wunsches übrig, daß der Verkehr mit Leipzig noch bedeutend erleichtert und namentlich die letzte Abfahrtszeit von dort viel später angesetzt werden möchte. Doch das ist ein Gegenstand, auf dessen ausführlichere Besprechung wir demnächst zurückkommen werden.“
(Quelle: https://digitale.bibliothek.uni-halle.de/zd/periodical/titleinfo/9059307)
Zunächst gab es zwischen Halle und Leipzig nur Stationen in Gröbers und Schkeuditz.
Das neue Verkehrsmittel wurde sehr gut angenommen im Personenverkehr und besonders im Güterverkehr. Bereits am 15. Mai 1843 begann darum auch schon der Betrieb auf dem zweiten Gleis.
Die Magdeburg – Cöthen – Halle – Leipzig Eisenbahngesellschaft gehörte zu den profitabelsten Eisenbahnunternehmen in den damaligen deutschen Ländern. Für die Eisenbahnstrecke Magdeburg – Köthen – Halle – Leipzig wurden bis 1863 in 3 Emissionen von „Stamm-Actien“ im Gesamtnennwert von 5,25 Mio. Thalern herausgegeben.
So begann mit dem Bau der ersten Eisenbahnen eine Entwicklung, die den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt wesentlich bestimmt und die auch heute noch anhält.