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Amtsblatt der Gemeinde Kabelsketal mit den Ortsteilen
Ausgabe 18/2023
Ortschaft Dieskau
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Männer und.

Wo gibt es noch mutige Männer in Kabelsketal?

Wenn überhaupt, scheinen sie wohl in Zwintschöna zu wohnen. Männer, die sich getrauen, ihre Stimme zu erheben, auch ohne Angst, einmal nicht genau den richtigen Ton zu treffen.

Einst gab es solche Männer in nahezu allen Orten. Es gehörte quasi zum guten Ton, dabei zu sein, ein Teil einer Gemeinschaft Gleichgesinnter zu werden. So gab es früher einmal eine Gesangsgruppe des Sportvereins Osmünde oder in Gröbers einen zünftigen Männerchor! Ich gebe zu, das war eine andere Zeit, kaum zu vergleichen mit der unsrigen. Eines steht jedoch fest: Die damaligen Männer konnten nicht besser singen, sie hatten auch nicht mehr Zeit, im Gegenteil! Wenn heute einige Berufsgruppen über eine 4-Tage-Woche ernsthaft diskutieren, kämpften sie früher für einen 8-Stunden-Tag von montags bis sonnabends. Nur wenige Stunden blieben da in der Woche für die Freizeit. Und die wurde gern genutzt, um in den verschiedensten Vereinen mitzuwirken. Diese waren aus dem dörflichen und städtischen Leben nicht wegzudenken, waren Taktgeber des kulturellen Gestaltens in den Kommunen.

Der kritische Leser könnte jetzt natürlich einwerfen, dass es damals kaum andere Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung gab, heute aber im Zeitalter des Internets … Stimmt! Wenn man dann noch an den einsamen Jogger oder den sich um seine Muskeln bemühenden Besucher eines Fitnessstudios denkt, dann weiß man: Hier geht es um das Individuum. Der Einzelne zählt - und nur der. Das ändern leider auch die Besuche bei WhatsApp, Facebook und Co. nicht! Der Verzicht auf eine echte Gemeinsamkeit, auf gemeinschaftliche Unternehmungen, ist bedauerlicherweise in der heutigen Zeit oft anzutreffen. Viele Vereine leiden darunter. Sie scheinen aus der Zeit gefallen zu sein. Neue Mitglieder zu finden, wird für sie immer schwerer. Vielleicht stößt so manchen bereits der Begriff „Verein“ ab, hinterlässt dieser anscheinend doch einen etwas altbackenen Eindruck. Vielleicht ist es aber auch nur die Angst, sich zu binden, eventuell auch Verantwortung zu übernehmen!

Auf jeden Fall darf ein lebendiges dörfliches Leben nicht am eigenen Gartenzaun enden. Wir alle sind gefragt, wenn es um die Festigung und Ausgestaltung unserer dörflichen Gemeinschaft geht. Und da meine ich jetzt nicht nur die Männer. Möglichkeiten in unserer Gemeinde gibt es zahlreiche. Versuchen sie es doch erst einmal mit einer Teilnahme an einem Straßen- oder Gartenfest. Und als Chorleiter weiß ich: wenn dann eventuell dabei gesungen wird, ist die Stimmung nahezu perfekt.

Dr. R. A. Niephagen
Vorsitzender des Gemeinderates
Leiter des Männerchores Zwintschöna