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Amtsblatt der Gemeinde Kabelsketal mit den Ortsteilen
Ausgabe 21/2023
Ortschaft Dieskau
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Können Sie sich noch daran erinnern

(Bilder: Grunewald)

Ohne eine Bürgerin oder einen Bürger unserer Gemeinde draußen vorzulassen, aber meine Frage richtet sich vor allem an die Einwohnerschaft von Zwintschöna.

Wie in allen Landstrichen der ehemaligen DDR war auch in der Gemeinde Dieskau/Zwintschöna der große gesellschaftliche Umbruch 1989/1990 zu spüren. Betriebe standen vor dem Aus, Alteigentümer meldeten ihre Ansprüche an, Privatisierungen standen auf der Tagesordnung.

Die Gemeinderäte der Gemeinde Dieskau, frisch gewählt im Mai 1990, hatten damals - unter anderem - ein etwas verzwicktes Problem zu lösen. Es ging um ein kleines Häuschen, „Die alte Schule“, zentral am Anger in Zwintschöna gelegen. Generationen von Kindern besuchten jene Ein-Klassen-Schule. Viele Männer und Frauen können heute noch davon berichten. 1982 aber war Schluss. Ein Jugendclub zog ein. Als die Wende kam, war allerdings auch mit ihm Schluss. Die Gemeinde stand damit vor einer wichtigen Entscheidung: Verkauf oder behalten! In Anbetracht des – um es vorsichtig auszudrücken – doch arg „abgewohnten“ Hauses und den notwendigen Investitionen war der Gedanke des Verkaufs nicht abwegig. Immerhin gab es Interesse an der Einrichtung eines privat geführten Cafés. Erste Maßnahmen dafür waren bereits in die Wege geleitet. Die Idee hatte tatsächlich etwas für sich: ein hübsch eingerichtetes Café in bester dörflicher Lage! Viele Kaffeefreunde wären erfreut gewesen. Doch die Gemeinderäte entschieden anders. Nach intensiver Diskussion wurde mehrheitlich der Beschluss gefasst, hier in der Mitte des Dorfes ein Vereinshaus zu errichten. Es sollte ein Haus werden, das den Vereinen und allen Bürgerinnen und Bürgern auch für private Veranstaltungen zur Verfügung stünde. So kam es denn auch. Handwerker aller Art packten ab April 1992 an und ließen ein kleines Schmuckkästchen entstehen, das heute aus dem dörflichen Bild nicht mehr wegzudenken ist!

Die große Einweihung, zu der alle Einwohner geladen waren, fand dann am Sonnabend, 31.10.1992, statt.

Frau Gude, die damalige Bürgermeisterin, ließ es sich nicht nehmen, sich bei allen Handwerkern und den damals helfenden ABM-Kräften (für die jungen Leserinnen und Leser: ABM – Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Arbeitssuchende) für ihren tatkräftigen Einsatz zu bedanken. Der Männerchor Zwintschöna und der Frauenchor Dieskau umrahmten mit ihren Liedern den festlichen Akt, zu dem auch Gäste aus der Partnerstadt Mutterstadt (Rheinland-Pfalz) sowie Freunde des Männerchores aus Wiernsheim (Baden-Württemberg) und Bad Karlshafen (Hessen) angereist waren.

Nach einem vergnüglichen Tanzabend in der Gaststätte Apel (vormals Champignongaststätte) traf sich die Festgemeinde am Sonntag darauf aus Anlass des Reformationstages zu einem Festgottesdienst in der Dieskauer Kirche. Auch hier trugen die Frauen und Männer der beiden Gesangsvereine wieder zum Gelingen der Veranstaltung bei.

Mit einem zünftigen Frühschoppen mit anschließendem Essen aus der Gulaschkanone endeten die Festlichkeiten in Zwintschöna.

Das alles trug sich vor über 30 Jahren zu. Können Sie sich noch daran erinnern?

Rainer A. Niephagen