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Amtsblatt Stadt Groitzsch
Ausgabe 3/2023
Stadt Groitzsch
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Unterhaltungsmaßnahmen an der Schwennigke

In diesem Jahr beabsichtigte die Stadt Groitzsch, eine Unterhaltungsmaßnahme an der Schwennigke durchzuführen. Das betrifft den Bereich von der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt in der Ortslage Auligk bis zum Schützenplatz in Groitzsch. Ziel der Maßnahme war es, das Gewässer so zu beräumen, dass ein ungehinderter Durchfluss gewährleistet ist.

Da während der Unterhaltungsmaßnahme an der Schwennigke in der Ortslage Audigast im Jahre 2022 zahlreiche Beschwerden und anonyme Anzeigen bei der Unteren Naturschutzbehörde eingegangen sind, wurde in Vorbereitung der geplanten Maßnahme in diesem Jahr ein Vororttermin mit der Unteren Naturschutzbehörde angestrebt. Der Gewässerlauf wurde im Dezember 2022 abgelaufen und die geplanten Maßnahmen an den betreffenden Gewässerpunkten erläutert und diskutiert. Im Ergebnis dieser Begehung wurde festgestellt, dass im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) kein Handlungsbedarf besteht.

Dazu wurde durch die Untere Naturschutzbehörde folgende Stellungnahme an die Stadt übergeben:

Information des Umweltamtes Landkreis Leipzig zur Schwennigke

So manchem Betrachter könnte die „Unordnung“ an der Schwennigke, verursacht durch hereingefallene Äste oder umgestürzte Bäume verwundern. An der Schwennigke kann man jedoch ein besonderes naturnahes und abwechslungsreiches Gewässer entdecken.

Der zu großen Teilen naturnahe Charakter der Schwennigke stellt auch auf Landkreisebene eine ziemliche Besonderheit dar und ist darum zu erhalten und zu fördern.

Die Schwennigke ist ein nach den Zielen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu bewirtschaftender Wasserkörper. Dies wurde bei einer Begehung der Stadtverwaltung mit Vertretern der unteren Wasserbehörde und der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises kürzlich deutlich.

Europaweit wird angestrebt, u.a. alle Flüsse bis spätestens 2027 in einen sogenannten „guten Zustand“ zu überführen.

Die Begrifflichkeit „guter Zustand“ ist durch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie definiert und bedeutet, dass für die Biologie, Chemie und Hydromorphologie bestimmte Vorgaben erreicht werden sollen, um ein weitgehend natürliches Vorkommen von Pflanzen und Fischen sowie die Durchgängigkeit für die Lebewesen in den Flüssen und Schadstoffkonzentrationen innerhalb vorgegebener Grenzwerte zu erreichen.

Beispielsweise ist die Bewertungskomponente bezüglich der Fische in der Schwennigke bereits in einem guten Zustand. Dies kann sicherlich auf die große Diversität im betrachteten Gewässerabschnitt zurückgeführt werden. Totholz schafft Diversität in Strömung, Ufer- und Sohlgestaltung und schafft wichtige Rückzugsräume für z. B. Jungfische und Insekten. Die Maßnahme für die Zielerreichung heißt nach Vorgaben der EU daher: „Belassen der Totholzstrukturen“.

In den letzten Jahren hat ein Wandel in der Art und Weise der Gewässerunterhaltung stattgefunden. Auch aus Sicht der Gewässerökologie und WRRL sind nur Bäume zu entfernen, welche z. B. in Bereichen vor oder nach Brücken ein tatsächliches Strömungshindernis darstellen und die Infrastruktur gefährden. Experten der WRRL betonen explizit die wichtigen Funktionen des Gewässerrandstreifens: Nährstoffrückhalt, Laub- und Totholzeintrag, Lebensraumfunktion und Ausbreitungskorridor sind hier maßgeblich.

Im Gewässerrandstreifen (außerorts 10 m ab Böschungsoberkannte) ist das Entfernen von standortgerechten Bäumen und Sträuchern nach Wasserhaushaltsgesetz verboten.

Der Wert dieses strukturreichen Landschaftsteils war auch Grund für gleich mehrfache Unterschutzstellungen durch die Naturschutzbehörden. Die Schwennigke als gesetzlich geschütztes Biotop befindet sich nicht nur im Landschaftsschutzgebiet „Elsteraue“, sie gehört auch mit dem FFH-Gebiet „Elsteraue südlich Zwenkau“ und dem Vogelschutzgebiet „Elsteraue bei Groitzsch“ zum europäischen Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000. In einem Teilbereich fließt sie durch das Naturschutzgebiet „Pfarrholz Groitzsch“. Zum Schutz der heimischen Flora und Fauna gelten deshalb in diesen Gebieten bestimmte Restriktionen, auch für die Gewässerunterhaltung.

Totholz dient einer großen Zahl an Tieren und Pflanzen als Nist-, Entwicklungs-, Nahrungs- oder Überwinterungshabitat.

Die Bedeutung des Themas Wasser und Wasserrückhalt in der Landschaft nimmt zukünftig auch vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen stetig zu.

Die Stadt Groitzsch und ihre Bewohner können stolz auf ein solches einzigartiges Gewässer sein. Die von der Stadt im letzten Jahr durchgeführten Aktionen, u.a. zahlreiche Baumpflanzungen im Unterlauf und Anbringen von Nistkästen für verloren gegangene Lebensstätten geschützter Arten tragen dazu bei, den Lebensraum zu optimieren und langfristig zu sichern.

T. König
Amtsleiterin