Unser dritter „Anlauf“ (erste Planung für ein Treffen – konnte durch Corona nicht umgesetzt werden; für die zweite Planung gab es einen hinreichenden Grund zur Jubiläumsfeier nach Neckartenzlingen zu fahren) sollte nun 2023 gelingen – das 2021 vorgesehene Partnertreffen mit den Mitgliedern des Schwäbischen Alpverein OG Neckartenzlingen in Wernigerode durchzuführen und es gelang. Das ursprüngliche Hotel in Wernigerode war zwar nicht mehr durch uns zu belegen, dafür gab einen gleichwertigen Ersatz in Silstedt einem Ortsteil von Wernigerode. 9:00 konnten wir mit dem Busunternehmen Kupfer aus Dresden, mit dem wir schon mehrere Fahrten unternehmen konnten, von unserer Heimatstadt aus starten. Pünktlich zur Mittagszeit kamen wir in Silstedt am und genossen im Gasthof „Zur Linde“ eine gute Tischzeit. Dort stieß die erste Familie (Werner Lutz und Frau vom Partnerverein) zu uns. In Silstedt befindet sich der Museumshof „Ernst Koch“, den mussten wir natürlich besichtigen.
Ernst Koch hatte noch zu seiner Lebzeit verfügt, dass diesen Dreiseithof einmal die Stadt Wenigerode erhält und darin ein Museum mit ländlicher Tradition und Kultur einrichtet. Dieses Museum wurde 1995 eröffnet und der damals gegründete Förderverein erstellte die sehr sehenswerte Ausstellung, betreibt das Museum mit allen Belangen (Führungen, museumspädagogische Arbeit, Feste, …) und zwei Mitglieder des Vereins gaben uns einen Einblick in die ländliche Lebensweise um 1900. Man hätte ihnen noch stundenlang zuhöhren können, aber auf uns „wartete“ eine Stadtführung in Wernigerode. Meister Hilleborch, aus Wernigerode, nahm sich Zeit für uns, den Umbau eines Spielhauses zum Rathaus (1494 bis 1498 – erster Rathausbau, 1528 abgebrannt) zu beschreiben. Für den Neubau (1539 bis 1544 – wieder ein Umbau eines Spielhauses), war er für die Vollendung verantwortlich.
Zwischenzeitlich war auch die Familie Breitenbach aus Neckartenzlingen angereist und komplettierten so unser Partnertreffen. Der Tag klang mit einen gemütlichen Beisammensein im Ratskeller in Wernigerode aus.
Alle Programmteile des nächsten Tages „spielten“ sich in Gernrode ab. Eine „Stadtrundfahrt“ war schon notwendig, bis wir unser erstes Ziel, die Kuckucksuhrenfabrik gefunden hatten. Kuckucksuhren aus dem Harz und auch Wetterhäuschen waren schon zu DDR Zeiten weltbekannt und wir durften diese Manufaktur besichtigen.
Eine sehenswerte Ausstellung und die größte Kuckucksuhr der Welt (jede ¼ Stunde erscheint der Kuckuck, „ruft die Zeit“ in die Landschaft und verschwindet wieder im Uhrengehäuse) konnten besichtigt werden. Dazu das übergroße Wetterhaus (wird je nach Wetter manuell bedient) und natürlich die kompetenten Erläuterungen während unseres Rundganges durch ein Mitglied des Fördervereins machten unseren Besuch zu einen großen Erlebnis.
Nach einem guten Mittagsmahl (die Gaststätte befindet sich direkt neben der Kuckucksuhrenfabrik) ging es zur Stiftskirche St. Cyriakus. Wer die Romanik nicht kennt, muss diese Kirche besuchen. Sie wird erstmalig 961 erwähnt, vom Markgrafen Gero gegründet und hatte bis 1616 als Frauenstift Bestand.
Nach diesen kulturellen Highlight gab es ein Kulinarisches. Gleich neben der Stiftskirche befindet sich das Cafè „Froschkönig“. Im häuslichen Ambiente wird man höflich - respektvoll empfangen und bedient. Hat man es sich gemütlich gemacht, wird man mit hausgebackenen Köstlichkeiten und einem guten Kaffee verwöhnt. Die Gemütlichkeit durfte aber nicht allzu lange ausgedehnt werden, wir hatten noch einen Programmteil auf unserer Agenda. Die Harzer Likörfabrik war unser Ziel. Aus der ehemaligen Harzer Likörfabrik zu DDR-Zeiten wurde eine kleine aber feine Harzer Likör Manufaktur. Die für uns dargebotene Verkostung war informativ und lehrreich, aber auch geschmackvoll. Den Abend ließen wir gemütlich im Hotel ausklingen. Neben vielen Gesprächen, gab es auch wieder den schon obligatorischen Austausch der Gastgeschenke.
Frank Breitenbach überreicht dem Vorsitzenden des Vereins einen Korb mit Köstlichkeiten aus Neckartenzlingen und der „revanchierte“ sich mit einer Harzer Spezialität.
Der dritte Tag „begrüßte“ uns mit Sonnenschein. Unser Ziel heute war das Schloss in Wernigerode. Bis zum Schlosstor konnte der freundliche Busfahrer von Kupfer Reisen uns noch chauffieren, dann ging es den Anstieg direkt zum Schloss per Pedes. Auf dem Schlossvorplatz wurden wir vom Sonnenschein und toller Fernsicht bis zum Brocken verwöhnt, also Gelegenheit für ein „Familienfoto“.
Obwohl den Umständen entsprechend nicht mehr viele originale Sachzeugen der Nutzer des Hochadels vom Schloss vor dem 1. Weltkrieg vorhanden waren, sind die Räume mit vielen Sachzeugen des 19. Jahrhunderts der Kultur-, Geistes- und Sozialgeschichte ausgestattet worden. In der Schlosskirche - sehr sehenswert und mit einem nicht häufig vorkommenden bemalten Orgelprospekt, muss man auch besichtigt haben.
Nach dem Mittagsmahl führte uns unsere Reise nach Quedlinburg. Was wir bei unserer Planung vor einem Jahr nicht wussten, dass genau an diesem Wochenende in der Weltkulturerbestadt die Königstage (seit 2022 Stadtfest) zu Ehren König Heinrichs I. abgehalten wurden. Schnelle Umplanung – individuelle Freizeitgestaltung, denn die Angebote für Auge, Ohr und Gaumen waren riesig. Wie sich am Tagesende zeigte, war es die richtige Entscheidung. Bei einem ausgiebigen Abendessen im Hotel fand der ereignisreiche Tag sein Ende.
Zwei letzte Programmpunkte standen noch für den Sonntag auf dem Programm - Besichtigung der Baumannshöhle (auch, neben vielem Anderen, ein Muss, wenn man den Harz besucht) und das Abschiedsessen mit unseren Freunden aus Neckartenzlingen. In der Baumannshöhle gab es Naturschauspiel pur und sensationelle Höhlenarchitektur. Man konnte nur staunen, was Natur alles kann und selbst hier unter der Erde machte sich der Klimawandel bemerkbar.
Auch während des Mittagessens gingen uns die gemeinsamen Gesprächsthemen nicht aus, so dass wir uns schweren Herzens voneinander verabschieden mussten. Gesund bleiben war der Herzenswunsch aller.
Ein großes Dankeschön geht an unseren Busfahrer Sven Schindler von Kupfer Reisen, der uns so toll auf unserer Reise begleitet und wieder nach Hause gebracht hatte.
Text/Fotos: Dietmar Schäfer