Bau-Genehmigung
Boberhaus im Oktober 1910
Diese neue Partnerschaft entstand erst kürzlich aus unserer gewonnenen Kenntnis, dass zu jenem Landesarchiv, Sitz in Duisburg, u. a. die Abteilung Westfalen in Münster zählt. Sie bewahrt einen großen Teil des dokumentarischen Nachlasses der Familie Max und Elisabeth Zwirner, einst in Löwenberg/Schlesien zu Hause, auf.
Zwirners waren die Bauherren des 1910 von Professor Hans Poelzig errichteten „Landhauses Zwirner“ / “Haus Fichteneck“, dann ab 1926 in Trägerschaft der Schlesischen Jungmannschaft „Boberhaus“ genannt.
Es ist uns noch nicht möglich, den Umfang der in Münster schlummernden Archiv-Bestände abzuschätzen, die aus zahlreichen Fotos, Skizzen, Tagebüchern und Max Zwirners ab Januar 1903 geführten Diariums bestehen. Eindeutig sind jedoch anhand derer, bevor das Anwesen der Familie Zwirner errichtet worden ist, verschiedene Etappen des Hausbaus und dessen exakter Vorbereitung erkennbar: ab 1903 genaues Abwägen und vielfältige Vorüberlegungen seitens der angehenden Bauherren; 1908 bis Jahresanfang 1910 Anfertigen der Skizzen, Entwürfe, Bestellungen, Angebote, Kostenermittlung, Unterzeichnen des endgültigen Bauauftrages und Baubeginn; Ende Oktober 1910 Bauleiter Poelzigs bezugsfertige Übergabe des Objektes an die Bauherren Zwirner. Elisabeth Zwirners reichhaltige Fotos - alle beschriftet - widerspiegeln ebenso die Jahre bis 1926 vielfältig, als dieses markante Bauwerk Zwirners eigene „Villa Eigenheim“ darstellte, kombiniert mit Wohnheim für sechzig Jungs des Löwenberger Realreformgymnasiums. Aber wie fast immer fanden wir unter den umfangreichen Archivalien ein Dokument, das wir nicht erwartet hatten: die vor immerhin einhundertvierzehn Jahren ausgestellte amtliche
„Bau-Genehmigung
Dem Apotheker Herrn Zwirner wird unbeschadet der Privatrechte Dritter die ortspolizeiliche Genehmigung erteilt, nach Massgabe des umstehenden bauamtlich revidierten Zeichnung und der anliegenden statischen Berechnung unter Beachtung der Baupolizei-Verordnung auf seinem Grundstücke Mühlenweg hier unter Berücksichtigung der in der statischen Berechnung vorgenommenen Änderungen ein Wohnhaus aufbauen zu dürfen.
Die Vollendung des Rohbaues ist alsbald behufs Abnahme, bei Vermeidung von Strafe, anzuzeigen. An baupolizeilichen Gebühren sind 6 Mk. Bei der Kämmerei-Kasse zu entrichten.
Löwenberg i. Schl., den 10. Mai 1910
Die Polizeiverwaltung
nicht lesbare Unterschrift
Vorstehende 6 M. 0 Pf.
sind heute bezahlt.
Löwenberg, den 13. Mai 1910
Die Stadt-Hauptkasse
zwei nicht lesbare Unterschriften“
Wenige Anmerkungen zur Bau-Genehmigung (Abbildung): Der einstige Mühlenweg begrenzte das Zwirner-Grundstück südlich; auf der Ostseite war es die Hirschberger Straße. Als die amtliche Baugenehmigung erteilt wurde, waren der Grundstein für dieses Wohnhaus bereits gelegt und die Grundmauern errichtet. Respektvoll sei erneut betont, dass dieses reizvolle schlesische Landhaus, diese schöne „Villa Eigenheim“ bereits nach sieben Baumonaten übergeben werden konnte – wie gefordert war somit der Einzug der Familie Zwirner und der sechzig Knaben des ortsansässigen Gymnasiums vor Wintereinbruch 1910/11 gesichert! (Foto Oktober 1910: schlüsselfertiges Gebäude mit Teich von Nordwest, das die Naturfreunde Zwirner schon bald „unser Haus Fichteneck“ nannten.)
Dass wir auf dieses besonders wertvolle Dokument im Zwirner-Archiv gestoßen sind und es bereitwillig erhielten, empfinden wir als sehr willkommene und besonders kräftige Ermutigung, von unserem gewagten Ziel des Wiederaufbaus des „Boberhaus“ genannten historischen Bauwerks weiterhin nicht abzuweichen.