Abb. 1.: Modell der ersten Planung des Barockgartens durch Graf Wackerbarth, TU Dresden 1961. Von dieser Planung wurden das dreiflügelige Schloss und die rechte, östliche, Hälfte des Gartens mit seinen Gebäuden ausgeführt. Foto aus: „Barockgarten Dresden“ von 1980, Herausgeber: Rat der Stadt Heidenau
Abb. 2: Heidenau-Großsedlitz, Ansicht des Lustschlosses Sedlitz, Bauzustand um 1830, Blick von Süden auf Schloss und Obere Orangerie, © SLUB / Deutsche Fotothek /Möbius, Walter
Blick auf Friedrichschlösschen und Obere Orangerie
Wer noch nie in Großsedlitz und im benachbarten Kleinsedlitz war, sollte sich bald auf den Weg machen. Hübsch gelegen auf einer Anhöhe südlich von Heidenau, werden den Besuchern wunderbare Aussichten über drei Täler, das Müglitztal, das Elbtal und das Seidewitztal geboten. Von hier aus kommt gute Luft ins Elbtal!
Wer vor Hunderten von Jahren die Dörfchen gründete, wissen wir nicht. „Sedlitz“, früher schrieb man „Sedelicz“, ist ein slawisches Wort und bedeutet „Dorf“ oder „Siedlung“. Schriftlich erwähnt wurde Großsedlitz zum ersten Mal vor über 600 Jahren! Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gab es ein paar „besessene Mann“ – das waren Bauern, die Grundbesitz besaßen, ein paar „Gärtner“ – Kleinbauern, die Feldgemüse anbauten, und „Häusler“, wie man die Kleinstbauern nannte. Die Dörfer gehörten zur Burggrafschaft Dohna.
Freud und Leid haben die Groß- und Kleinsedlitzer in all den Jahrhunderten erlebt. Bei einem großen Feuer 1715 brannte Großsedlitz sogar gänzlich ab. Danach kaufte es Reichsgraf August Christoph von Wackerbarth für 20.000 Meißnische Gulden von der Vorbesitzerfamilie von Wolffersdorf. Wackerbarth stand als Kabinettsminister, Architekt und General im Dienste August des Starken. Als Mann mit Sinn für Schönheit gefiel ihm die außerordentlich bezaubernde Lage von Groß- und Kleinsedlitz mit den freien Fernblicken in die Sächsische Schweiz, nach Böhmen und ins Erzgebirge. So ließ er durch den Hofbaumeister Johann Christoph Knöffel eine Gesamtplanung für Groß- und Kleinsedlitz entwerfen. (Abb. 1) In Kleinsedlitz sollte ein Belvedere, ein Schlösschen mit schöner Aussicht, ungefähr an der Stelle des heutigen Wasserturms, entstehen.
Mit dem großen Bauprojekt von Schloss und Garten wurde 1719 in Großsedlitz begonnen. Es gab sehr viel zu tun! Bis zu 1000 Soldaten sollen mitgeholfen haben, eine Lindenallee zu pflanzen, zu deren beiden Seiten 14 Häuschen zu bauen, das dreiflügelige Schloss Friedrichsburg und die Obere Orangerie zu errichten und wunderbare Gartenanlagen zu gestalten. (Abb. 2) Auf der untersten Terrasse in dem hügeligen Gelände entstanden Fischteiche. Groß- und Kleinsedlitzer sowie Heidenauer mussten Frondienste leisten.
Heidenau, damals ein ruhiges bäuerliches Dorf, gehörte ebenfalls dem Grafen Wackerbarth. In alten Dokumenten werden zwölf Teichgräber und 26 Infanteristen allein beim Teichbau erwähnt. Eine gute Wasserversorgung war höchst nötig für die entstehende Gartenanlage. 1722 funktionierten die Teiche weitgehend und mit den Gewächshäusern im oberen Gartenbereich war eine gute Wirtschaftsversorgung für das Schloss möglich. Graf Wackerbarth ließ in seinem Großsedlitzer Garten auch Spargel anbauen mit der erklärten Absicht, „ganz Dresden“ mit diesem Gemüse zu versorgen. Als Gouverneur der Stadt ordnete er zudem an, dass die Dresdner ihren gesamten Mist möglichst nach Großsedlitz bringen sollten. So kamen die beiden Dörfchen nicht nur zu einem Schloss, sondern in manchen Bereichen auch zu fruchtbarem Boden. Allerdings hat der engagierte Bauherr bereits 1723 seinen Besitz verkauft.
(Fortsetzung folgt)