Foto: Werner Guder
Am 19. Juli 2024, ein prächtiger Hochsommertag, fuhren wir fünfundvierzig Heimatfreunde - die einen noch „echte“ Schlesier (unser Heimatfreund Hubert ist bereits fünfundneunzig Jahre alt!), die anderen als Nachgeborene bzw. Mitglieder der Schlesischen Landsmannschaft, LV Sachsen/Schlesische Oberlausitz - mit dem Autobus des Unternehmens Steglich-Reisen Neustadt/Sachsen (Foto 1) in das Gebiet Walbrzych/Waldenburg. Wenn unser Reiseziel in Absprache mit dem Regionalverband Dresden wie immer auf der rechten Seite der schicksalhaften Lausitzer Neiße liegt, ist die Vorfreude nicht nur groß, sondern sie drückt sich in schlesischem Liedgut und in Gedichten aus, wovon viele die Bezeichnung „unser Schlesierland“ beinhalten - ein erinnernder Begriff, der unsere polnischen Nachbarn, die heutigen Schlesier, nicht verletzen möge! Immer spüren wir auch die schützende Hand des Berggeistes, der uns aus dem Riesengebirge seinen Spruch „Es grüßt Euch tausendmal der Herr der Berge - Rübezahl!“ ahnen lässt. Sicher weiß er längst, dass wir aufrichtige und friedfertige Leute mit freundschaftlichen Gedanken sind. Während unsere Ausfahrten bleibt das schwere und nachwirkende Thema „Flucht und Vertreibung“ niemals aus, obwohl diese schlimmen Ereignisse fast acht Jahrzehnte zurückliegen. Darüber wird in unserer Gruppe freimütig gesprochen; jeder von uns findet dafür Verständnis. Obwohl sich diese Vorgänge in den Erinnerungen des Einzelnen sehr verschieden eingeprägt haben, sind wir alle so oder so Betroffene! Auch dieses Mal haben wir uns lange vorher mit der Geschichte Schlesiens und vor allem mit der Stadt Waldenburg vertraut gemacht, deren markantestes Denkmal das Schloss Fürstenstein/Palac Ksiaz ist, was wir im Vorjahr besuchten. Nicht ausgeklammert haben wir die harte wirtschaftliche und soziale Situation dieser Region, als der Abbau der Steinkohle („schwarzer Diamant“) total eingestellt wurde und alle fleißigen Handweber im nahen Gebirge ihren kargen Verdienst verloren, weil nur noch Produkte mechanischer Webstühle gefragt waren. Vom einstigen Verfall bemerkten wir im Stadtzentrum nichts mehr, denn Markt/Ring/Rynek, Bürgerhäuser, Rathaus, Kirchen, Denkmale, Stadtschloss und Grünanlagen wurden aufwändig saniert. Walbrzych hat sich zur drittgrößten Stadt Niederschlesiens entwickelt. Darauf wiesen uns Frau Doris Stempowski und ihre Freundinnen der Deutsch-Sozialen-Kulturellen-Gesellschaft hin. Dieses Renovieren trifft ebenso auf das Muzeum Porcelany w Walbrzychu/Porzellan-Museum Waldenburg (muzeum@muzeum.walbrzyc.pl) im ehemaligen Alberti-Haus (Foto zwei, halblinks dahinter die Augsburger Kirche) zu, dem in diesem Jahr unsere besondere Aufmerksamkeit galt. Das Museum wurde 1926 gegründet, als die seinerzeit völlig neuen Waldenburger Porzellan-Manufakturen Carl Krister und Carl Tielsch einschließlich perfekter Porzellanmalereien ihrem achtzigsten Firmenjubiläum entgegen gingen. Beide Unternehmen leben in wertvollen Produkten fort (Foto drei und vier), wenngleich auch sie - wie vertriebene Menschen - mehrmals dem Ende nahe waren. Nun diese Geschichte mitten aus dem Leben: Einer unserer treuen Freunde erkannte in der Vitrine des Porzellan-Museums ein Kaffee-Geschirr, wie es sich seine Angehörigen vor dem Krieg vom Munde abgespart hatte und es auf ihren Fluchtweg mitnahmen. Einige Teile blieben erhalten. Flucht und Vertreibung haben nach wie vor viele Gesichter; unser achtzigjähriger Kamerad erfuhr es hier erneut. Nach einem erlebnisreichen Tag legten wir auf der Rückfahrt durch das Riesengebirge, die Schneekoppe im Blick, einen Zwischenstopp ein, um spendierte Gläschen „Stonsdorfer“ auf unser wieder gelungenes Zusammensein und auf den Schöpfer des „Stoni“ Gottfried Koerner aus Krummhübel zu genießen. Nach dieser schönen Tagesfahrt steht unsere nächste bevor ...
Diese Maßnahme wurde mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.
| Brigitte Lehmann | Werner Guder | Peter Heiser |