Hans Frohberg im Gespräch mit Bürgermeister Jürgen Opitz
Herr Frohberg erzählte interessante Anekdoten aus seinem Leben und über seine Geburtsstadt Heidenau.
Ehemaliges Lebensmittelgeschäft der Familie Lobowski in der Nähe der Drogenmühle.
Paul Gröger - der erste Bürgermeister der Stadt Heidenau
2023 ist Hans Frohberg 102 Jahre alt geworden. Er ist somit der gegenwärtig älteste Bewohner unserer Stadt. Anlässlich des 100. Stadtrechtjubiläums, das Heidenau in diesem Jahr feiert und das auch für einen Blick in die Vergangenheit genutzt werden soll, stattete Bürgermeister Jürgen Opitz Herrn Frohberg am 4. Januar 2024 einen Besuch ab. An dem zwischen beiden geführten Gespräch möchten wir Sie gern teilhaben lassen.
Herr Frohberg wurde am 8. Dezember 1921 in Heidenau geboren. Sein gesamtes Leben hat er hier verbracht. Mittlerweile lebt er immer noch rüstig und geistig klar im Johanniter-Seniorenheim auf der Friedrich-Engels-Straße 15.
Herr Frohberg hat die Goethe-Schule besucht. Bei seinem ersten Lehrer Herrn Richter bestand die Klasse aus 40 Schülern, später waren es ein paar weniger, wie er Herrn Opitz erzählte. Nach der Schulzeit erlernte er den Beruf des Schlossers, machte anschließend seinen Meister als Maschinenbauer und studierte später Diplom-Ingenieurwesen in Chemnitz.
Sein Berufsleben brachte er in der Mafa zu, der Heidenauer Maschinenfabrik. Er und seine Frau Margarethe, die vor zwei Jahren 98-jährig verstorben ist, haben eine Tochter, zwei Enkel und mittlerweile zwei Urenkel. Seine Leidenschaft war die Fliegerei. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg gehörte er innerhalb der Luftwaffe der Einheit der Lastensegler an. Später betätigte er sich kurze Zeit als Hobby-Segelflieger in Pirna-Copitz. Detailgetreue und selbstgefertigte kleine Jagdflieger schmücken die Vitrine in seinem Zimmer des Johanniterhauses.
Viele Jahre war Herr Frohberg im Heidenauer Schwimmverein aktiv. Der Verein kümmerte sich nicht nur um Schwimmfeste, gemeinschaftlich wurden auch Spielplätze oder Umkleidekabinen gebaut. Bei vielen anfallenden Arbeiten brachte sich Herr Frohberg tatkräftig ein.
Unter anderem fragte Herr Opitz, welche Anekdoten dem Senior aus seiner Kindheit einfallen. Er berichtete daraufhin vor allem von zwei Erinnerungen.
Zum einen erzählte er von seinem Bruder Rudi, der als Kind zu Weihnachten ein Puppentheater mit fast 20 Puppen geschenkt bekam. Er entwickelte eine so große Freude am Puppenspiel, dass er viele Gelegenheiten nutzte, um damit in der schönen Jahreszeit in Heidenau öffentlich aufzutreten. Hans Frohberg unterstützte ihn immer dann, wenn mehr als zwei Figuren agieren mussten und dafür eine dritte oder sogar vierte Hand von Nöten war.
Ein häufiger Auftrittsort war eine Rasenfläche am Obergraben, wo sich in den Sommerferien ohnehin viele Kinder und Jugendliche trafen. Wenige Tage zuvor hängte Rudi einen Zettel auf, der die geplante Aufführung bewarb und auf dem darum gebeten wurde, eine kleine Fußbank mitzubringen, damit niemand zu lange auf dem Rasen sitzen musste. Als Eintrittsgeld verlangten die Frohberg-Brüder einen Pfennig. Die Zuschauerzahlen müssen zumeist sehr hoch gewesen sein. In Zeiten ohne Fernsehen und Internet war das Puppenspiel sicherlich eine willkommene Abwechslung.
Zum anderen berichtete er Herrn Opitz von einem bemerkenswerten Streich. Der etwa zehnjährige Hans Frohberg und einige Freunde hatten an einem Gebäude der Drogenmühle einen dünnen Strick befestigt, den sie auf der anderen Seite der Straße in Kopfhöhe an einen Gaslaternenpfahl banden. Sie waren neugierig darauf zu sehen, wer eventuell dagegen läuft.
Bei einem Passanten, der den Weg passierte, handelte es sich ausgerechnet um dem damaligen Bürgermeister Paul Gröger. Er trug wie stets einen Zylinderhut, der ihm durch den Strick vom Kopf geworfen wurde. Herr Gröger hob seinen Hut auf, setzte ihn sich auf, sah sich um und ging stumm weiter.
Die Jungen schämten sich sehr, dass ihr Streich tatsächlich funktioniert, aber ausgerechnet den Bürgermeister getroffen hatte. Die Angelegenheit war ihnen so peinlich, dass sie sich in den nächsten Tagen beim Lebensmittelgeschäft von Familie Lobowski in der Nähe der Drogenmühle aufhielten und dort auf Herrn Gröger warteten, der in seiner Mittagspause gewöhnlich dort vorbeilief. Immer wenn sie ihn sahen, erhoben sie sich ehrfurchtsvoll und grüßten mit "Guten Tag, Herr Bürgermeister". Herr Gröger lüftete daraufhin seinen Zylinder und ging wortlos weiter.
Diese Geschichte passt ausgezeichnet in das aktuelle Jubiläumsjahr, denn bei Paul Gröger handelt es sich um den ersten Bürgermeister der Stadt Heidenau. Nach dem Zusammenschluss der drei ehemaligen Landgemeinden Mügeln, Heidenau und Gommern am 1. April 1924 stand er der neu gegründeten Stadt bis 1932 vor.
Auf die Frage von Herrn Opitz, was denn sein Geheimnis sei, ein so hohes Alter erreicht zu haben, antwortete Herr Frohberg: "Ich habe meine Arbeit gemacht und Sport getrieben. Ich habe nicht geraucht und nur wenig Alkohol getrunken." Und diese Formel ist sicherlich zeitlos.
Wenngleich der Senior noch viel mehr aus seinem langen und erfüllten Leben zu berichten gehabt hätte, verabschiedete sich Herr Opitz bei dem mittlerweile ermatteten Senior und bedankte sich für das angenehme und freundliche Gespräch.
Wir wünschen Herrn Frohberg eine noch lange von Gesundheit, Freude und Zuversicht geprägte Zeit.
Heidenau, 17.1.2024