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Heidenauer Journal - Amtsblatt und Stadtzeitung der Stadt Heidenau
Ausgabe 6/2024
Das Leben in Heidenau
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Wackerbarths Schloss in Großsedlitz und der Landesherr

Abb. 1: Königlicher Schloßgarten zu Groß-Sedlitz bei Dresden, Bestandsplan der Anlage um 1870, aus dem Nachlaß des Architekten Fritz Enke, Potsdam

Abb. 2: Blick von der Stillen Musik auf Friedrichschlösschen, obere und untere Orangerie

Abb. 3: Blick durch die westliche Achse zum Friedrichschlösschen

Abb. 4: Wappen des Grafen Wackerbarth an der Oberen Orangerie

Nach einer entbehrungsreichen Zeit für die einfache Bevölkerung durch Kriege, in welche der Sächsische Herrscher über Jahre verwickelt war, festigte sich nach 1700 die Macht August des Starken als Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Die Landesgrenzen wurden anerkannt, Dresden entwickelte sich zu einer europäischen Hauptstadt, und reges Baugeschehen prägte endlich unsere Region.

Ab 1709 entstanden neue kurfürstliche Bauwerke wie der Dresdner Zwinger, Schloss und Garten Pillnitz und der Umbau des Jagdschlosses Moritzburg. August der Starke verstand es, seinen Staat mittels neuer Verwaltungen besser zu organisieren. Außerdem wurden begabte Fachleute nach Sachsen geholt, die alsbald auch mit der Entwicklung von Großsedlitz zu tun hatten. Hier war eine Schlossanlage, die Friedrichsburg, von einem „Privatinvestor“, dem Vertrauten und langjährigen Minister August des Starken, August Christoph Graf von Wackerbarth, als sein Altersruhesitz 1719/20 erschaffen worden. (Abb. 1)

Wen wundert es da, dass der Sächsische Herrscher beim seltenen Anblick eines derart über Terrassen gestuften, mit langen Achsen in die Landschaft zielenden Gartens weitreichende eigene Ideen zum repräsentativen Ausbau der barocken Parkanlage hatte? Wo wäre überzeugender der Landesreichtum dem europäischen Adel vorzuführen, als hier? In solch einer Höhenlage mit diesen Fernblicken? Nirgendwo könnte man besser auf die böhmischen und sächsischen Besitztümer hinweisen! Hier sollten einmal königliche Feste gefeiert werden. (Abb. 2)

Man erzählt, August der Starke habe nach mehreren Besuchen im Schloss großen Gefallen an dem Ensemble gefunden und gewünscht, dass Graf von Wackerbarth alle Besitzungen von Groß-und Kleinsedlitz einschließlich des Dorfes Heidenau „Ihro Königl. Mayt.“ zum Tausch oder Kauf überließe.

Nach sorgfältiger Schätzung gelangte Schloss Friedrichsburg mit allen Anlagen sowie den drei Dörfern in die Hand des Sächsischen Kurfürsten. Der Kaufpreis betrug 100 000 Taler. Allerdings gab es für August den Starken ein Problem: Seine „Privatschatulle“ war wohl leer und Wackerbarth hatte die Bedingung gestellt, nicht die Staatskasse mit dem Kauf zu belasten. Als Generalintendant für Bauwesen in Sachsen konnte er das fordern. (Abb. 3)

Der Ausweg scheint plausibel für Geschäfte: Am 23. Januar 1723 wurde von beiden ein Geheimvertrag erstellt, der August den Starken als „Besitzer mit Ratenzahlung“ auswies, was unter strenger vertraglicher Geheimhaltung bis zum Ende der Ratenzahlung im Dezember 1726 so blieb.

Kein Dorfbewohner ahnte also etwas vom Eigentümerwechsel. Derartige Geschäfte waren damals in den Adelsgesellschaften nicht unüblich und so könnte es sein, dass Wackerbarth seinen Landesherren sogar in dieser Weise gelenkt haben mag. Viel Energie, Ideen, Organisationstalent und Kraft hatte Graf Wackerbarth in dieses gelungene Projekt der Umwandlung eines Bauerndorfes gesteckt. Nun gab er den Besitz aus der Hand, während das Baugeschehen trotzdem zügig unter seiner Leitung weiterging. (Abb. 4)

Die Großsedlitzer Kaufsumme erlaubte ihm die Anschaffung von weiterem Besitz. Er erwarb 1727 Land in der Lößnitz und konnte sich mit Schloss „Wackerbarths Ruh“ trösten, Bereits 1729 war in Radebeul die barocke Anlage mit einem Herrenhaus und dem Belvedere nach seinen Vorgaben durch Johann Christoph Knöffel fertiggestellt.

Für den Barockgarten Großsedlitz gab es nun neue, von August dem Starken initiierte Pläne, die den Abriss bestehender Gebäude wie der oberen Orangerie vorsahen, um ein wesentlich größeres Schloss auf diese Anhöhe zu stellen. Zum Glück blieb es bei den hochfliegenden Plänen. August der Starke konzentrierte sich auf den Ausbau und die Ausstattung der einzigartigen barockenParkanlage in einer abwechslungsreichen Landschaft mit wundervollen Sichten in die weite Umgebung.

Förderverein Freundeskreis Barockgarten Großsedlitz e. V.