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Heidenauer Journal - Amtsblatt und Stadtzeitung der Stadt Heidenau
Ausgabe 8/2024
Das Leben in Heidenau
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100 Jahre Stadtrecht Heidenau

Dorfplatz Gommern 1925

Rudolf-Breitscheid-Straße 1917

Lüttichaustraße um 1910



Gemarkungen der Stadt Heidenau: Gommern

Das Dorf Gommern wurde 1288 erstmals urkundlich erwähnt. Am 1. April 1920 wurde Gommern mit Mügeln und Heidenau zur Stadt Heidenau vereinigt. Gommern ist Heidenaus ältester Stadtteil.

Gommern liegt mit seinem Kern an der Nordgrenze der Gehängelehme gegen die Tallehme der Elbe-Niederterrasse. Ein Flurstreifen mit Industriebetrieben und Ortsausbauten gehörte zu dem ursprünglichen Bauerndorf, das in der Form eines Rundweilers ausgebildet ist.

Die vorgeschichtliche Forschung beweist, dass die Besiedlung im Bereich des heutigen Gommern wesentlich weiter zurückreicht als bis zur Slawenzeit. So konnten in diesem Bereich vor dem zweiten Weltkrieg Herdgruben aus der Jungsteinzeit freigelegt werden.

Dem Ortsbild entsprechend bestanden in Gommern zwei Gutsherrschaften. Der eine Rundweiler mit 3 Bauerstellen wurde am 6. September 1420 an drei Brüder Korbitz verlehnt, der andere (5 Bauern) einen Tag später an Offe Karas.

Verwaltungsmäßig gehörte Gommern wechselweise zu den Pflegen bzw. Ämtern Pirna und Dresden, kirchlich zu Dohna. Ab 1655 bis zur Aufhebung der Rittergutsherrschaften war Gommern dem Gut Gamig zugehörig. Dieses kam am 19. März 1831 unter den Hammer und wurde für 109.500 Taler von Hans Friedrich Kurt von Lüttichau erstanden. Wohl deshalb hieß die Rudolf-Breitscheid-Straße in Heidenau bis 1946 Lüttichaustraße - sie stellte die ehemalige Verbindungsstraße von Gommern nach Mügeln dar.

War Gommern bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein fast reines Bauerndorf, so brachten die Jahre vor und nach der Jahrhundertwende ein beträchtliches Wachstum, das im Zusammenhang mit der Industrialisierung des Elbtals stand. In Gommern selbst entstand 1898 eine Kesselfabrik, kurz darauf ein Betrieb zur Herstellung von Dynamos und Maschinen. 1917 schuf man das Garantolwerk und 1919 eine Fabrik für Elektromotoren, das Elbtalwerk. Innerhalb weniger Jahre entstanden mehr als 50 Wohnhäuser in der Gartenstraße. Da Gommern an die benachbarten Industriegemeinden baulich Anschluss gefunden hatte, vereinigte man es 1920 mit ihnen zur Großgemeinde Heidenau.

Zu DDR-Zeiten wurde der Dorfplatz komplett umgestaltet: der Dorfteich wurde trockengelegt, alte Bäume gerodet und ein Konsumgebäude wurde gebaut. Dieses wurde aber Anfang der 1990er Jahre abgerissen. 2013 wurde der Dorfplatz neugestaltet und ortstypisch mit hohem Grünanteil umgestaltet. Ein attraktiver Aufenthaltsbereich mit Bänken, Büchertauschschrank, Tierskulpturen und rechteckigem Brunnen lädt zum Verweilen ein.

Der Chronik von Johannes Lehmann (1940) ist zu entnehmen: Der Name „Gommern“ bedeutet Rundlingsanlage. Der wendische Name „Komor“ weist auf slawische Anfänge hin und bedeutet „Mücke“. Gommern ist hiernach also das Mückendorf. Wegen der breitfließenden Elbe und dem vom Lugberg herabquellenden Wasser haben sich Tümpel und Sümpfe gebildet, was wiederum Mückenschwärme wegen des stehenden Gewässers anzog.

Quellen: Stadtarchiv Heidenau, Chronik von Johannes Lehmann (1940), „Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart“ (1994), Heidenauer Chronik (1997), „Heidenauer Land mit Osterzgebirge und Sächsischer Schweiz“ (1999)

Lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben: „Gemarkungen Heidenaus: Heidenau“