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Amtsblatt für die Stadt Herzberg (Elster) mit Bekanntmachungen der Stadt
Ausgabe 8/2025
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
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Pressemitteilung der Initiativgruppe „Klinikrettung Elbe-Elster”

Wo das Krankenhausprojekt 3+1 einen entscheidenden Fehler aufweist

Hitzig und emotional liefern sich Befürworter und Gegner eines Krankenhausneubaus in Elbe-Elster seit mehreren Monaten ein intensives Wortgefecht. Einzelne Protagonisten überschreiten dabei längst die Linie demokratischen Grundverständnisses, sehr zum Nachteil eines sachlichen Austausches von Argumenten. Dabei gibt es noch viele Aspekte, die bislang kaum oder nur am Rande diskutiert wurden.

Darauf verwiesen die mittlerweile 50 Mitglieder der parteiübergreifenden Initiativgruppe “Klinikrettung Elbe-Elster“, die sich gegen das von Landrat Christian Jaschinski (CDU) favorisierte Model “3+1” stellen, am Dienstag im Verlaufe einer öffentlichen und gut besuchten Diskussionsrunde in Hirschfeld.

“Ein vom Landkreis selbst in Auftrag gegebenes Gutachten hat ermittelt, dass dem Klinikum Elbe-Elster bis 2028 liquide Mittel in Höhe von 20 bis 40 Millionen Euro fehlen. Angesichts der im Vergleich zu regional umliegenden Kliniken deutlich höheren Personalkosten (62 Prozent

durchschnittlich gegenüber 78 Prozent in Elbe-Elster) sowie einer starren und keineswegs zukunftsfähigen Versorgungsstruktur stellt sich die dringende Frage, wie der zeitnahe Fortbetrieb der drei Krankenhäuser realisiert werden soll und wie man das Sparziel, das die Klinikgeschäftsführung öffentlich benennt, erreichen will”, fragte Uwe Schrader, Gründungsmitglied der Initiativgruppe.

Dass die Skepsis der Neubaugegner rundum berechtigt ist, bestätigte auch Jan Müller, Geschäftsführer mehrerer Kliniken in privater Trägerschaft. Die von der alten Bundesregierung initiierte Reform des Gesundheitswesens sei notwendig gewesen, betonte Müller. Was aber nicht bedeute, fügte er an, dass sie ein rundum gelungenes Werk sei. Vorrangig benannte Müller hierbei die künftige Bezahlung nach Leistungsgruppen, die vielen der aktuell ca. 1.750 deutschen Krankenhäuser das Arbeiten erschweren wird. Diese Einteilung wird von Seiten des Landkreises immer wieder als wichtigstes Argument eine Neubaus herangezogen. Die drei bestehenden Häuser, so wird argumentiert, sollten ambulante Zentren mit Notfallversorgung bleiben. “Was aber rechtlich gar nicht so einfach geht”, stellte Jan Müller klar. Denn dafür braucht es im Haus in der Regel Abteilungen für Allgemeinchirurgie,

für Innere Medizin, für Anästhesie und Intensivmedizin. Ohne sie, sei die Notfallaufnahme nicht arbeitsfähig, da die ankommenden Patienten durch diese Fachabteilungen versorgt werden müssen. Die geplante Konzentration der Krankenhausversorgung auf einen zentralen Standort würde demnach zur Folge haben, dass die gesetzlich vorgeschriebene Frist, dass 5.000 Menschen das nächstliegende Krankenhaus innerhalb von 30 Minuten erreichen müssen, nicht ansatzweise zu realisieren wäre. Wenn darüber hinaus noch mehr Menschen einen Rettungswagen für den Transport anfordern statt sich privat in die Klinik zu begeben, setzt das massive Investitionen beim Rettungsdienst voraus. “Diese Konzentration auf einen zentralen Ort führt folglich zu einer massiven Überlastung in der Notfallmedizin und zeigt, dass Zentralisierung vielleicht organisatorische Vorteile bringen kann, aber keineswegs die richtige Antwort auf alle Fragen ist. Erst recht nicht im ländlichen Raum, wo weite Wege der Standard sind und die Vorhaltekosten in Krankenhäusern höher ausfallen als in städtischen Ballungsgebieten”, so der Experte, der seit 30 Jahren im Gesundheitswesen arbeitet.

50 Milliarden Euro stellt der Bund den Ländern zur Realisierung der Gesundheitsreform in zehn Jahren bereit, also fünf Milliarden pro Jahr. Verteilt werden sie nach dem sogenannten Königsberger Schlüssel gemäß Einwohnerzahl und Steuereinkommen. Auf Brandenburg entfallen so nur drei Prozent der Summe. Der Gedanke, dass dann mehrere hundert Millionen Euro in eine Region mit stetig sinkender Einwohnerzahl und bereits existierenden Krankenhäusern vergeben werden, ist unrealistisch. Das im Internet nachzulesende Scheitern der Oberender AG, dem Beratungsunternehmen des Landkreises, in mehreren Landkreisen deutschlandweit kam in Hirschfeld ebenso zur Sprache wie die auch von Ärzten seit langem schon angeprangerte nachweislich steigende Zahl medizinischer Falschbehandlungen im Krankenhaus Herzberg, die aufgrund der dokumentierten Häufung alles andere als Einzelfälle sind.

Viele Themen also, die der Diskussion um das Bauvorhaben neue Nahrung geben.

Initiativgruppe „Klinikrettung Elbe-Elster”