Titel Logo
Amtsblatt für die Stadt Herzberg (Elster) mit Bekanntmachungen der Stadt
Ausgabe 9/2023
Informationen aus der Stadt
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Altherzberg | Fenster schreiben Geschichte

Wie moderner Zeitgeist im uralten Kirchenhaus Einzug hält und emanzipierte Kirchenchronik weitergeschrieben wird

Jeder Generation ist die Chance gegeben, selbst ihren klitzekleinen Anteil in der Chronik zu gestalten. Beherzt haben die Einwohner Altherzbergs diese Chance genutzt und neue glasbemalte Kunstwerke für ihre wunderbare Fachwerkkirche organisiert. Die Schlosserei Witte aus Kauxdorf lieferte in perfekter Handwerkerleistung die dafür vorzublendenden drei Fenster und der folgende zweijährige Weg bis zur Einweihung zum Festgottesdienst am 15. Juli sollte für die Gemeinde zum kreativen und anstrengenden (Selbst-) Findungsprozess werden. Wer kann die Bilder gestalten, welche Aufgabe bekommt der Künstler, was darf es kosten, was sagen der Denkmalschutz, das Kirchenamt und der Pfarrer, sind wir konservativ oder wollen wir mutig modern sein? Mit den ersten Entwürfen und Skizzen befeuerte der gewonnene, überregional geschätzte Künstler Ararat Haydeyan aus Saathain weiter die ambitionierten Debatten der Akteure. Wieviele christliche Symbole sollen erkennbar sein und welche? Gehört der Teufel auf das Bild „Liebe“ oder braucht es besser doch nicht soviel Wahrheit? Lassen sie sich überraschen und mitreißen von dem Projekt und seiner Umsetzung. Schweifen sie bei der Betrachtung der neuen Chorfenster auf ganz eigene Wege ab, lassen sie sich vom wechselnden Farbspiel des einfallenden Sonnenlichts faszinieren, finden sie Ruhe und zu sich selbst und bringen sie ihre Inspiration ein, werden sie zum kreativen Mitgestalter. Allein schon die Titel der beiden anderen Bilder „Licht“ und „Ankommen“ (Empore) sind Garanten dafür und öffnen weite Horizonte im ehrwürdigen Kirchenraum.

Zu danken gilt all dies vor allem Frau Dr. Barbara Krause, die im Andenken an ihren verstorbenen Ehegatten Herrn Dr. Horst-Günter Krause mit ihrer zündenden und mitreißenden Idee, ihrem Elan und vor allem enormen finanziellen Engagement für die Kunstwerke, das Kirchenportal und die Wegepflasterung auf dem Altherzberger Friedhof federführend für das Projekt agiert hat. Die gebürtige und bodenständige Altherzbergerin pflegt mit ihrem Einsatz eine hochachtenswerte emanzipierte Tradition, tritt sie doch in die Fußstapfen von Frau Bertha Franz, der Witwe des Orgelstifters und Herzberger Sanitätsrates. Diese stiftete um 1900 die wunderbaren Chorfenster der Stadtkirche St. Marien im Gedenken an ihren ehrwürdigen Gatten und hielt so dankbaren Einzug in die Herzberger Stadt- und Kirchenchroniken.

P.S.: Die nächste Besichtigungsgelegenheit besteht am 1. Oktober, 14 Uhr beim Festgottesdienst zum Entedankfest.

Karin Jage
Team Kultur