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Halsbrücker Anzeiger
Ausgabe 10/2024
Kirchliche Nachrichten
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Kirchliches Umweltmanagement

Laub

Das Bild vieler Gärten ist immer noch von viel Ordnungsstreben geprägt. Zum Schönheitsideal zählen regelmäßig kurz geschnittener Rasen, in Form geschnittene Hecken und Büsche, und im Winter ordentlich umgegrabene Gemüsebeete. Im Herbst muss natürlich das lästige Laub weg. Immer häufiger werden dazu Laubsauger und Laubbläser genutzt. Mit viel Lärm und mit Luftgeschwindigkeiten von über 300 km/h beseitigen sie jedes Stückchen Herbstlaub bis in die letzten Ecken.

Diese Geräte entfernen aber nicht nur die Blätter, sie sind auch eine Gefahr für viele Kleintiere und sogar für Vögel. Laubbläser und -sauger gefährden die in Boden- und Krautschicht lebenden Kleinlebewesen. Regenwürmer, Spinnen, Asseln, Tausendfüßler, Springschwänze und Milben verwandeln Laub und Pflanzenreste in Humus und dienen Vögeln und anderen Tieren als Nahrung.

Laubsauger können sogar Frösche und Molche verschlingen. Haben die Geräte eine Häckselfunktion, werden die Tiere zerstückelt und zu Mus verarbeitet. Auch für Kleinsäuger ohne Fluchtverhalten, wie Igel und ihre Jungen, sind diese Geräte lebensbedrohlich.

Sollte man nicht lieber zu Besen und Rechen zu greifen, und das Laub unter Sträuchern und Bäumen verteilen oder es auf Beeten und Rabatten einfach liegen lassen? Das Laub bildet so einen guten Dünger für den Boden und ist ein wichtiger Lebensraum für Tiere. Die Laubdecke schützt Boden und Pflanzen im Winter vor Frost.

Sinnvoll ist es zudem, Laub- und Reisighaufen in geschützten Gartenecken anzulegen. Laubhaufen sind ein wichtiger Bestandteil eines naturnahen, lebendigen Gartens. Igel, die im Herbst nach einem Platz für den Winterschlaf suchen, nutzen sie gerne als Schutz in der kalten Jahreszeit. Die Laubberge sollten aber im Frühjahr so lange unberührt gelassen werden, bis zumindest der Igel aus seinem Winterschlaf erwacht ist, das kann manchmal sogar bis Mai dauern.

Uns umgibt eine erstaunliche Vielfalt von Lebewesen. Allein in Deutschland gibt es mindestens 33.000 verschiedene Insektenarten. Die meisten von Ihnen bekommen wir nie zu Gesicht, aber sie sind da: Sie bestäuben Pflanzen, fressen Schädlinge, reinigen und lockern den Boden, ernähren andere Tiere und vieles mehr. Leider muss man sagen: Sie sind NOCH da.

Wir wissen, dass wir Menschen alle gemeinsam dafür Sorge tragen, die großartige Schöpfung zu bewahren. Es ist eine gute Chance, auf dem kleinen Fleckchen Erde, auf dem man tun und lassen kann, was man möchte, zu versuchen, etwas für den Erhalt der Schöpfung zu tun. Im eigenen Garten kann jeder einzelne mittun, etwas Unordnung zulassen und damit wertvolle Lebensräume schaffen.

Renate Haufe