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Der Holzhausener - Informationsblatt
Ausgabe 10/2023
Kulturgeschehen
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Liebe Leserinnen und Leser,



aus den zahlreichen Neuerwerbungen unserer Bibliothek möchte ich Ihnen die folgenden Bücher vorstellen, die spannend, aber auch sehr traurig waren:

Schäfer, Dagmar: In den bezaubernden Regionen der Phantasie und andere historische Leipziger Persönlichkeiten. - Hamburg: tredition, 2022. - 144S.:

Ich habe dieses kleine Buch mit viel Interesse und Staunen gelesen. Leipzig ist schon besonders, denn kaum eine zweite Stadt in Deutschland hat im Verlauf der Jahrhunderte so viele außerordentliche Persönlichkeiten hervorgebracht oder angezogen. Und so finden sich im Buch sechzehn historische Porträts, einige haben sich einen Namen gemacht, andere hingegen sind mehr oder weniger vergessen.

Würger, Takis: Noah von einem der überlebte. - München: Penguin, 2020. - 183 S.:

Takis Würger erzählt die Lebensgeschichte des Noah Klieger - von seiner Kindheit in Frankreich der 1920er Jahre, seinem Überleben in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten bis zu seinem Engagement für die Staatsgründung Israels. Noah Klieger ist 16 Jahre alt, als er bei einer Razzia im besetzten Belgien von der Gestapo festgenommen wird. Er hatte sich zuvor einer Gruppe angeschlossen, die jüdische Kinder in die Schweiz schmuggelt. Noah wird nach Monowitz gebracht, das Lager gehört zum KZ Auschwitz. Nur wegen seines Geschicks und Gespürs für Situation überlebt er. Zweieinhalb Jahre später wird er von den Russen befreit. 1947 flieht er mit tausenden anderen Juden auf der Exodus nach Palästina, wo er allerdings nicht ankommt. Denn zuvor wird das Schiff von der britischen Marine angegriffen.

Berest, Anne: Die Postkarte. - Berlin: Piper, 2023. - 538 S.:

Alle Fragen beginnen mit einer Postkarte, die Anne Berests Mutter Lilia 2003 unter den Neujahrswünschen findet: eine schlichte Karte mit den Namen Ephraim, Emma, Naomi und Jaques. Doch von wem stammt diese Karte? Und wer sind diese Personen?

Anne fragt bei ihrer Mutter nach und weil diese nur bruchstückhaft erzählt, begibt sich die Autorin auf eigene Spurensuche. Bei ihrer Recherche kristallisiert sich mehr und mehr die tragische Geschichte ihrer Familie, der Familie Rabinowicz, heraus, von der nur Tochter Miriam überlebte - Annes Großmutter.

Fesselnd und erschreckend zugleich sind die Schilderungen von Anne Berest auf ihrer Suche in der Vergangenheit. Die Handlungen spielen sich dabei auf zwei Zeitebenen ab: die Geschehnisse zur Lebenszeit der Rabinoviczs und die Ereignisse in der Gegenwart. Sehr deutlich wird dabei, dass sich der Antisemitismus nicht nur auf die Vergangenheit beschränkt.

Schirach, Ferdinand von: Regen; e. Liebeserklärung - München: Luchterhand, 2023. - 107 S.:

Ferdinand von Schirachs neues Buch „Regen“ ist eine Erzählung in Form eines Theatermonologs, den er ab Herbst 2023 im Rahmen einer großen Premierentournee auf zahlreichen deutschen Bühnen selbst sprechen und aufführen wird: Ein Mann kommt durchnässt aus dem Regen in eine Bar - auf die Bühne - und denkt über Verbrechen und Strafen nach, über das Großartige und das Schreckliche unserer Zeit, über die Würde des Menschen, die Einsamkeit, die Liebe, den Verlust und das Scheitern.

Borrmann, Mechtild: Feldpost. - München: Droemer, 2022. - 297 S.:

Die Anwältin Cara bekommt in einem Café von einer Fremden eine Tasche untergeschoben, in dem sich Feldpostbriefe und ein Vertrag über eine Villa zu einem symbolischen Wert aus den 30er Jahren befinden. Die Geschichte springt zwischen dem Jahr 2000 und 1935 bis zum Ende des 2. Weltkrieges hin und her. Im Vergangenheitsstrang begleitet der Leser zwei Familien, zwischen deren Söhne mehr als nur eine Freundschaft entsteht. Aber nicht nur Homosexualität, die zum damaligen Zeitpunkt strafbar war, wird thematisiert. Es geht auch um Verfolgung und Flucht vor dem Regime, Verrat auf verschiedenen Ebenen. Im Gegenwartsstrang findet Cara noch einen lebenden Protagonisten, der Jahrzehnte später noch leidet.

Eine gute Lesezeit wünscht Ihnen H. Smers