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Der Holzhausener - Informationsblatt
Ausgabe 10/2025
Kulturgeschehen
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Liebe Leserinnen und Leser,

folgende Bücher aus unserer Bibliothek Holzhausen möchte ich Ihnen heute gerne vorstellen:

Carsten Henn: „Der Buchspazierer“

Pendo Verlag in der Piper Verlag GmbH, München, 2020

Carl Kollhoff lässt es sich nicht nehmen, bestellte Bücher persönlich zu seinen Kunden zu bringen, die aus verschiedenen Gründen die Welt da draußen meiden. Jedes Buch packt er liebevoll ein und die Übergabe an seine Kunden ist für ihn immer wieder etwas besonders - genauso wie es auch gerade diese besonderen Kunden wertschätzen, ihre Bücher von Carl Kollhoff persönlich übereicht zu bekommen. Auf seinen „Buchspaziergängen“ gesellt sich plötzlich die kleine Schascha zu ihm und begleitet ihn bei seinen Auslieferungen. Anfangs ist Carl davon wenig begeistert, doch schon bald erobert sie mit ihrer forschen Art Carls Herz. Und auch für Carls Kunden wird Schascha schnell eine sehr willkommene Besucherin.

Dieses Buch beschreibt auf wundervolle Weise, wie wichtig wir Menschen doch für andere Menschen sind und wie gerade die Lust an Büchern und am Lesen uns miteinander verbinden kann. Hier treffen kindliche Freude und Naivität auf Lebenserfahrung und das Komplizierte des Erwachsenendaseins. Ich kann Ihnen dieses Buch wärmsten Herzens weiterempfehlen, mir hat es sehr gut gefallen.

Juli Zeh und Simon Urban: „Zwischen Welten“

Luchterhand Literaturverlag München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, 2023

Nach zwanzig Jahren laufen sich die ehemaligen WG-Bewohner Therese und Stefan zufällig in Hamburg über den Weg. In ihrer Studienzeit verband sie eine tiefe Freundschaft, ihr Wiedersehen endet jedoch in einem Fiasko. Therese, die den Bauernhof von ihrem Vater übernommen hat, sieht sich mit realen Schwierigkeiten konfrontiert und kann die beruflichen Probleme von Stefan nicht ernst nehmen. Er arbeitet als Journalist bei einer Wochenzeitung, die sich mit Projekten rund um den Klimawandel beschäftigen. Für Therese, die ums schiere Überleben kämpft, ist seine theoretische Herangehensweise unrealistisch und abgehoben. Sie beide wollen jedoch ihr erstes Wiedersehen nicht so negativ in Erinnerung lassen und beschließen, sich via Email und WhatsApp neu kennenzulernen. Für den Leser lassen Juli Zeh und Simon Urban ihre beiden Protagonisten ausschließlich schriftlich miteinander kommunizieren. Die wenigen Treffen der beiden werden auch nur in ihrem Mails oder WhatsApp Nachrichten reflektiert und leider verlaufen diese dann doch immer wieder enttäuschend für beide.

Das Buch spiegelt, wie wir es von Juli Zeh schon kennen, die momentanen Konflikte unserer Gesellschaft wider. Die konfrontativen Dialoge und zum Teil harte Wortwahl insbesondere von Therese haben mich teilweise geschockt. Das Buch hat mir schmerzhaft gezeigt, wo selbst Freundschaften enden können, wenn wir uns nicht gegenzeitig zuhören und wir durch einen Tunnelblick für unsere eigene Problematik für die Themen unserer Mitmenschen taub werden.

Harlan Coben: „Der Junge aus dem Wald“

Wilhelm Goldmann Verlag München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, 2020

Wilde, der vor 30 Jahren als kleiner Junge im Wald gefunden wurde, arbeitet nun als erfolgreicher Privatdetektiv mit sehr eigenen Methoden. Seine Herkunft, warum und wie lange er als Kind im Wald gelebt hat, ist selbst für ihn bis heute noch ein Rätsel. Damals freundete er sich mit dem Sohn der Rechtsanwältin Hester Crimstein an, bei der er stets willkommen ist und als Teil der Familie behandelt wird. Die Zeit im Wald ist jedoch nicht spurlos an ihm vorüber gegangen und er lebt immer noch lieber zurückgezogen im Wald. Seine Kenntnisse, wie er in der Wildnis leben und überleben kann, machen aus ihm einen außerordentlichen Privatdetektiv.

Als die Schülerin Naomi Pine plötzlich spurlos verschwindet, bittet Hester Crimstein Wilde um Hilfe. Wilde gerät bei seiner Suche nach Naomi immer tiefer in ein Netz von Intrigen in der Welt der Mächtigen und begibt sich dabei selber in Lebensgefahr.

„Der Junge aus dem Wald“ ist der erste Teil seiner „Wilde-Reihe“ von Harlan Coben. Das Buch ist bis zur letzten Seite sehr spannend geschrieben und Harlan Coben schafft es, seine Protagonisten für uns zum Leben zu erwecken. Das Geheimnis um Wilde wird auch am Ende nicht gelüftet und Harlan Coben macht uns neugierig auf seinen Fortsetzungskrimi.

Camilla Läckberg und Henrik Fexeus: „Schwarzlicht

Knaur Taschenbuchverlag, 2024

Eine von Schwertern durchbohrte Frau wird in einer Kiste gefunden. Die schwedische Kommissarin Mira Dabiri übernimmt die Ermittlungen. Da erst einmal alles auf einen misslungenen Zaubertrick hinweist, wendet sie sich an den Profiler und Mentalisten Vincent Walder, der auch mit seinen Shows sehr erfolgreich beim Publikum ankommt. Beide sind eigenbrötlerische Menschen, denen es schwerfällt, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Vincent ist mit der Schwester seiner Ex-Frau verheiratet, was immer wieder zu verständlichen Konflikten in seinem Familienleben führt. Aus erster Ehe hat er zwei Kinder im Teenager-alter und er und seine jetzige Frau haben einen gemeinsamen Sohn. Mira lebt alleine und leidet unter einer zwanghaften Mysophobie. Die Angst vor Bakterien und Keimen bestimmt alle Entscheidungen in ihrem Alltag. Mira lebt privat sehr zurückgezogen und teils einsam, kommt aber aus ihrem eigenen Teufelskreis nicht heraus. Vincent und Mira passen als Ermittlerteam gut zusammen, ihre Eigenartigkeiten akzeptieren und respektieren sie gegenseitig ohne dabei viele Worte zu verlieren. Als ein zweiter Mord geschieht, wird beiden schnell bewusst, dass die Morde mit ihren eigenen Geheimnissen der Vergangenheit in Verbindung stehen.

Mit ihrem ersten Buch der „Dabiri-Walder-Trilogie“ geben Camilla Läckberg und Henrik Fexeus einen aufregenden und bis zur letzten Seite fesselnden Auftakt. Die außergewöhnlichen Macken der beiden Hauptprotagonisten verleihen ihnen eine menschliche Komplexität, welche die Charaktere für den Leser nahbar und greifbar machen. Wer skandinavische Krimis mag, dem wird dieses Buch auch sehr gut gefallen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen, Ihre Anne Davis