Titel Logo
Der Holzhausener - Informationsblatt
Ausgabe 11/2023
Leserservice
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Heilende Pflanzen vor unserer Haustür

In diesem Jahr wurde von der Jury des NHV Theophrastus die Weinrebe (Vitis vinifera) zur Heilpflanze des Jahres gekürt. So möchte ich in diesem Monat die interessante Pflanze etwas genauer vorstellen.

Nach der Analyse von Rebengenomen konnte nachgewiesen werden, dass die Ursprünge des Weinbaues im Kaukasus liegen und bereits vor mehr als 11.000 Jahren v. Chr. begannen. Über das Mittelmeer erfolgte eine Ausbreitung nach Westen und durch Kreuzungen mit lokalen Wildreben gab es bald eine große Zahl verschiedener Rebsorten. Im nahen Osten soll es schon ab etwa 7.000 v. Chr. großbeerige Tafeltrauben gegeben haben.

Die Weinrebe wird bis zu 10 m hoch. Sie ist ein Kletterstrauch und gehört zur Familie der Weinrebengewächse. Sie bildet eine bis zu 20 m lange Wurzel aus, die in tiefe Erdschichten gelangt und so noch Wasservorräte findet. Der Stamm ist verholzt, kann mehrere 100 Jahre alt werden und treibt ständig wieder neu aus. Die Triebe sind lang und behaart. Die Blätter sind wechselständig angeordnet, rundlich gelappt, haben einen kräftigen Stiel und einen tief eingeschnittenen Grund. Durch ihre Wuchsform nehmen sie optimal Licht und Wärme auf. Die Ranken sind lianenartig und halten sich überall fest, wo es möglich ist. Haftscheiben besitzen sie nicht. Im Herbst werden die Blätter abgeworfen und die Ranken verholzen. Von Mitte Juni bis Juli erscheinen die zwittrigen hellgrünen Blüten. Es gibt eine große Variabilität in der Fruchtbildung, die sich in verschiedenen Größen, Farben und Formen manifestiert. Das Fruchtfleisch ist saftig und enthält 1 bis 4 hartschalige birnenförmige Samen. Eine wichtige Aufgabe für den Winter besteht im Beschneiden und Anbinden der wuchernden Triebe, damit den Reben die gewünschte Form und der nötige Halt gegeben wird. Es wird ein Saftstau erzeugt, der die vegetative Kraft begrenzt und zu reicher Blüten- und Fruchtbildung führt. Um der Pflanze optimales Sonnenlicht zu geben, werden die Laubblätter entfernt. Während des Reifens bis in den sonnigen Herbst wird die Fruchtsäure abgebaut und in Zucker umgewandelt. Auch wird Wasser aus dem Traubengewebe verdunstet, so dass der Zuckergehalt steigt. Die Reife kann bis November andauern. Um gut zu reifen, benötigt der Wein etwa 100 Sonnentage.

Bock sagte 1553: „Alles, was am Rebstock ist, mag man zu Arznei brauchen.“

Beliebt und sehr schmackhaft sind natürlich die Weinbeeren. Sie enthalten 3 bis 5 % Zucker, Pflanzensäuren, wie Salicylate, weinsaure Salze, Vit. C, A und B, Phenole, zu denen Gerbstoffe, Flavonoide, Anthocyane, das Reveratrol, Wachse in der Fruchtschale und fettes Öl in den Kernen zählen. Sie sind durstlöschend, erfrischend und haben einen hohen diätetischen Wert. Bei Fasten und Entgiftungen sowie zur Rekonvaleszenz haben sie sich bewährt. Eine Abkochung aus gepressten Trauben hilft bei Husten und Halsentzündungen. Anthocyane im Fruchtfleisch, Kerne und Schale verhindern ein Verklumpen der Blutplättchen und erhöhen die Sauerstoffversorgung. Roter Traubensaft fördert die Blutbildung und ist ein gutes Stärkungsmittel.

Rosinen, getrocknete Weinbeeren, sind ein gesunder Zuckerersatz. Diesen Fruchtzucker kann auch eine geschädigte Leber noch verwerten.

In den Traubenkernen befinden sich viele gesundheitsfördernde Substanzen. Traubenkernöl enthält etwa 85 % ungesättigte Fettsäuren, große Mengen an Vit. E und Polyphenole. Einer Zellalterung und unerwünschtem Zellwachstum wird entgegengewirkt.

Eine große Bedeutung hat das vor allem rote Weinlaub, das bei Kapillarbrüchigkeit, Veneninsuffizienz, Hämorrhoiden und Augenreizungen als Tee, Kapseln mit Drogenpulver oder Trockenextrakttabletten Verwendung findet.

Wein ist aber auch ein köstliches Getränk, ein Geschenk der Götter, in dem sich das Sonnenlicht und die Mineralien der Erde verbinden. Der Winzer balanciert das Zusammenspiel von Alkohol, Säure, Mineral- und Gerbstoffen perfekt aus, so dass wie Plutarch (45 - 120 n. Chr.) schrieb: „Der Wein unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste ist.“

Wein – eine interessante Pflanze und zu recht die Heilpflanze des Jahres 2023.

Herzliche Einladung zu den Veranstaltungen im November:

Samstag, 04.11., 17.00 bis 19.30 Uhr Über uns die Sterne- Abendspaziergang für die ganze Familie mit Heike Schüürmann. Mit der Dämmerung begeben wir uns auf einen stimmungsvollen Spaziergang ins Oberholz und durch den nächtlichen Botanischen Garten. Bitte geeignete Kleidung, festes Schuhwerk mitbringen. Teilnahmegebühr inkl. Stockbrot am Lagerfeuer: Erwachsene 8 Euro, Kinder 5 Euro

Samstag, 11.11., 10.00 bis 13.00 Uhr Mehr Nachhaltigkeit im Haushalt mit Rezepten aus Großmutters Erfahrungsschatz. Mit der Kräuterfachfrau Silke Petersen werden Reinigungs- und Haushalts- Pflegemittel ausprobiert, die schnell aus einfachen Zutaten aus dem Vorratsschrank, Kräutern und Gewürzen selbst hergestellt werden können und die die Umwelt schonen. Teilnahmegebühr : 25 Euro.

Sonntag, 12.11., 16.00 bis 17.00 Uhr Unser Wald und seine Bäume unter dem Einfluss des Klimawandels. Harald Köpping, Diplomforstingenieur und Hobbymeteorologe versucht die Gefahren und die Chancen des Klimawandels auf die Wälder unserer Region zu beschreiben. Mit Kaffee und Kuchen im Holzbau. Eintritt 4 Euro.

Samstag, 25.11., 10.00 bis 12.30 Uhr Adventsbasteln. Unter der Anleitung von Heike Schüürmann und Ingrid Behrens, KinderZeit e. V. werden Adventskränze gebunden und Gestecke in adventlicher Atmosphäre gestaltet. Teilnahmegebühr 5 Euro, Kinder 1 Euro, zzgl. Materialkosten (ca. 20 Euro).

Wir bitten um Anmeldung zu den Veranstaltungen.

Kontaktdaten: Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz, Störmthaler Weg 2, 04463 Großpösna, Tel. 034297 41249, Mail: botanischer-garten-oberholz@gmx.de

Hannelore Pohl