Heute möchte ich Ihnen wieder einige Bücher aus der Bibliothek in Holzhausen zur Lektüre empfehlen:
Mariana Leky: Kummer aller Art
DuMont Verlag, Köln 2022, 170 Seiten
Die Autorin hat kluge und humorvolle Miniaturen geschrieben, die gute Laune machen, auch wenn der Titel dies nicht vermuten lässt. Kummer kennen wir nur zu gut: Angst, Schlaflosigkeit, schwieriges Miteinander, Absurditäten des Alltags ... Mariana Leky schreibt über die jeweiligen Lebenslagen mit viel Sinn für Feinheiten und hinreißendem Witz, und das in einer schönen Sprache. „Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa“, denkt sich Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch in den anderen sympathischen wie unsympathischen Figuren, die in diesen literarischen Kolumnen auftauchen, herrscht Unordnung. Die Autorin beobachtet sie präzise und dabei mit viel Wohlwollen. Ihre Kurzgeschichten, die dieser Band versammelt, sind zuvor in der Zeitschrift „Psychologie heute“ erschienen.
Mariana Leky hat schon mehrere wunderbare Bücher geschrieben. Einige von Ihnen haben vielleicht den Roman „Was man von hier aus sehen kann“ gelesen, bzw. den Film gesehen. Darin geht es um Selma, die, wenn sie von einem Okapi geträumt hat, das ganze Dorf in Aufruhr versetzt, denn dann stirbt am nächsten Tag jemand von ihnen.
Dörte Hansen: Zur See
Penguin Verlag, München 2022, 255 Seiten
Auch Dörte Hansen hat schon mehrere viel gelesene Bücher vorgelegt. Die Bestsellerautorin stammt aus Nordfriesland, weiß also wovon sie schreibt, wenn es um die Nordseeküste geht.
Im Mittelpunkt dieses Buches steht Familie Sander, auf einer Insel beheimatet, etwa eine Stunde vom Festland entfernt. Seit über 300 Jahren lebt sie von der Seefahrt und in einem der viel begehrten Kapitänshäuser, mit Knochenzaun und Delfter Fliesen. Wie schon im Roman „Altes Land“ nimmt die Autorin das Thema Heimat wieder auf. Sie schaut kritisch auf den Wandel der Lebenswelt: Wenn die Einheimschen zu folkloristischen Statisten für Touristen werden, wenn die Wochenend-Hausbesitzer, die mit der Freitagsfähre auf die Insel kommen, ihren Wunschtraum vom Inselleben mit Lärm und Ahnungslosigkeit ausleben.
Drei Kinder hat Hanne Sander großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Und ihr Ältester hat sein Kapitänspatent verloren, kämpft mit Alkohol und seinen inneren Dämonen. Ihre Tochter Eske kommt zunehmend schwerer mit dem Verlust der ursprünglichen Insel-Lebenswelt klar. Und ihr Jüngster, Henrik, spricht mehr mit sich selbst als mit anderen und ist der einzige männliche Sander, den es nie auf ein Schiff gezogen hat. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht.
Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie
Piper Verlag, München 2022, 464 Seiten
Eigensinnig ist diese Elisabeth Zott, und sehr klug. Außerdem hübsch und nicht auf den Mund gefallen. Aber die gesellschaftlichen Umstände, in denen sie lebt, machen ihr das Leben nicht leicht. Die Geschichte handelt in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts in Kalifornien. Dort ist kein Platz für eine zielstrebige Frau, die als Chemikerin forschen und Karriere machen möchte. Eine muffige Männerwelt steht dem im Weg, sexistisches und chauvinistisches Verhalten sind an der Tagesordnung. Nachdem ihre große Liebe, ein genialer aber verschrobener Wissenschaftler, ums Leben kommt, stellt sie fest, dass sie schwanger ist - unverheiratet schwanger, was ihre Karriereaussichten nicht gerade verbessert. Als alleinerziehende Mutter einer ebenfalls sehr intelligenten und eigensinnigen Tochter verliert sie ihren Job im Labor und stolpert in einen neuen: Sie kocht in der TV-Show „Essen um sechs“. Denn Kochen ist auch Chemie. Und unverhofft wird diese Fernsehsendung ein großartiger Erfolg. Zott ermutigt ihre Zuschauerinnen, im Wesentlichen Hausfrauen, sich selbst und ihre Arbeit ernst zu nehmen und für ihre Wertschätzung einzutreten. Es macht Freude, dieses Buch zu lesen, denn die Ungerechtigkeiten, die ziemlich gravierend sind, werden verlässlich und befriedigend gerächt.
Dass dieser Roman der Amerikanerin Bonnie Garmus, der wochenlang auf der deutschen Bestsellerliste stand, so erfolgreich wird, kam überraschend, denn es ist das erste Buch der Autorin.
Kristin Kasten: Radelzeit in & um Leipzig
Dumont Reiseverlag, Ostfildern 2023, 224 Seiten
Der Untertitel ist Programm: Herrlich entspannte Touren zum Runterschalten & Genießen. Zugegeben, jetzt kommt erst einmal die ungemütliche Jahreszeit, die nicht zu Radtouren einlädt. Aber zum Pläne machen fürs Frühjahr ist das Buch eine gute Inspiration. Zwanzig Ausflüge werden vorgestellt, alle mit moderaten Strecken. Es geht an Seen entlang, durch Auenlandschaften und Weinberge, Halle und Delitzsch, Eilenburg, der Goitzschesee, Merseburg, Naumburg und Grimma werden besucht und es geht auch quer durch Leipzig. Die einzelnen Touren sind sehr übersichtlich aufbereitet. Kilometerangaben, Höhenmeter und Wegbeschaffenheit finden sich ebenso wie Tipps am Wegesrand, sowie Karten der einzelnen Ausflüge. Die Fotos machen Lust darauf, sich aufs Rad zu setzen.
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