ich möchte Ihnen Bücher vorstellen, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.
Svetlana Lavochkina: Die rote Herzogin.
Die Autorin Svetlana Lavochkina ist in der Ukraine geboren und lebt heute in Leipzig. Das Buch ist die Vorgeschichte zu dem Roman „Puschkins Erben“.
Zaporoschje in der Ukraine, Ende der 1920er Jahre: Stalin will den Dnjepr-Staudamm bauen, Herzstück und Prestigeobjekt der sowjetischen Industrialisierung. Zum Bauleiter wird Chaim Katz ernannt, zur Propagandachefin seine Frau Darja, die sich nach ihrer glanzvollen Jugendzeit als Herzogin sehnt. Um ihrem Dasein wieder einen Sinn zu geben, plant die Ex-Herzogin inmitten der unheilvollen Atmosphäre von Verrat und drohenden Säuberungen einen Weihnachtsball. Lange können aber derartige konterrevolutionäre Aktivitäten nicht geheim bleiben - und Darja Katz muss dafür einen hohen Preis bezahlen. Es ist ein Portrait der Ukraine zu Zeiten des Roten Terrors. Geschrieben in einer sehr derben Sprache ist es oft schwer zu ertragen. Das Buch wurde mit dem Pariser Literaturpreis ausgezeichnet.
Andrea Sawatzki: Biarritz
Es ist ein Roman über die schwierige Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Hanna (Tochter) und Emmi (Mutter). Emmi lebt schon seit Jahren im Altersheim, spricht kaum noch und kommuniziert nur mit ihrer Freundin Marianne, die ebenfalls in diesem Heim wohnt. Hanna fühlt sich von ihrer Mutter wenig wahrgenommen, es ist unklar, ob die Mutter sie ablehnt oder ob Hanna es nur so empfindet. Noch heute bewundert Hanna ihre Mutter, wie sie in den Sechzigerjahren als alleinstehende Frau ihr Leben gemeistert hat. Emmi hatte in ihrer Jugend Verluste, einen schwierigen sozialen Hintergrund und Minderwertigkeitsgefühle. Hanna leidet unter dem Schweigen ihrer Mutter. Sie musste in ihrer Kindheit viel Verantwortung übernehmen, die Mutter war mit ihrer Arbeit, Nachtschichten im Krankenhaus, sehr eingespannt. Hanna empfindet sogar Hass gegenüber ihrer Mutter, denn es gibt eine Menge Dinge, die sie nicht verzeihen kann. Bei den sonntäglichen Besuchen im Heim erkennt sie: sie muss Frieden machen. Und so machen sie einen letzten großen Ausflug ans Meer, zu dem Badeort Biarritz, der für Emmi für Freiheit und Lebensfreude steht. Ist Biarritz der Ausweg aus der beiderseitigen Schuld und dem Bedürfnis nach Liebe?
Stephan Schäfer: 25 letzte Sommer
Am Küchentisch eines alten Bauernhauses treffen zwei Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Erzähler dieser Geschichte ist ein gestresster Workaholic, der unzufrieden mit seinem Leben im Hamsterrad ist und der merkt, dass sich etwas ändern muss, doch er macht trotzdem weiter wie bisher. Eines Tages fährt er ohne seine Familie in das kleine Haus auf dem Land, das ihnen als Ruhepol am Wochenende dient und trifft dort unverhofft auf Karl. Dieser hat eine entwaffnende, herzliche Art und sein Lebensstil fasziniert den Erzähler. Er begleitet ihn für ein Wochenende bei seinen Tätigkeiten, von Kartoffeln sortieren bis zum Mittagsschlaf und sie führen viele Gespräche darüber, was wirklich wichtig im Leben ist, mit wem man die Zeit verbringen möchte und wie man den Mut aufbringen kann, seine Träume zu verwirklichen. Wenn man sich vor Augen führt, dass nur noch ungefähr 25 Sommer verbleiben und es nur das eine Leben gibt, dann kommt man ins Grübeln, ob man so weitermachen möchte wie bisher. Und warum beginnt das richtige Leben oft erst, wenn wir erkennen, dass wir nur eins haben? Das Buch regt sehr zum Nachdenken an, wie man sein Leben, also die verbleibenden letzten Sommer, bewusst gestaltet.
Und nun noch eine Empfehlung für Leser, die norwegische Krimis lieben:
Trude Teige: Das Haus, in dem das Böse wohnt
Die Journalistin Kajsa Coren dreht eine Reportage über ihre demenzkranke Mutter, die seit einiger Zeit in einem Pflegeheim wohnt. Dabei kommen ihr Gerüchte über falsch verabreichte Medikamente und verdächtige Todesfälle zu Ohren. Als die Pflegerin Ingrid, mit der sich Kajsa angefreundet hat, ihr etwas über die merkwürdigen Vorfälle berichten will, wird Ingrid brutal ermordet aufgefunden. Wurde ihr dieses Wissen zum Verhängnis? Kajsas Unruhe wächst, als ein zehnjähriger Junge vom Fußballplatz vor dem Heim spurlos verschwindet.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und
ein gesundes, friedvolles neues Jahr.