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Der Holzhausener - Informationsblatt
Ausgabe 4/2023
Kulturgeschehen
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Kulturgeschehen

Liebe Leserinnen und Leser,

ich möchte Ihnen einige Neuerwerbungen aus der Bibliothek vorstellen:

Fölck, Romy: Die Rückkehr der Kraniche. - Hamburg: Rowohlt, 2022. - 331 S.:

Grete Hansen lebt mit ihrer Mutter Wilhelmine auf einem Hof in den Elbmarschen. Durch eine frühe Schwangerschaft mit ihrer Tochter Anne hat sie ihr Heimatdorf nie verlassen. Kurz vor Gretes 50. Geburtstag stürzt Wilhelmine und braucht vermehrt Pflege. Daraufhin kehren Gretes Schwester Freya und auch Anne zurück nach Hause. Beide haben aus unterschiedlichen Gründen ihr Heimatdorf früh und überstürzt verlassen und kommen seitdem nur sporadisch zu Besuch. Das Verhältnis der vier Frauen untereinander ist distanziert und kühl, es steht viel Unausgesprochenes zwischen ihnen. Dabei warten einige Geheimnisse nur darauf, endlich gelüftet zu werden. "Die Rückkehr der Kraniche" ist ein kurzweiliger Roman über starke Frauen, den Zusammenhalt innerhalb der Familie und die Faszination der Natur.

Berg, Eric: Die Toten von Ferman. - München: Limes, 2022. - 413 S.

Überraschend erhält Doro Kagel einen Anruf. Ihr Jugendfreund Jan-Arne, zu dem sie seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hatte, wurde auf Fehmarn ermordet. Kurz bevor er im Krankenhaus starb, flüsterte er Doros Namen. In Doro werden sofort Erinnerungen wach an ihren letzten Besuch auf der Insel vor vielen Jahren - an den jungen Vagabunden Bolenda, dessen Leiche sie und ihre Clique damals am Weiher fanden und dessen Tod nie aufgeklärt wurde. Und an das „Geheimnisspiel“, das sie und ihre Freunde damals spielten. Ein wenig angeschwipst, hatte jeder der acht Freunde anonym ein Geheimnis auf einen Zettel geschrieben. Einer der Zettel lautete: Ich weiß, wer den Bolenda getötet hat. Doro fährt nach Fehmarn und begegnet ihren alten Freunden wieder, doch schon wenige Tage nach ihrer Ankunft sind zwei weitere von ihnen tot. Es stellt sich heraus, dass Jan-Arne den ungeklärten Fall des Bolenda aufgerollt hat, den Doro nun gewissermaßen erbt. Schnell gerät auch sie in Gefahr.

Lemke, Grit: Die Kinder von Hoy. - Berlin: Suhrkamp, 2022. - 255 S.:

Die Autorin Grit Lemke arbeitet die Biografie ihrer Generation mit einem Blick in das Leben von Hoyerswerda mit den Stimmen der „Kinder von Hoyerswerda“ in diesem dokumentarischen Roman auf. In den sechziger und siebziger Jahren kamen sie mit den Eltern hierher. Eine DDR-Musterstadt wurde aus dem Heideboden gestampft. Morgens rollen die Eltern in Schichtbussen ins Kombinat „Schwarze Pumpe“. Die Kinder wachsen in einem großen Kollektiv auf. Die Schichtarbeit war das eine, das andere das Leben in den „Wohnkomplexen“, die ab den Fünfzigern, Sechzigern vergleichsweise Komfort boten. Dazu kamen die Laubenpieper in den Gartenvereinen, die Männertreffs beim Bier an den Garagen, die Naherholung am Knappensee und die Sommerferien-Kinderlager in Oppach. Das war die Welt - von der Schule bis zur lebenslangen Schichtarbeit. So übel die Basis aussehen mochte, bedingte sie doch eine Lebenskultur, in der man sich nicht nur den Alltag einrichtete, sondern aus der heraus sich Kunst, Literatur und Musik (Gundermann) entwickelten. Doch 1991 folgen Massenentlassungen und aus früher verordneter Solidarität wird bei manchem rüderer Hass. Projektionsfläche dafür boten die Wohnheime der DDR-Vertragsarbeiter, also die Blöcke der Mosambikaner und Vietnamesen: „Neger“ und „Fidschis“. Der latent vorhandene Rassismus gegen die Vertragsarbeiter sowie die schnell erstarkende Rechte führen zu Ausschreitungen, die bundesweit bekannt wurden.

Kreisler, Frank: Wand an Wand mit einer Leiche: true crime Leipzig. - Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2022. - 173 S.:

Nach dem Ende der DDR wurde vieles anders, zuvor Undenkbares möglich. Die Ehefrau arbeitete nun in München in einer Bar, während ihr eifersüchtiger Mann arbeitslos in Leipzig schmorte. Hier nahm das Drama seinen Lauf. Der Immobilienhai aus dem Westen kaufte in Connewitz ein schönes altes Haus. Er wollte es sanieren, doch eine Familie zog partout nicht aus - Ex-Polizisten aus dem Osten wussten Rat. Ein Häftling kehrte 1990 vom Hafturlaub nicht zurück und reiste mit einer Leiche im Kofferraum durchs wiedervereinte Land. Ein besonders spektakulärer Fall konnte erst mit Hilfe des FBI gelöst werden.

13 wahre Leipziger Kriminalfälle nach der Wende hat Frank Kreisler für diesen Band schriftstellerisch aufgearbeitet. Christiane Eisler hat dazu die Tatorte von damals fotografiert.

Zeh, Juli; Urban, Simon: Zwischen Welten. - München: Luchterhand, 2023. - 443 S.:

Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen in einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig. Stefan hat Karriere bei Deutschlands größter Wochenzeitung DER BOTE gemacht, Theresa den Bauernhof ihres Vaters in Brandenburg übernommen. Aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden. Stefan versucht bei seiner Zeitung, durch engagierte journalistische Projekte den Klimawandel zu bekämpfen. Theresa steht mit ihrem Bio-Milchhof vor Herausforderungen, die sie an den Rand ihrer Kraft bringen. Steigende Pachtpreise, die Abhängigkeit vom Wetter, Tierseuchen, Bürokratismus, politische Vorgaben von Menschen, die nichts von Landwirtschaft verstehen, fehlende Schulbusse und vieles mehr werden thematisiert genauso wie die Entwicklung des Journalismus, der Kampf gegen den Klimawandel, eine gendergerechten Sprache, Shitstorms in sozialen Medien.

Die beiden beschließen, noch einmal von vorne anzufangen, sich per E-Mail und WhatsApp gegenseitig aus ihren Welten zu erzählen. Doch während sie einander näherkommen, geraten sie immer wieder in einen hitzigen Schlagabtausch um polarisierende Fragen. Ist heute wirklich jeder und jede gezwungen, eine Seite zu wählen? Oder gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen den Welten? Und können Freundschaft und Liebe die Kluft überbrücken?

Viel Freude beim Lesen! Ein schönes sonniges Osterfest wünschen Ihnen Frau Noack aus der Bibliothek und Heidi Smers