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Der Holzhausener - Informationsblatt
Ausgabe 5/2024
Kulturgeschehen
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Liebe Leserinnen und Leser,



nach längerer Pause möchte ich Ihnen wieder Bücher aus der Bibliothek vorstellen, die ich gern empfehlen möchte.

Am 21. März las Heike Hoffmann in unserer Bibliothek aus ihrem Buch „Mütter sind auch nur Töchter“. Für alle, die nicht dabei sein konnten, möchte ich Ihnen das Buch kurz vorstellen.

Hoffmann, Heike: Mütter sind auch nur Töchter. - Norderstedt: BoD, 2022. - 275 S.:

In diesem Buch schildern 22 Frauen ihre Beziehungen zu ihren Müttern. Es geht ums Loslassen, ums gegenseitige Klammern, um die Anstrengungen, sich von der Dominanz der Mutter zu lösen und um Verlustängste. Es wird von emotionalen „Eiszeiten“ zwischen Mutter und Tochter oder über eine Angleichung auf Augenhöhe zwischen beiden berichtet. Die ungeschminkt offenen und authentisch erzählten Geschichten berühren sehr. Ambivalente Gefühle, nicht vorhandene Gefühle, Liebe zur Mutter und Hass, alles finden wir in diesem Buch. Schicksale, die erschüttern, die man kaum glauben kann. Diese Geschichten führen von der Kindheit über die Pubertät bis ins eigenständige Erwachsenenleben. Die Erzählungen sind vielfältig und reichen von positiven Erfahrungen bis zu erschütternden Geschichten wie der von Lisa, die in ihrer Kindheit unter Vernachlässigung und Lieblosigkeit der Mutter litt. Einige der Mütter sind mittlerweile selbst Mütter. Dieses Buch ist absolut lesenswert.

Hennig von Lange, Alexa: Die karierten Mädchen. - Köln: DuMont, 2022, - 366 S.:

Dies ist Band 1 der "Heimkehr-Trilogie", die die Zeit ab Ende der Zwanziger bis Mitte/Ende der Dreißiger behandelt und die Autorin hat sich mit der Geschichte ihrer Großmutter Klara angenähert. Klara ist über 90 und blind. Völlig überraschend wünscht sie sich von ihrer Tochter ein Tonbandgerät mit Leerkassetten und beginnt die Geschichte ihres Lebens aufzunehmen.

Sie beginnt, als die junge Klara als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum eine Anstellung findet. Dort wird die einjährige Tolla, jüdischer Herkunft, abgegeben. Sie gibt das kleine Mädchen als ihre Tochter aus und begibt sich somit in große Gefahr. Durch die Wirtschaftskrise spitzt sich die finanzielle Lage des Heimes immer mehr zu, als einzigen Ausweg sucht sie die Nähe der nationalsozialistischen Machthaber, doch bald merkt sie, worauf sie sich eingelassen hat. Es soll daraus eine Bildungsstätte im Sinne des nationalsozialistischen Denkens werden.

Krug, Manfred: Ich bin zu zart für diese Welt: Tagebücher 1998 - 1999. - Berlin: Kanon Verl.- 2022. - 301 S.:

Manfred Krug war 1998/99 extrem populär, vor allem wegen seiner Rolle als Kommissar Stoever im Tatort, wo er sich mit Charles Brauer singend auf Mörderjagd begab. Doch hinter den Kulissen knirschte es bereits heftig, ihm waren die Bücher zu schlecht. Jedes Mal schrieb er sie mit Brauer um, und so ziemlich nach jeder Folge kündigte er dem Sender seinen Abschied von der Rolle an. Diese Auseinandersetzungen werden sehr plastisch geschildert. Krug verlor in dieser Zeit die Lust am Schauspielern, was dann auch 2001 zum Ausstieg aus dem Tatort und zugleich zum Abschied vom Beruf führte. Nicht zuletzt hatte der Schlaganfall von 1997 - beschrieben im Band zuvor - Spuren hinterlassen. Krug hatte gesundheitliche Probleme, von deren Ausmaß die wenigsten wussten. Ganz Profi, zog er die Produktionen tapfer durch.

Doch es gab auch positive Entwicklungen in dieser Zeit: Er erfreute sich an seiner dreijährigen Tochter, die aus der Beziehung zu seiner Geliebten stammte, er startete als Autor durch und er feierte, ausgehend vom Erfolg im Tatort, ein Comeback als Sänger. Erstmals seit 20 Jahren nahm er wieder eine Platte auf. Immer wieder schildert er auch Begegnungen mit alten Freunden und Bekannten aus DDR-Tagen. Der Tod seines Freundes Jurek Becker beschäftigt ihn. Er kommt nicht darüber hinweg. In den Schilderungen schwingen Trauer und Verzweiflung mit.

Günther, Ralf: Goethe in Karlsbad. - München: Kindler, 2022. - 176 S.:

Der Autor nimmt uns mit ins Jahr 1816. Johann Wolfgang von Goethe, 67 Jahre alt, möchte in Karlsbad seine Leiden lindern und neben der Erholung auch wieder schreiben. Doch seine Pläne werden durcheinandergewirbelt. Denn auf seinem Abendspaziergang wird er zum Lebensretter eines jungen Paares, das sich das Leben nehmen möchte. Die jungen Leute sehen keine Möglichkeit, ihre Eltern von einer Hochzeit überzeugen zu können. Zu unterschiedlich sind die Verhältnisse aus denen sie stammen. Während die junge Dame aus einem adligen Haus stammt und mit einem anderen verlobt ist, ist der junge Mann Sohn eines französischen Weinhändlers, der sich als Hugenotte in Erfurt niedergelassen hat und dort zu Wohlstand gekommen ist.

Nach dem Vorbild der Hauptgestalt aus Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" wollen nun beide nicht mehr leben. Doch Goethe führt mit ihnen lange Gespräche und verspricht ihnen, auch mit den Eltern zu reden und ein gutes Wort für ihre Liebe einzulegen.

Doch erstmal muss Goethe dringend nach Hause zurück, denn es hat sich herrumgesprochen, dass er eine junge Frau geschwängert hat und ein anonymer Brief erreicht ihn in Karlsbad und bittet ihn so schnell wie möglich die Angelegenheit zu klären.

Kokot, Sarah: In 300 Tagen allein um dir Welt: e. Rucksackreise über 7 Kontinente. - Norderstedt: BoD, 2022. - 276 S.:

Was passiert, wenn man sich gezielt ziellos auf eine Reise um die Welt begibt? Die 27-jährige Sozialarbeiterin Sarah Kokot aus dem Leipziger Land hat es ausprobiert: allein, in 300 Tagen, über 7 Kontinente. Den Rucksack gepackt und ohne festen Plan in der Hand ließ sie sich einmal um die ganze Erde treiben. Sie ahnte das Abenteuer - aber nicht, dass es sie so verändern würde. Sarah Kokot erzählt sehr authentisch. Dabei werden nicht nur Ereignisse und Erlebnisse aneinandergereiht, sondern ihre Gedanken und Gefühle nehmen einen Großteil der Erzählungen ein. Wir tauchen immer wieder in ihren inneren Monolog ein. Welche Fragen stellt sie sich während der Reise? Was beschäftigt sie? Dabei werden nicht nur positive und schöne Erlebnisse und Gedanken berichtet, sondern auch innere Zweifel und negative Aspekte angesprochen. Sie arbeitete in einem Kinderschutzprojekt in Südafrika, sie zeltete ohne Zaun in der afrikanischen Wildnis, kletterte auf über 5000 Meter hohe Berge im Himalaya, sie meditierte mit Mönchen in buddhistischen Klöstern, lebte mit Einheimischen am verlassenen Strand der Fiji-Inseln, flüchtete vor einem Hurrikan in Hawaii und ging in der Antarktis baden. Dabei stellte sie fest, dass es sich mit leichtem Gepäck am besten reist und dass sie letztendlich das Wenige braucht, um näher zu sich selbst zu kommen. Gelungen finde ich auch die letzten Kapitel des Buches "Vom Ankommen und Bleiben". Auch hier beschreibt die Autorin schonungslos offen, wie es ihr nach dem Sabbatjahr und einem Jahr des Reisens ergangen ist und gibt hilfreiche Tipps für alle Abenteuer Suchende.

Vorankündigung: Sarah Kokot wird am 23.Mai, um 19.00 Uhr in der Bibliothek aus ihren Buch lesen. Darauf können wir sehr gespannt sein.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lesezeit

H. Smers