Da war es endlich soweit, am 15. Juli begann die diesjährige Tour de Osten.
Das war meine dritte Tour. Die erste führte mich von Eberswalde nach Greifswald, die zweite von Dresden nach Torgau. Wenn ich an die anderen Teilnehmer denke, bin ich eigentlich ein Neuling.
Andere Teilnehmer waren schon mehr als 20-mal mit der Gruppe unterwegs, manche waren schon dabei, als die Tour noch „Dresden fährt ab …“ hieß. Ca. 50 % waren mit dem E-Bike unterwegs, ältere Teilnehmer und auch jüngere. Sie hatten es vielleicht etwas leichter, aber bewegen mussten sie sich auch, sonst bleibt das Rad stehen. Ich war mit meinem Rad, mit 24 Gängen, gut unterwegs und hatte mich für die täglichen 70 km gut vorbereitet.
Die Tour von Wolgast nach Bernau begann in Bernau. Wir verluden die Räder und das Gepäck und fuhren mit dem bereitgestellten Bus nach Wolgast. Danach suchten wir unsere Quartiere auf. Ein größerer Teilnehmerkreis wurde in Sammelquartieren (Turnhallen) untergebracht, andere in Pensionen und die Zahlungskräftigen im Hotel. Ich hatte das Glück, dass die Eröffnungsveranstaltung nur 50 m von meiner Pension stattfand.
Am Sonntag begann die Tour mit Frühgymnastik und Verabschiedung durch den Bürgermeister von Wolgast. Da mehr als 120 Radfahrer teilnahmen, wurden wir in 5 Gruppen eingeteilt. Ich hatte mich seit meiner ersten Tour der letzten Gruppe zugehörig gefühlt, weil ich mir sagte: „Schnell fahren, das kann ich auch zu Hause.“ Außerdem war für die letzte Gruppe eine Geschwindigkeit von ca. 15 km/h angedacht, dass wir nicht zu früh beim Mittagessen erscheinen. Also eine gemütliche Fahrt mit vielen Pausen. Das Sahnehäubchen war, dass unser Guide Thomas, der uns anführte, Musik dabeihatte und das vom 1. bis zum letzten 539. km. Der Guide Olli bildete den Abschluss der Gruppe.
Der Sonntag begann mit einer Rundfahrt um Wolgast. Abseits von Hauptstraßen bewegten wir uns auf Waldwegen, vorbei an Getreideäckern, Wiesen und stehenden Gewässern und waren (für mich) plötzlich im Hafengelände von Peenemünde. Der Weg führte uns auf gut ausgebauten Radwegen, an Karlshagen vorbei, direkt nach Zinnowitz und in der Nähe von Urlaubsdomizilen zu unserem wohlverdienten Mittagsmahl zur Spelunke in Zempin. Nach einer erholsamen Mittagspause, manche Teilnehmer genossen sogar ein Bad in der Ostsee, fuhren wir wieder nach Wolgast, um die Abendstunden in angenehmer Gesellschaft zu verbringen, uns zu erholen und um ausgeruht den folgenden Streckenabschnitt zu bewältigen.
Am Montag ging es dann nach Verabschiedung durch Offizielle der Stadt auf die 76 km lange Tour nach Demmin. Nicht vom Gelände her war sie anspruchsvoll, dafür aber vom Gegenwind, der uns bis Demmin begleitete. Zwar waren wir entfernt von größeren Straßen, dafür häufig auf sogenannten KAP- Wegen unterwegs, Platten mit und ohne Löcher und Stöße, die über den Sattel übertragen werden, forderten von jedem Fahrer erhöhte Aufmerksamkeit. So schafften wir es bis zur verdienten Mittagspause nach Jarmen ins Freibad Kiessee. Gut gestärkt und vor allem ausreichend getrunken erreichten wir bald unser Ziel Demmin. Jetzt war Ausruhen für den nächsten Tag angesagt.
Am Dienstag begann die Fahrt wie gehabt mit Morgengymnastik und Verabschiedung. Die Straßenverhältnisse in Richtung Neubrandenburg erinnerten mich an meinen Dienstbeginn in einer Waldsiedlung im Jahr 1967 im damaligen Kreis Prenzlau. Sobald ich den heimatlichen Ort verließ, bewegte ich mich mit dem Rad auf Kopfsteinpflaster, den sogenannten „Katzenköpfen“, fort und versuchte schnell den Randstreifen zu erreichen. Noch heute bin ich von manchen Wegen ob ihres Zustandes überrascht. Zu damaliger Zeit hieß es auch, in Mecklenburg kommt alles 100 Jahre später. Nein, so ist es nicht mehr, es gab gut ausgebaute Straßen und asphaltiere Radwege. Was mich an meine Tour „Eberswalde bis Greifswald“ erinnerte, in dieser Gegend war alles hügeliger, aber nicht bergig. Nach unserer ausgiebigen Mittagspause am Schloss Bredenfelde steuerten wir unser Ziel Neubrandenburg nach 82 km an. Hier zeigte sich ein Nachteil der Gruppe 5, die Stellplätze in der Fahrradgarage waren alle besetzt und ich musste mein Rad vor dem Hotel abschließen.
Mein Rad war am Folgetag noch da, so konnte ich mit der Gruppe zum Start nach Templin in 73 km Entfernung aufbrechen. Frohgelaunt und mit Musik bewältigten wir den Weg mit Hindernissen. So hatten die 4 Gruppen vor uns einen Sandweg umgepflügt, so dass wir nur schiebend zu Fuß vorwärtskamen und zu allem Überfluss hatte sich auch noch ein stabiler Baum in den Weg gelegt. Für Räder kein großes Problem, aber unsere Sanitäterin folgte uns mit einem Roller. Es bedurfte schon 4 starke Männer um ihr über dem Baum zu helfen. Wir hatten uns unser Mittagessen im Strand- Café Lychen verdient. Mit Musik radelt es sich leichter und wir hatten ja noch den Radelnden-Abend in Templin vor uns. Da gab es nicht nur feines Essen, Tanz und Musik, sondern auch das eine oder andere Glas Wein oder nur Bier zu trinken, immer mit dem Gedanken im Kopf: „Morgen liegen wieder 68 km vor uns.“ Vorher durfte ich mich im Senioren-Landsitz ausruhen. Hier konnte ich mich für 2 Nächte einrichten, denn am Folgetag starteten wir zu einem Rundkurs um Templin. Zum Mittagsmahl fanden sich alle Gruppen bei „Peter Pan“ am Grimnitzsee wieder ein. Da das mit den Pizzen nicht so klappte wie geplant, erholten sich Teile der Gruppe 5 im nahen gelegenen See und selbst danach durften wir uns noch wartend erholen. Danach fuhren wir gestärkt die restlichen 31 km nach Templin zurück.
Am Freitag starteten wir wie immer nach Frühgymnastik zu unserer 75 km-Tour nach Bernau. Wir waren vorwiegend auf gut ausgebauten Radwegen und Nebenstraßen und mit Musik unterwegs. Es schien so, als würde es sich viel leichter radeln. Auf dem Weg zum Ziel kamen wir in der Straße vorbei, in der mein Auto stand. Ich brachte mein Rad im Auto unter und fuhr damit die wenigen Kilometer zum Hotel, um mich auf die Rundfahrt zum Abschluss der Tour vorzubereiten.
Die abschließende Runde um Bernau kam mir vor wie eine Ehrenrunde. Das Ziel Bernau war erreicht, so begaben wir uns auf die abschließende Ehrenrunde über 62 km um Bernau zum Ausgangspunkt. Es wurde wieder eine gemütliche Tour zum Mittagessen in die Gaststätte „Zum goldenen Anker“ in Marienwerder. Alle Gruppen trafen sich hier wieder für einen weiteren Höhepunkt. Auf den vorangegangenen Etappen wurden Fragen ausgehängt. Wer sich daran beteiligte, konnte so Punkte sammeln für den Höhepunkt in Bernau. Die drei besten Punktesammler durften an der Endrunde teilnehmen. Zunächst mussten 4 Fahrerinnen die ihnen zugehörigen Räder zugeordnet werden. Abschließend gab es noch einen Langsam-Radfahr-Wettbewerb. Der Sieger war gleichzeitig Sieger der gesamten Tour. Er durfte sich das gelbe Trikot der Tour 2023 überstreifen. Die Gruppen gingen zum Abschluss mit geringerem Abstand auf die letzten 25 km nach Bernau zum Sektempfang.
Nach geruhsamer Nacht und einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir in viele Bundesländer nach Hause.
Nachtrag: Für begeisterte Fahrer: Es gibt auch noch eine Tour de Süden und eine Tour de Norden!