Scherben bringen immer noch Glück

Es muss ein rauschendes Fest gewesen sein, wenn man den Erzählungen von Hans-Werner Thote glaubt. An den Polterabend vor ihrer Hochzeit erinnern sich sowohl der 87-Jährige als auch seine Frau Erika noch heute gut. Das Haus der Schwiegermutter in spe platzte aus allen Nähten und mangels Sitzgelegenheiten waren sogar die Treppen mit feierlustigen Freunden und Familienmitgliedern besetzt. „Der Lachsfang konnte erstmal nicht befahren werden, weil so viel Porzellan zerdeppert wurde“, erinnert sich das Paar zurück. Scherben, die heute noch Glück bringen, denn die beiden gebürtigen Köthener konnten am 30. Januar ihre Eiserne Hochzeit feiern – und das bei bester Laune.

Kennengelernt hatten sich die beiden, wie damals üblich, beim Tanz. „Ich hatte sie schon länger im Visier“, gibt Hans-Werner Thote zu. „An dem Abend hatte sie dann ein grünes Seidenkleid an, das weiß ich noch genau.“ Beim damaligen Trendcocktail „Flip“ kommt man sich näher und zusammen. Einige Jahre später wird geheiratet, denn Töchterchen Gabriele kündigt sich an, bald darauf folgt Tochter Sabine. Heute berichten die Jubilare stolz, dass ihre Familie mittlerweile noch drei Enkel und zwei Urenkel zählt.

Dass sowohl Erika als auch Hans-Werner Thote im hohen Alter noch fit sind, verdanken sie unterschiedlichen Herangehensweisen: Die gelernte technische Zeichnerin betreibt seit je her Sport und setzt unter anderem auf Yoga, während ihr Ehemann als Mathematiker auf geistige Gymnastik Wert legt und im kommenden Jahr sogar eine Biografie veröffentlichen möchte. Während sich Geschenk-Wünsche zum Jubiläum in Grenzen halten, hat das paar jedoch eine wichtige Bitte an die Stadtgesellschaft ihrer Heimat: „Wir möchten gern in einer weltoffenen Stadt mit vielen toleranten Mitbewohnern in solidarischem Miteinander friedvoll noch einige Jahre gemeinsam erleben.“