Titel Logo
Amtsblatt der Stadt Köthen (Anhalt) – Bürgerzeitung mit amtlichen Bekanntmachungen
Ausgabe 4/2025
Nichtamtlicher Teil
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Hommage an Alfred Tokayer: Veranstaltungsreihe erinnerte an jüdischen Komponisten

Anlässlich des 125. Geburtstages von Alfred Tokayer fand vom 20. bis 22. März 2025 in Köthen (Anhalt) eine bewegende Veranstaltungsreihe statt, die dem Leben und Werk des jüdischen Komponisten gewidmet war. Tokayer, geboren am 21. März 1900 in Köthen, wirkte als Komponist, Dirigent, Pianist und Filmmusiker. Sein Leben endete tragisch im Jahr 1943 im Vernichtungslager Sobibor.

Den Auftakt bildete am 20. März ein öffentliches Gedenken an den Stolpersteinen der Familie Tokayer am Holzmarkt. Diese erinnern seit 2010 an Alfred Tokayer und seine Eltern, die dem Holocaust zum Opfer fielen.

Im Anschluss fand ein Empfang im Köthener Ratssaal statt. Ein Streichtrio des Konservatoriums Halle spielte ein Werk Alfred Tokayers. Irene Tokayer-Currie, die 97-jährige Tochter des Komponisten, überreichte der Stadt und dem Stadtarchiv Köthen die Originalnoten ihres Vaters – ein bewegender Moment. In das Goldene Buch der Stadt schrieb sie: „Köthen hat Alfred wieder ins Leben gerufen – Danke.“

Am 21. März präsentierte die AG Jüdisches Leben der Freien Schule Anhalt Köthen in der Kirche St. Jakob das Bühnenstück „Alfred Tokayer – Le Vagabond“. Das Stück thematisierte Tokayers Biografie und seine Suche nach Heimat – begleitet von einigen seiner vertonten Lieder.

Ebenfalls am 21. März wurde in der Bachkirche St. Agnus ein Konzert ausgerichtet, das den 340. Geburtstag Johann Sebastian Bachs mit dem 125. Geburtstag Alfred Tokayers verband. Werke beider Komponisten traten in einen berührenden musikalischen Dialog.

Am 22. März folgte ein Kurzkonzert in der Kirche St. Jakob mit der Sopranistin Derya Atakan und der Pianistin Nina Gurol, die Lieder Tokayers eindrucksvoll interpretierten. Anschließend wurde ein Ausschnitt eines neuen Dokumentarfilms des Musiklandes Sachsen-Anhalt über Tokayer uraufgeführt. Zudem war erstmals eine filmische Dokumentation zu sehen, die während der Entstehung der Ausstellung im Jahr 2023 entstanden war.

Besonders eindrucksvoll war die Anwesenheit von Irene Tokayer-Currie, die gemeinsam mit ihren Kindern und weiteren Familienmitgliedern aus Frankreich anreiste. Ihr Besuch unterstrich eindrucksvoll die bleibende Bedeutung des Erinnerns und schlug eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Die Ausstellung „Auf den Spuren Alfred Tokayers“, im Rahmen des TRAFO-Projekts „Neue Kulturen des Miteinanders“von Schülerinnen und Schülern der Freien Schule Anhalt erarbeitet, beleuchtet Tokayers Leben und Werk auf vielfältige Weise. Ab Mai wird sie erneut in der Kirche St. Jakob zu sehen sein und lädt dazu ein, sich mit dem Wirken dieses außergewöhnlichen Komponisten auseinanderzusetzen.

Die Veranstaltungsreihe hat eindrucksvoll gezeigt, wie wertvoll das Erinnern an Persönlichkeiten wie Alfred Tokayer ist. Sie trägt dazu bei, das kulturelle Erbe Köthens lebendig zu halten – und die Lehren der Geschichte für kommende Generationen erfahrbar zu machen.

Ermöglicht wurde die Reihe durch die Förderung von Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt sowie der Böhmermann-Stiftung der Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg.

Bilder: Christian Ratzel / Christian Korn