Für den Außenstehenden passiert auf Baustellen gerne einmal herzlich wenig. Die lästigen Straßenarbeiten auf dem Arbeitsweg wollen beispielsweise einfach nicht enden oder an einem beliebigen Neubau lassen sich auf den ersten Blick über Wochen keine merklichen Veränderungen erkennen. Auch für viele Köthenerinnen und Köthener ist das Jahr 2026 – und damit die endgültige Fertigstellung der neuen „Hohen Brücke“ inklusive aller Nebenanlagen – gedanklich noch in weiter Ferne. Begleitet werden diese Gedanken meist von der Frage: Was machen die da eigentlich gerade? Auch die Mitglieder des städtischen Ausschusses für Wirtschaft, Verkehr und digitale Infrastruktur hatten Fragen zu den Arbeiten und besichtigten daher am 13. Juni den Ort des Geschehens.
Dort zerstreuten die Verantwortlichen der ARGE (Arbeitsgemeinschaft) der verschiedenen, beteiligten Baupartner gleich erste Bedenken. Es habe Gerüchte gegeben, dass mit der Brücke etwas nicht in Ordnung sei, so Jan-Peer Keil, Entwurfs- und Ausführungsplaner, sowie Bauoberleiter der Baumaßnahme. „Das stimmt ganz und gar nicht. Sie haben hier eine Tipptopp-Brücke, die von zwei Vermessungsbüros überprüft wurde und an der alles auf den Zentimeter genau passt.“ Auch bei der Rampe auf Seiten der Maxim-Gorki-Straße liefen die Arbeiten voll nach Plan, wie Björn Buchwald, der zusammen mit Frank Hoffmann die Bauleitung bildet, betonte. Die Erdaufschüttung für das Dammbauwerk, an deren Gründung gerade gearbeitet wird, erfordere jedoch auch Geduld, sagte Buchwald. Der Untergrund müsse sich zunächst über mindestens 6 Monate durch die Auflast aus dem Damm setzen können, bevor eine Fahrbahn aufgebracht werden könne. Ansonsten seien Risse und Unebenheiten vorprogrammiert. Für die neue Auf- bzw. Abfahrt wird dann das alte Erdreich der vorherigen Brückenzufahrt wiederverwendet. Angereichert mit gröberem Gestein für mehr Festigkeit.
Ein weiterer Grund, warum erst 2026 Autos über die Brücke fahren können ist, dass eine solche Riesenbaustelle (Volumen rund 20 Millionen Euro) letztlich viele „Väter“ hat. „Es gibt zig Bauschritte, die nacheinander erfolgen müssen. Da hat dann jedes beteiligte Unternehmen seinen Bauzeitraum, zum Beispiel für neue Leitungen“, betonte Björn Buchwald gegenüber den Stadträtinnen und Stadträten. Einige davon müssen auf der Westseite der Brücke verlegt werden. Dort sollen 2024 die Arbeiten am Brückenanschluss zur Maxim-Gorki- und Lohmannstraße beginnen. „Hier wissen wir bei vielen Kabeln gar nicht genau, wo sie liegen“, so Jan-Peer Keil. Das mache die Arbeiten etwas unvorhersehbar, sicher sei jedoch, dass Medien-, Wasser-, Abwasser-, Elektro-, und Telefonleitungen komplett neu verlegt würden. Ebenso komplett neu gestaltet werden auf der westlichen Brückenseite die Verkehrswege inklusive Fußgänger- und Radwege bis zur Kreuzung Luisenstraße, im Osten wird bis zum Bahnübergang auf der Leipziger Straße Hand angelegt. Die Auf- und Abfahrt soll zukünftig dann auf beiden Seiten durch neue Lichtsignalanlagen geregelt werden. Auch hierfür müssen Kabel in die Erde.
In die Errichtung dieser sogenannten Nebenanlagen – zu denen auch ein Entwässerungsbecken gehört – investiert die Stadt Köthen (Anhalt) rund 2,1 Millionen Euro. Gut angelegtes Geld, wie die Ausschussmitglieder letztlich nach ihrem Rundgang befanden. Zudem gab es auch positive Nachrichten für den Stadtsäckel. Eine der drei Stützmauern, die für die Brückenkonstruktion gebaut werden müssen, kann deutlich kleiner geplant und ausgeführt werden, da das dahinterliegende Grundstück durch die Landesstraßenbaubehörde erworben wurde. So fällt die Rechnung für die Bachstadt unter dem Strich zumindest ein kleines bisschen günstiger aus.