Foto: R4R-Team
Smarte Roboter in Köthen – Sind wir bereit?
Vom 19. - 21. Mai 2025 fand in Schkeuditz, der zweiten Anwendungskommune des Ready4Robots-Projektes, die große Abschlussveranstaltung statt. Die ersten zwei Tage standen ganz im Zeichen von Workshops, Diskussionen und der Vernetzung mit der Roboter-Community. Forscherteams aus ganz Deutschland waren mit ihren Robotern nach Schkeuditz gereist um sich auszutauschen.
Am 21. Mai 2025 folgte das große Finale mit der R4R-Ergebnispräsentation. Zahlreiche interessierte Gäste aus Forschung, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft beider Städte kamen zusammen, um die Präsentation zu erleben.
Ziel des Ready4Robots-Projekts war es, herauszufinden, inwieweit Kleinstädte wie Köthen und Schkeuditz bereit sind für den Einsatz von autonomen Lieferrobotern und Lastenrädern – zum Beispiel für die Zustellung von interner Post zwischen Ämtern oder den Transport von Gütern. Klingt nach Zukunftsmusik? Nicht ganz – das hat das Projekt gezeigt.
Was oft fehlt, sind zuverlässige Daten über unsere Infrastruktur: Wo gibt es holprige Wege, zu enge Kurven, zu schmale Wege oder Hindernisse?
Sensoren an Mietlastenrädern und Ready4Robots-App: Daten sammeln im Alltag
In Köthen (Anhalt) wurden diese Infrastrukturdaten über zwei Wege erhoben:
Zum einen wurden die evhcle-Lastenräder mit speziellen Sensorboxen ausgestattet. Diese Fahrräder sammelten beim ganz normalen Einsatz automatisch Daten über den Straßenzustand: Erschütterungen, Abstände, Beschleunigung, aber auch Informationen zur Position und Umgebung. Und das Beste: Die Sensoren funktionierten völlig selbstständig und übertrugen ihre Daten am Ende jeder Fahrt an das R4R-Team.
Zum anderen wurden Daten über die Ready4Robots-App erhoben. Hierfür war das Mitmachen der Bürgerinnen und Bürger essentiell, da diese mit ihrem eigenen Fahrrad und Handy unterwegs waren und Daten sammelten. Glücklicherweise gab es in Köthen einige motivierte App-Radler, die für die Roboterforschung diese Daten sammelten. Ohne sie wäre das Projekt nicht so erfolgreich geworden.
Warum sind diese Daten so wichtig?
Für autonom fahrende Roboter, aber auch für Radfahrende, Kinderwagen-Nutzer oder Rollstuhlfahrer kann ein schlecht ausgebauter Weg ein echtes Problem sein. Deshalb wurden die gesammelten Daten in eine multimodale digitale Karte überführt – die sogenannte R4R-Map. Sie zeigt, wie gut die Wege für autonome Systeme geeignet sind, ist aber ebenso wichtig bei Entscheidungen der Stadtverwaltung, wo Radwege ausgebaut werden sollten oder Reparaturen erforderlich sind.
Die Idee eines „Roboterqualitätsindex“ wurde im Projektteam geboren und in einer ersten Rohvariante für Köthen berechnet. Der „Roboterqualitätsindex“ setzt sich aus den vielfältigsten Faktoren zusammen, z.B. Wegbreiten, Oberflächen, Anzahl der Gullys, Schlaglöcher, Sichtlinien oder Steigungen und enge Kurven. Dazu fließen in die Bewertung Boni (für positive Eigenschaften) und Mali (für negative Eigenschaften) ein.
Was sagt der „Roboterqualitätsindex“ nun für Köthen aus? Ist Köthen „ready for robots”?
Die Antwort ist: Es kommt darauf an… auf den genauen Anwendungsfall, welche Art Lieferroboter eingesetzt wird und ob es für die Lieferstrecke ausreichend Daten gibt. Denn es macht einen Unterschied, ob ich einen Kasten Wasser vom Supermarkt, eine Gesichtspflege von der Apotheke oder eine Pizza nach Hause geliefert haben möchte.
Ausblick: Was bleibt nach dem Projekt?
Auch wenn das Projekt nun offiziell abgeschlossen ist, bleibt viel erhalten: Die Daten fließen in offene Kartenportale ein, auf die Städte, Verwaltungen und Forscher zugreifen können. Die Stadt Köthen kann die Erkenntnisse nutzen, um Radwege gezielt zu verbessern oder die Einführung smarter Mobilitätsdienste vorzubereiten. Die Entwicklung des „Roboterqualitätsindexes“ wird durch die Unis Freiberg und Magdeburg weiter vorangetrieben und konkretisiert.
Fazit: Zukunft zum Anfassen
Das Projekt R4R hat gezeigt, wie moderne Technik, bürgernahe Forschung und städtische Infrastruktur zusammenkommen können – für eine Stadt, die bereit ist für die Herausforderungen von morgen. Köthen war hier nicht nur Pilotkommune, sondern echtes Vorbild. Das R4R-Team sagt DANKE.
Forschungsprojekt „Ready for Smart-City-Robots“ über Projektpartner DigiPL GmbH