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Amtsblatt der Stadt Köthen (Anhalt) – Bürgerzeitung mit amtlichen Bekanntmachungen
Ausgabe 7/2023
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Spuren hinterlassen: MUS-E®-Projekt an der Kastanienschule endet mit Graffiti-Kunst

Ja, das Kunst-Förderprogramm MUS-E® hat an der Köthener Kastanienschule definitiv Spuren hinterlassen. Zunächst einmal optisch, wie sich Ende Juni bei der Präsentation des letzten Projektes der MUS-E®-Klasse zeigte, denn ein riesiges, buntes Graffiti ziert nun den Schulflur. Das Kunstwerk hat Sozialpädagoge und Graffiti-Coach Henning Hölemann zusammen mit den Schülerinnen und Schülern entwickelt. Immer freitags stand für ein Halbjahr die Kunst des Sprayens auf dem Stundenplan der 4. Klasse. „Wir haben ganz einfach angefangen und erstmal geklärt, was Graffiti überhaupt ist, welche Elemente es beinhaltet und welche Gestaltungsmittel man einsetzen kann, um zum Beispiel Räumlichkeit zu erzeugen“, resümiert Hölemann, der auch ausgebildeter Designer ist und mit dem „Hip-Hop-Netzwerk 4>>Ward e. V.“ Breakdance-, Rap-, oder eben Graffiti-Workshops anbietet.

„Beim Motiv waren die Kinder grundsätzlich frei. Wir haben uns aber schnell auf etwas konzentriert, was sie sehr gut kennen – ihre Namen. Das Wort, das sie bislang in ihrem Leben wohl am häufigsten geschrieben haben“, so der Graffiti-Künstler. Die Idee sei bei den Kids gut angekommen, auch, weil sie so vor dem Wechsel auf weiterführende Schulen Spuren hinterlassen konnten. Die 11-jährige An findet beispielsweise, dass es „toll ist, wenn neue Erstklässler dann unsere Namen lesen können“.

In den Wochen vor dem Schuljahresende wurden die einzelnen Skizzen der Schülerinnen und Schüler in gemeinsamer Arbeit zu einer großen Collage zusammengefasst und auf die Wand gebracht. Dabei durften die Kinder natürlich selbst die Spraydose in die Hand nehmen. Immer unter dem wachsamen Auge ihres Graffiti-Lehrers, der nicht nur sicherstellte, dass jeder Strich saß. Da die Farbdämpfe Atemwege reizen könnten, stünde vor der Kreativität immer die Sicherheit, so Henning Hölemann. Wer spraye, trage immer auch eine Atemschutzmaske. Mit dem richtigen Equipment landeten dann nach und nach Namen und andere kreative Ideen der Kinder auf den Wänden – von der Riesenbanane bis zur Videospielfigur.

Insgesamt lernte die Klasse, die im August 2020 als erste in Sachsen-Anhalt in das MUS-E®-Projekt gestartet war, drei Kunstformen kennen. Neben Zeichnen und Malen (Graffiti), widmeten die Schülerinnen und Schüler sich mit Hilfe der Künstlerin Jana Kaul der Ausdrucksform des Tanzes sowie zusammen mit der Künstlerin Alexa Sabarth dem Puppentheater. Ziel des international aktiven Förderprogramms MUS-E® ist es, durch diese Arbeit mit lokalen Akteurinnen und Akteuren Kinder für Kunst zu sensibilisieren und zudem ihre Kreativität sowie ihr Selbstwertgefühl zu steigern. MUS-E® hätte auch in diesen Punkten Spuren hinterlassen, betont Klassenlehrerin Elke Spott: „Das Projekt hatte sehr positive Auswirkungen auf das Sozialverhalten innerhalb der Klasse, der Zusammenhalt hat sich nochmal verbessert. Es waren in den Stunden mit den Künstlern immer alle Kinder integriert, jeder konnte sich einbringen und verwirklichen.“ Dass zu ihrer Klasse viele Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund gehören, sei in den Projektstunden gar nicht ins Gewicht gefallen. „Die Sprache der Kunst ist universell. Wenn ich mich beispielweise mit einem Tanz ausdrücke, ist es egal, dass noch nicht jedes deutsche Wort sitzt“, betont Spott. Sie sei sich sicher, dass die künstlerischen Erfahrungen außerhalb des normalen Stundenplans sich positiv auf den weiteren Werdegang ihre Kinder auswirken würden.

Finanziert wurde die Initiative über beide Schuljahre in vollem Umfang durch die „Partnerschaft für Demokratie Köthen (Anhalt)“ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.