v.l.n.r.: Herr Dittmann, Herr Hüttel, Oberbürgermeisterin Frau Sandner, Carsten Förster
Ehrenamtliche Tätigkeit kann sich durch Engagement und Einsatz in Vereinen, oder für das Allgemeinwohl entstehenden prägenden Unterstützung und Hilfe von vielen Dingen darstellen. Aber, es gibt Menschen die auf eine ganz andere Art und Weise das Leben und die Geschichte unserer Stadt unterstützen und prägen. Unbemerkt, aber zielorientiert, kostenintensiv, aber ohne Forderungen zu stellen, aber trotzdem ein unwiederbringliches Erbe hinterlassend.
Viele Ereignisse bestimmen unsere Geschichte und das Stadtbild unserer Stadt.
Besonders nach der Wende prägten enorme Schließungen von Gebäuden, aber auch ein Rückbau bzw. Abriss zwischen Zwota und Mühlleithen, das Bild unserer Stadt Klingenthal. Dem Stadtbild prägende Häuser aber auch Einrichtungen verschwanden und ein geschichtliches Wissen dieser Gebäude wäre für immer verloren gegangen.
Aber auch Gebäude haben ihre Geschichten und ihre Geschichte. Es gab einen Bürger, der genau das so nicht hinnehmen wollte und konnte. Über 450 Häuser wurden dokumentiert und über 1000 Fotos komplementieren diese Ausführungen.
Er recherchierte und dokumentierte die ehemaligen Eigentümer der Gebäude, deren Zweck sie einstmals dienten, die Straßennamen auf dem sich die Gebäude befanden, das Baujahr, die dazugehörigen Flurstücksnummern. Er kombinierte dies noch mit Bildern der jeweiligen Häuser, bis hin zu dem dazugehörigen Abrissjahr. Auch Bauwerke, wie die „Eiserne Brücke“, vom Abriss bis zum Wiederaufbau und auch geschichtliche Ereignisse, wie die Grenzöffnung zu unseren Nachbarn nach Graslitz oder die Ereignisse des „Prager Frühlings“ 1968, die auch unseren Ort betrafen, wurden so dokumentiert.
Aber auch sportliche Ereignisse und Geschichte mit den prägenden Skisprungschanzen, wie z. B.
Kurt-Brunner-, Körner-, Seydel- oder Glas-Schanze bis hin zur Aschbergschanze und unsere jetzigen Vogtland Arena oder die in Klingenthal durchgeführten Radrennen, wurden dokumentiert und mit Fotos für die Nachwelt vervollständigt und erhalten.
Gleichzeitig wurden aber auch die Einwohnerzahlen der Stadt oder besondere Ereignisse wie Hochwasser, Überschwemmungen oder Erdbeben, die jeden von uns bekannten Schwarmbeben erfasst und dokumentiert. Dies geht sogar so tief, dass bei Orkanen, wo es auch schon viele in Klingenthal gab, durch händische Zeichnungen der Verlauf der Windrichtung und der damit verbundenen Schäden dokumentiert wurde.
Auch unsere musikalische Seite, die geschichtliche Entwicklung der Klingenthaler Harmonikawerke, wurden so für die Nachwelt archiviert. Traurig, dass sich dieses für die Stadt prägende Kapitel nicht fortsetzt.
11 Ordner sind so zusammengekommen. Und genau diese Ordner mit dem enormen Aufwand und der vielen Fleißarbeit, wurden wie man der Zeitung entnehmen konnte, dem Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal von diesem Bürger, nicht als Leihgabe, sondern als Schenkung übergeben.
Über wen spreche ich, über einen Bürger der in Brunndöbra geboren ist und im Monat September seinen 90. Geburtstag feiern durfte.
Wir bedanken und ehren heute mit dem Bürgerpreis der Stadt Klingenthal Herrn Rudolf Hüttel.
Rudi, wie alle die ihn kennen, nennen, absolvierte in den 60er Jahren an der Hochschule Leipzig ein Studium zum Diplomhochbauingenieur. Er arbeitete als Bauingenieur in der Gebäudewirtschaft und später in der KHW Musikelektronik. Nach der Wende machte sich Rudi selbständig und gründete mit 54 Jahren ein Planungsbüro. Sein Arbeitsumfang war geprägt von Ermitteln von Gebäudeschätzwerten und Gutachten für Betriebe, Privatpersonen bis hin zur Treuhandanstalt. Rudi, war aber in seinen jungen Jahren auch gesellschaftlich tätig. So war er von 1961 – 1965 stellvertretender Bürgermeister unter dem damaligen Bürgermeister Siegfried Voigtmann in Zwota.
In dieser Zeit lehrte und trainierte er viele Zwotaer Schüler im Wintersport und konnte durch seine Präsenz im Rathaus vielen Kindern zu einer Wintersportausrüstung verhelfen.
Wie wir sehen, war Rudi vielseitig tätig und wir können uns heute bei einem würdigen Bürger für sein Engagement und die unwiederbringlichen Aufarbeitungen für seine Heimat mit dem Bürgerpreis herzlich bedanken. Vielen Dank Rudi, für alles was du getan und hinterlassen hast.