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Eichberg-Kurier - Amts- und Heimatblatt der Gemeinde Lichtenberg
Ausgabe 1/2023
Nachrichten aus den Vereinen
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Heimatverein Lichtenberg-Kleindittmannsdorf e. V.

„Auf unsrer Wiese gehet was, watet durch die Sümpfe ...“

Nun hat der Winter bei uns Einzug gehalten, längst sind alle Storchennester der Umgebung verwaist. Vielleicht haben auch Sie gern im Vorüberfahren einen Blick auf das Kleindittmannsdorfer Nest in der Kurve nach Großnaundorf geworfen. Dieses Jahr waren es auch besorgte Blicke: Würde es der verbliebene Elternstorch trotz anhaltender Trockenheit schaffen, die zwei Halbwaisen durchzubringen? Hatte doch endlich mal wieder ein Paar erfolgreich gebrütet.

Der Weißstorch ist ein typischer Bewohner unserer Kulturlandschaft. Er kann mit keinem anderen Großvogel in Europa verwechselt werden. Stehend erreicht er eine Größe von etwa 80 cm und ein Gewicht von 2,6 bis 4,4 kg. Die Flügelspannweite beträgt bis zu 2m. Sein Gefieder ist weiß, nur die Schwungfedern und ein Teil der Oberflügel sind schwarz. Die Beine und der etwa 14 bis 19 cm lange Schnabel sind beim ausgewachsenen Weißstorch rot.

Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinsäugern, Amphibien, Reptilien, Insekten und anderen Wirbellosen (z. B. Ringelwürmern), gelegentlich auch Eiern oder Jungen von Bodenbrütern. Sehr gern sucht der Storch auf abgemähten oder abgeernteten Flächen nach Nahrung.

Störche sind mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif. Das Nest aus Ästen, Reisig und Füllmaterial, das bis zu 2 m breit und bis zu 2 t schwer sein kann, legt er überwiegend auf von Menschen errichteten Unterlagen wie Hausdächern oder Masten an. Die gewaltigen Nester werden oft jahrzehntelang genutzt. Weißstörche leben in einer Saisonehe. Sie kehren immer wieder zu ihrem Horst zurück und sind damit eigentlich nicht ihrem Partner, sondern ihrem Nest treu. Mitunter finden teilweise heftige Auseinandersetzungen mit Rivalen bei der Besetzung der Horste statt. Dann wird mit der Reinigung und Ausbesserung des Nestes begonnen. Kurz nach den Männchen treffen die Weibchen ein, welche mit Geklapper willkommen geheißen werden. Nach der Paarung im April werden 3-5 Eier gelegt. Die Eier sind doppelt so groß wie Hühnereier. Gebrütet wird abwechselnd etwa 32 Tage lang. In den ersten 3 Wochen nach dem Schlüpfen bleibt ein Elternteil ständig im Nest, um die Küken vor der Witterung und Raubvögeln zu schützen. Die Eltern werfen kränkliche oder bei Nahrungsmangel die schwächsten Jungtiere aus dem Nest, um das Überleben der anderen Küken zu sichern. Die Jungen wachsen schnell. Mit etwa 5 – 6 Wochen schaffen sie es, ausdauernd im Nest zu stehen. Mit 7 Wochen haben sie die Größe der Eltern erreicht. Sie unterscheiden sich dann nur noch durch den schwarzen Schnabel und die schwarzen Beine von ihren Eltern. Nun beginnen auch die ersten Flugversuche. Dann kann man mitunter gefährliche Flugmanöver beobachten. Mit 8 – 9 Wochen sind sie flügge. Gefüttert werden sie von den Eltern bis zum 3. Lebensmonat. Im August brechen die Jungvögel kurz vor ihren Eltern ins Winterquartier auf.

Weißstörche ziehen auf zwei unterschiedlichen Routen in die Winterquartiere. Es gibt Westzieher und Ostzieher. Der Großteil der sächsischen Weißstörche zieht über Osteuropa in die Türkei, überquert den Bosporus und gelangt über Israel und den Golf von Suez nach Ägypten, folgt dem Niltal und reist nach einer längeren Rast in den Halbwüsten und Savannen des Sudans nach Ost- und Südafrika. Die Westzieher fliegen über Frankreich und Spanien, überqueren die Straße von Gibraltar und überwintern dann in Westafrika. Ein Teil der Westzieher bleibt mittlerweile in Südspanien, wo sie auf Mülldeponien reichlich Nahrung finden.

Die gewaltigen Entfernungen, die Störche auf ihrem Weg nach Afrika und wieder zurück nach Europa zurücklegen, könnten sie niemals im aktiven und kräftezehrenden Ruderflug bewältigen. Ähnlich wie Segelflugzeuge nutzen sie daher warme Aufwinde, die ihnen einen energiesparenden Segelflug erlauben. Solche Thermiken bilden sich in ausreichender Stärke nur über größeren Landflächen. Sie entstehen, wenn die Sonne den Erdboden erwärmt und die Wärme an die bodennahe Luft abgibt. Da die Aufwinde über großen Wasserflächen fehlen, folgen die Störche auf ihrem Flug nach Afrika einer Route, die weitestgehend über Land verläuft. Im Durchschnitt legen sie 150 bis 300 km am Tag zurück.

Störche sind vielen zivilisationsbedingten Gefahren ausgesetzt wie elektrischen Freileitungen, intensiver Bejagung, Vergiftungen und dem zunehmenden Verlust an geeigneten Rastgebieten. Auch in den Brutgebieten bei uns lauern Gefahren, sei es durch Straßenverkehr, Stromtod, schwindende Nahrungshabitate oder auch Plastikabfälle, die achtlos in der Natur entsorgt werden. Altstörche nutzen diese manchmal zum Nestbau, wodurch sich bei Regen das Wasser im Nest staut und die Küken ertrinken. Auch kommt es vor, dass sich Jungvögel an Foliebändern oder ähnlichem strangulieren. Solche Tragödien wären vermeidbar, wenn wir alle umsichtiger agieren würden.

Und unsere Jungstörche von Kleindittmannsdorf? Nachdem ein Elternstorch vermutlich bei der Nahrungssuche auf dem „Großglockner“ in ein Mähwerk geraten ist, hat der verbliebene Elternstorch sich vorbildlich um den Nachwuchs gekümmert. Offenbar hat er ausreichend Mäuse fangen können, um seine Jungen satt zu bekommen. Auf dem Foto sind sie ca. 5 Wochen alt. Bleibt zu hoffen, dass das Nest im Frühjahr wieder besetzt wird und wir uns wieder am Aufwachsen der Storchenkinder erfreuen können.

Der Heimatverein Lichtenberg-Kleindittmannsdorf e.V.