Schulhaus mit Schulstube bis 1828, Kirchweg 8
Neubau der Schule 1828, Mittelbacher Straße 12
Toilettenneubau (r.) mit Kohlenschuppen ( li.) im Hinterhof 1877
Aufstockung der Volksschule und Fortbildungsschule 1901 Mittelbacher Straße 12
Vom Hofeingang schreitet die Klasse 2 mutig voran
Erweiterungsbau an der POS (Polytechnischen Oberschule) 1982, vorn Dach der Feinbäckerei Röthig
weitere Klassenräume, Vorbereitungszimmer, Fachräume und Toiletten im Innenbereich werden übergeben
Schließung der Grundschule 2002. In goldenen Lettern ein letzter Gruß von der GRUNDSCHULE LICHTENBERG
| - | Wo kämen wir denn da hin, wenn die Lehrer auch noch was zu sagen hätten (Bundestagsdebatte 2022) |
| - | Schütze Arsch im letzten Glied |
| - | Prügelknabe der Nation |
Mein ganzes Berufsleben gehörte dem Lehrerberuf und davon 25 Jahre der ehemaligen Lichtenberger Schule. Schon zu meiner Tätigkeit war oft von Lehrermangel die Rede „Mit fremder Leute Kinder rumärgern“ schwirrte in den Köpfen mancher Kollegen. Eignung oder Veranlagung zum Beruf neben einem hohen Wissen fanden mitunter wenig Beachtung. Nach Kriegsende 1945 und dem Kehraus aller bis dato gearbeiteten Lehrer folgten Neulehrer unterschiedlichster Vorbildung.
Hier konnten die Schüler erkennen: der eine hatt`s, der andere nicht. Einer meiner eigenen Neulehrer schilderte seinen ersten Arbeitstag so: Ich trat ins Schulhaus, die Schulleiterin begrüßte mich im Flur und sagte, wobei sie auf die Zimmertür A zeigte – hier drin sind´se, und Pausenlärm strömte durch die Tür. Auf die Frage, ob sie mit reinkommen solle, erwiderte ich frischen Mutes und mit siegessicherer Stimme Nein! Und meine erste Unterrichtsstunde begann.
Im Heimatbuch, Band 3 wurden bereits einige Lausbubengeschichten der Nachkriegszeit niedergeschrieben. Schon viel früher mussten sich aber Lehrer mit Ungereimtheiten mancher Schüler und ihrem Elternhaus auseinander setzen. 1828 wurde die Schule neu gebaut. Dabei vergaß man nicht den Einbau eines Karzers, worin aufsässige Schüler für ein paar Stunden festgehalten (zum Brummen) werden konnten.
Es folgen Auszüge aus dem Strafregister alter Aktenunterlagen:
| 6. Juni 1884 | In der Strafsache gegen den Schulknaben Arno Ernst Görner ist wegen Diebstals bei dem Kgl. Schöffengericht Pulsnitz die rechtskräftige Verurteilung zu einem Verweis erfolgt. |
| 10. November 1896 | In der Strafsache gegen das Schulmädchen Martha Clara Zschiedrich ist wegen Diebstals, Sachbeschädigung, Beleidigung und Übertretung bei dem Kgl. Landgerichte Bautzen um 9 Uhr des 16. das Hauptverfahren eröffnet und die Verhandlung und Entscheidung dem Kgl. Schöffengerichte Pulsnitz überwiesen worden. |
| 23. November 1911 | Der Ortsschulinspektor Herr Pfarrer Zeuner hier Anzeige sittliches Verhalten des Schülers Kmiec betreffend |
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| Herr Freudenberg, Bandweber hier, Untersuchung vom 15. des Monats- daß der Schüler Richard Kmiec, Schüler der 2. Klasse, am 10. November abends 7 Uhr die Fenster der Freudenbergschen Wohnung mit Straßenschmutz beworfen, am 11. November sogar eine Fensterscheibe mit einem Stein eingeschlagen hat. Beides gesteht der Knabe in Gegenwart seines Vaters vor den Unterzeichneten ein. Gründe für seinen Unfug vermag er nicht anzugeben. |
| 24.03.1919 | Erfolgsanzeige |
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| Dem geehrten Schulvorstande wird hierdurch zur Kenntnis gebracht, dass die Herren Lehrer Richter und Kutzscher der Tierquälerei überführten Schüler Senf folgendermaßen bestrafen: |
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| Richard Senf einige Stockschläge (Riemen) und 2 Std. Nachsitzen mit Arbeit. |
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| Arthur Senf einige Stockschläge (Riemen) und 1 Std. Nachsitzen mit Arbeit. Außerdem ist ernstliche Bedrohung der gesamten Schülerschaft geschehen. |
| 1875 | wird die Volksschule durch eine Fortbildungsschule erweitert. Je nach der 6 oder 8-zügigen Volksschule (richtete sich nach der Gesamtschülerzahl) folgte eine dreijährige Weiterführung der Schüler in der Fortbildungsschule. Der Unterricht war sonntags 11 bis 13 Uhr. Dort unterrichteten ebenfalls die Lehrer aus der Volksschule. |
| 1907 | A Volksschule |
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| Diese zählt 6 Mischklassen (Knaben/Mädchen) mit 291 Kindern, darunter 133 Knaben und 158 Mädchen |
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| B Fortbildungsschule |
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| Eine Klasse mit zusammen 52 Schülern Schülerzahl der einzelnen 3 Jahrgänge: I. 13, II. 20, III. 19 |
Die Schulpflicht wurde mitunter nicht so genau angesehen. Entschuldigungen bei Versäumnissen mussten oft nachgefordert werden oder lauteten so:
| - | ich war auf dem Wege zur Schule, da ich unterwegs keine anderen gesehen habe, bin ich wieder heimgegangen |
| - | ich habe es vergessen |
| - | Aussage eines Mitschülers - die war zur Kirmes |
| - | wurde zur Heuernte gebraucht |
| 31.01.1900 | Lina Martha Opitz- das Mädchen musste bei der Mutter bleiben (diese hatte einen bößen Fuß ) |
| 31.09.1900 | 21 Schülerinnen und Schüler fehlen wegen Erntearbeit |
| 05.01.1908 | Paul Richard Hübler -Teilnahme an einer Hochzeit |
| 05.01.1908 | Milda Flora Seifert -Mischüler sagt, dass die Seifert zur Kirmes war |
| 21.05.1908 | Meta Milda Wimmer - sie habe Band fortschaffen müssen (vom Webstuhl ) |
| 01.10.1908 | Olga Gertrud Ziegenbalg – der Vater schreibt, dem Kind sei unwohl gewesen, während es nach eigener Aussage in Großröhrsdorf zur Hochzeit war |
| 08.12.1908 | der Knabe erzählte,dass er während der Schulzeit getrieben habe (am Webstuhl) |
Strafbuch der Fortbildungsschule
Vergehen
| - | tanzen im Ober- bzw. Niedergasthof von9 Schülern am 28. und 29.9.1919 |
| - | legt während der Pause Kohlen in den Ofen |
| - | freches Benehmen und Schlafen im Unterricht |
| - | freches widerspenstiges Benehmen |
| - | unentschuldigtes Versäumnis vom Unterricht, im ganzen 10 Stunden |
| - | Frechheit ungebührliches Antworten auf Strafandrohungen |
| - | mehrere Schüler besuchen Tanzmusik am29. 01 1922 |
| - | Raucht auf der Straße, grüßt den Lehrer nichtanständig, stört den Unterricht |
| - | offenkundiger Ungehorsam, indem er vom Unterricht fernbleibt- fortgesetztes respektloses Lärmen |
| - | unentschuldigtes Versäumnis einer Turnstunde |
| - | offenkundige Opposition, laut pfeifend durchden Ort |
| - | bemalt den Rücken seiner vor ihm sitzenden Schüler |
| - | wird auf dem Schulwege rauchend angetroffen |
Strafe
| - | 1 Std. nachsitzen |
| - | 1 Std. nachsitzen |
| - | 2 Std. Karzer |
| - | 2 Std. Karzer |
| - | von 1 – 4 Uhr nachsitzen und nochmals 2 Std |
| - | 2 Std. Karzer |
| - | nachsitzen am 5. März 1922 nachm. von 3-5 Uhr |
| - | 2 Std. Karzer |
| - | 2 Std. Karzer |
| - | 1 Std. Karzer |
| - | 1 Std. nachsitzen |
| - | 1 Std. Karzer |
| - | 1 Std. Karzer |
| - | 2 Std. nachsitzen |
Nachtrag zur Schulstatistik Lichtenberg am 18. Januar 1913
Polizeiliche Bestrafung bei Fortbildungsschülern
Geldstrafe:
| - | Klengel, Arthur | 1,50 M | Begehen eines Privatweges |
| - | Freudenberg, Walter | 2,90 M | Tanzen in Bretnig |
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| 4,90 M | Tanzen in Ohorn |
| - | Mögel, Bernhard | 1,- M | ohne Licht gefahren |
| - | Remus, Martin | 1,- M | ohne Radfahrkarte |
Der zwanzigjährige Jüngling Heinrich Ferdinand Richter erhält 1873 seine erste Lehrerstelle an der Kleindittmannsdorfer Schule. Er schreibt darüber unter anderem :
Die Wohnung befand sich im oberen Stockwerke der Schule. Mein Bett stand in der Kammer neben der guten Stube. Über dem Lager hingen viele gelagerte Würste von der Decke herab, sodass ich später im Scherz sagen durfte, ich hätte meine erste Ruhestätte in Kleindittmannsdorf in der Räucherkammer gehabt... Mein Mittagsbrot erhielt ich im nahen Gasthofe. Ich zahlte dafür 15 Pfennige. Das fette Schweinefleisch, dass mir fast täglich geboten wurde, wollte mir nicht lange behagen.. Zur Ausstattung meiner Häuslichkeit hatte ich mir gleich anfangs aus dem Gasthofe einen Tisch und zwei Stühle geliehen, die mir später käuflich überlassen wurden. So brauchte ich beim Schreiben nicht mehr auf der Kommode zu hocken und konnte gar schon einen Gast empfangen. In den öden Fensterhöhlen wohnte das Grauen. Frau Pietsch auf dem Lehngerichte klagte ich meine Not. Sie hatte in einem ihrer Räume Veränderungen getroffen und entbehrte gern die spröden, mit bunten Jagd- und Schäferbildern bedruckten Rollos, die leicht passend gemacht werden konnten... Meine Bücher standen noch immer auf dem Fußboden der Schlafkammer...
Soweit ein paar Auszüge von Heinrich Ferdinand Richter, die mir Herr Dieter Seifert aus Dresden dankenswerter Weise zur allgemeinen Verfügung gestellt hat.
Der Schulstandort in Bildern:
Raumnot führt außerhalb des Hauptgebäudes in den Jahren 1956 bis 1980 zu Behelfsklassenräumen :
- im ehemaligen Gasthof „Zur Post“, Mittelbacher Straße 16
- im ehemaligen Mittelgasthof 1957, Hauptstraße 35
- im ehemaligen Bauerngut von Max Schramm, Hauptstraße 6