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Eichberg-Kurier - Amts- und Heimatblatt der Gemeinde Lichtenberg
Ausgabe 10/2024
Nachrichten aus dem Kinderhaus "Entdeckerland"
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Das Kinderhaus war auf Reise ins Mittelalter

Hier entsteht Lichtenberg im Modell

In unserer genähten Kleidung

Beim Filzen einer Tasche

Das Pferd, unser stärkster Partner

Brot kneten ist sehr mühsam

Hier wird gekocht

Wir sammeln Kräuter

Keramikbecher und Kerzenleuchter auf den Tischen

Wer kann das Schwert aus dem Stein ziehen?

Die Kleidung wird bedruckt…

…und muss dann trocknen.

Beim Reifentreiben war Geschicklichkeit gefragt.

Das Pferd in einer Hand, die Lanze in der anderen.

So sieht ein echter Ritter aus!

Besuch in der Blaudruckwerkstatt in Pulsnitz

Stadtführung im mittelalterlichen Teil von Dresden

Speisen im Sophienkeller

Der Pumphut zeigt uns Bautzen.

Wir pilgern auf der Via Regia

Riesenseifenblasen beim mittelalterlichen Bauernmarkt

Seit den Sommerferien begaben sich die Kinder des Kinderhauses auf eine Reise ins Mittelalter. Dabei erlebten wir bei den unterschiedlichsten Angeboten und Ausflügen Vieles über unsere Vorfahren. Wie war es denn, das Leben ohne Autos, Strom und Internet? Was machten die Leute den ganzen Tag, was war ihnen wichtig?

Vor etwas mehr als 750 Jahren, also mitten im Mittelalter, gefiel den Reisenden auf der Handelsstraße Via Regia das bis dahin unbewohnte Fleckchen Erde unterhalb des Eichberges. Ein kleines Bächlein sorgte für Wasser, die Aussicht war herrlich, die Erde fruchtbar. Also baute man an den Fuß des Berges ein kleines Dorf. Zentrum war die Kirche. Von dort aus bauten die Bauern ihre Gehöfte rechts und links bachabwärts, Felder und Wälder dahinter gehörten zum jeweiligen Hof. Die Häuser der Knechte zwängten sich in der Dorfmitte, genau am Lichtenberger Wasser. So entstand unser Waldhufedorf. Das haben die Hortkinder in einem Modell nachgebaut.

Und was waren das für Leute, die unser Dorf gegründet haben? Es waren Bauern. Und die lebten ein einfaches Leben mit viel Arbeit.

Mühsam war es, wärmende Kleidung herzustellen. Zum Glück hatten die Hortkinder in diesem Sommer fertigen Stoff und eine Nähmaschine, aber mühsam war das Zuschneiden und Nähen trotzdem. Viele Tage brauchten wir für unsere Kleider, Tuniken und Gugel.

Aber nicht nur Kleidung war notwendig. Auch Taschen wurden gebraucht. Und diese wurden unter anderem aus Schafswolle hergestellt. Das haben die Hortkinder mit Frau Nemcova aus der Kamenzer Puppenstube beim Filzen selbst ausprobiert.

Die Bauern bewirtschafteten große Flächen hinter ihren Höfen. Ohne die Hilfe ihres stärksten Partners, dem Pferd, hätten sie dies nicht geschafft. Familie Gottwald aus Pulsnitz besuchte unsere Hortkinder mit zwei Pferden und zeigte uns, bei welchen Arbeiten die Kraft des Pferdes eingesetzt wurde. Ob zum Ziehen von Kutschen, unterschiedlichsten Feldgeräten, zum Heuwenden oder zum Baumstämme rücken, das Pferd war unerlässlich in der Zeit.

Was aßen denn die Menschen im Mittelalter? Kartoffeln gab es noch keine, die brachte erst Kolumbus später aus Amerika mit. Hauptsächlich bestand die Nahrung aus Getreide und Gemüse. Aus dem Getreide wurde Mehl gemahlen und aus diesem dann Brot gebacken. Mit einer Handgetreidemühle konnten die Kinder im Kinderhaus selber austesten, wie mühsam es ist, zwei Pfund Körner zu Mehl zu vermahlen. Und dann geht die Arbeit erst richtig los – mit Wasser vermengt muss das Ganze zu einem glatten Teig geknetet werden. Das war vielleicht anstrengend!

Einfacher ist es dann schon, wenn man den großen Kessel über das Feuer hängt und allerlei buntes Gemüse darin köcheln lässt. Aber auch das kann ganz schön lange dauern ...

Auch Butter haben wir selbst hergestellt. Wenn man Schlagsahne schüttelt uns schüttelt und immer weiter schüttelt, trennt sich irgendwann das Fett von der Molke und es ergibt die beste Butter! Hirsebrei wurde auch gekocht – aber da blieb einiges übrig ...

Die Menschen aßen also die Nahrungsmittel, die sie selbst anbauten und die ihnen die Natur schenkte. Und sie stellten fest, dass die Pflanzen und Kräuter eine bestimmte Wirkung auf die Gesundheit haben konnten. Und das war die Medizin im Mittelalter. Die Wiesen rund ums Kinderhaus sind voller gesunder Schätze – so leitet die Brennnessel Giftstoffe aus dem Körper oder der Spitzwegerich heilt Wunden und löst Husten. Die Kräuterpädagogin Frau Großmann zeigte den Hortkindern und Simone Fries den Kindergartenkindern welche Kräuter in Gärten und auf Wiesen wachsen, erklärten deren Wirkung und bereiteten Kräutersalz zu.

Nun lebten aber nicht nur Bauern im Mittelalter. Noch spannender war es für die Kinder, das Leben der Ritter und Burgfräulein kennen zu lernen. Die Gruppenzimmer wurden zu Burgen dekoriert. Eltern brachten Tongeschirr und Kerzenleuchter mit. Kronleuchter und Fackeln wurden gebastelt. Eigens entworfene Wappen und Fahnen verschönerten die Flure. Das gesamte Kinderhaus glich einer Festung!

Die Ritter auf den Burgen besaßen aber auch mehr Reichtümer als die armen Bauern und das zeigten sie auch in ihrer Kleidung. Die Kinder aus der Bärengruppe verzierten ihre Tuniken mit goldenen Bären, wie edel!

Die Hortkinder lernten das Leben der Ritter und Burgfräulein auf Schloss Klippenstein kennen. Spielerisch entdeckten wir den Weg vom Pagen mit sieben Jahren zum Knappen mit 14 Jahren und letztendlich zum Ritter mit 21 Jahren. Am Ende wurden alle tapferen Mitstreiter mit dem Langschwert und einem Eid zum Ritter geschlagen!

Ausflüge mit den Hortkindern führten uns zu mittelalterlichen Schauplätzen in der näheren und weiteren Umgebung. So besuchten wir in Pulsnitz die Blaudruckwerkstatt, konnten dort ein weiteres altes Handwerk kennen lernen auch selbst Stoffe bedrucken.

Auch das alte Dresden war zweimal unser Ziel. Wir besuchten die unterirdischen Katakomben der Festung, in der sich mittlerweile eine moderne Bild- und Klanginstallation befindet und welche ein sehr beeindruckendes Bild des Lebens in einer mittelalterlichen Stadt bietet. Bei einem weiteren Besuch erkundeten wir die mittelalterliche Altstadt in Dresden, wo wir auch heute noch viele Bauwerke aus dem Mittelalter und ihre Schönheit bewundern können.

Gespeist wurde zu diesem Anlass ganz standesgemäß im Sophienkeller.

In Bautzen zeigte uns der Pumphut die Stadt der Türme, wie sie auch genannt wird. Auch hier gab es viel Interessantes über die Zeit des Mittelalters zu erfahren. Mit kleinen Zaubereien verblüffte der Pumphut die kleinen Besucher und ließ uns kräftig staunen.

Ein weiterer Ausflug führte uns zu Fuß von Reichenau entlang der alten Handelsstraße, der Via Regia, nach Königsbrück zur gleichnamigen Via-Regia-Architekturausstellung. Hier konnten die Hortkinder noch viele weitere Städte und deren bedeutende Bauwerke an dieser mittelterlichen Handelsstraße, welche quer durch Europa führte, bestaunen.

Krönender Abschluss war der mittelalterliche Bauernmarkt am 20.September im Garten des Kinderhauses. Alle Familien waren in angemessener Kleidung zu einem heiteren Nachmittag geladen. An vielerlei Ständen und Stationen konnten alle Besucher einen Einblick in das Leben im Mittelalter gewinnen. Es wurde gebastelt, gebaut, gefilzt oder mit Steinschleudern geschossen. Und auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz. Mit Suppe und Brot konnte man sich standesgemäß stärken. Stockbrot wurde überm Feuer gebacken.

Und damit ging eine abenteuerliche Reise zu Ende, auf der wir Vieles über unsere Vorfahren kennen lernen durften und auch einiges an altem Wissen hervorgeholt haben, dass uns in der heutigen Zeit eine hilfreiche Alternative zu Bekanntem bieten kann.

Wir bedanken uns bei allen Helfern, die uns bei dem Projekt unterstützt haben! Durch den Kulturraum Oberlausitz Niederschlesien erhielten wir eine finanzielle Förderung für mehrere Angebote, die der Hort in den Sommerferien durchführte.