(Foto: M. Eckardt)
Am 21. September 2025 endet offiziell die Amtszeit der für die Verwaltungsgemeinschaft zuständigen Friedensrichter (vgl. Eichberg-Kurier 2/2025, S. 7f.). Gut fünf Jahre übten der Großnaundorfer Steffen Hempel (70) und Stellvertreterin Marlies Schäfer (56) aus Pulsnitz dieses anspruchsvolle Ehrenamt in der Verwaltungsgemeinschaft Pulsnitz aus. „Im Jahr gibt es durchschnittlich drei bis vier Fälle, für die wir mehrere Termine – auch Ortstermine – brauchen und die verhältnismäßig viel Arbeit machen“ so Hempel. „Dazu kommen vier bis fünf Fälle zwischen Tür und Angel mit nur einem Termin, da reicht manchmal schon ein einfacher Ratschlag per Telefon, um den Frieden wiederherzustellen.“ Inhaltlich geht es in der Mehrzahl der Fälle um Nachbarschaftsauseinandersetzungen. Dazu gehören z.B. unklare Grenzbebauungen, Fragen des Baum- oder Heckenbeschnitts, Ruhestörungen durch Tierhaltung oder ähnliches. Dazu kommen Mietrechtsfragen als eigenständige Fallgruppe. Über die Jahre erhielten die Friedensrichter Anfragen aus allen Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft, wobei der Beratungsbedarf im städtischen Raum geringer war. In der Amtsperiode bis 2020 kamen laut eines Berichts der „Sächsischen Zeitung“ die meisten Klienten aus Steina (vgl. Ausgabe Kamenz, 15.1.2020, S. 15).
Die Intention, das Ehrenamt des Friedensrichters zu übernehmen, war eine Folge der intensiven Bemühungen der Stadt Pulsnitz: Für die Nachfolge von Amtsinhaber Wolfgang Hofmann, der das Amt seit 2015 innehatte, gab es nach der ersten Ausschreibung keine Bewerber. Da es sich beim Friedensrichter nicht um eine freiwillige Aufgabe der Kommune sondern um eine Pflichtaufgabe handelt, erfolgte eine Neuausschreibung, auf die sich Steffen Hempel und Marlies Schäfer bewarben. Vom Pulsnitzer Stadtrat wurden sie schließlich am 15. Juli 2020 zum Friedensrichter der Verwaltungsgemeinschaft Pulsnitz bzw. zu dessen Stellvertreter gewählt und später beim Amtsgericht Kamenz vereidigt.
Zur Aufgabenerfüllung – gerade wenn man neu in das Amt kommt – sind die von der Landesvereinigung Sachsen im Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen e. V. angebotenen Lehrgänge sehr wichtig, „Besonders der Grundlehrgang ist unbedingt erforderlich, auch wegen der bereitgestellten Materialien“ so Steffen Hempel. „Ansonsten kommt es zu 90 Prozent auf Lebenserfahrung an. Dabei kam mir meine langjährige Tätigkeit als Leiter der Dresdner Flughafenfeuerwehr mit viel Personalverantwortung zugute“. Diese Einschätzung teilt auch Stellvertreterin Marlies Schäfer, ihr beruflicher Hintergrund ist die Filialorganisation in der Lebensmittelbranche. „Ganz allgemein geht es um Streitschlichtung. Mit dem ausgehandelten Kompromiss im Sinne eines Vergleichs sollten beide Seiten leben können.“ so die Friedensrichter. Letzteren wird seitens der Stadt eine Aufwandsentschädigung in Form der Ehrenamtspauschale gewährt. Die für einen Schlichterspruch anfallenden Kosten liegen im Ermessen der Beteiligten.
Bis zur Neuwahl der Friedensrichter findet deren regelmäßige Sprechstunde jeweils am zweiten Dienstag des Monats von 16 bis 18 Uhr im Beratungsraum des Rathauses (Am Markt 1, Erdgeschoss) statt. Wer Interesse an der Aufgabe hat, wird gebeten, sich schriftlich bis zum 30. April bei der Stadtverwaltung Pulsnitz, Ordnungsamt, Am Markt 1 in 01896 Pulsnitz zu bewerben.