Foto: © Werner Kuhtz
„Geh aus, mein Herz“ - Eine Betrachtung über das Motto des Doppeljubiläums
Seit ein paar Monaten sehen wir diese Liedzeile im gesamten Stadtgebiet. Als Mitglied des Lübbener Paul-Gerhardt-Vereines habe ich schon eine Weile darüber nachgedacht, dass wichtig wäre, nähere Ausführungen dazu zu machen.
In der Broschüre der beiden Feier- und Gedenkjahre gibt es nur wenige Aussagen zu Paul Gerhardts Lied und seinem Leben. Er ist jedoch, unbestreitbar, die bekannteste historische Persönlichkeit der Lübbener Geschichte und nach Martin Luther der bekannteste deutsche Liederdichter. Genau wie Luther hat Paul Gerhardt (1607-1676) durch sein Schaffen sehr viel zur Entwicklung der deutschen Sprache beigetragen.
Seine Dichtung wurde von Anfang an vertont, u. a. von Johann Crüger und Johann Georg Ebeling. Sie wurde schon zu seinen Lebzeiten in den damals bekannten Gesangbüchern Sachsens und Brandenburgs veröffentlicht. Das wäre sicher nicht passiert, wenn die Texte nicht schon damals bekannt und beliebt gewesen wären. Später hat auch Johann Sebastian Bach Gerhardts Texte vertont.
In der Paul-Gerhardt-Kirche finden wir eine Ausstellung von internationalen Gesangbüchern, die zeigen, dass seine Lieder weltweit gesungen werden, bis heute. Viele Touristen, nicht nur aus Deutschland, kommen nur wegen des großen Barock-Dichters in unsere Stadt.
Das Lied, dessen Titel wir für die Feierlichkeiten nutzen, ist zu einem Volkslied geworden. Es entstand 1653, also kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg. Es zeugt von immerwährender Hoffnung Paul Gerhardts und von dem, was die Natur uns geben kann. Bäume, Wiesen, Bäche, Vogelgesang, das Summen der Bienen und wachsendes Getreide: Was gibt es Schöneres? In der Natur kann man sich Stärkung holen. Selbst kleinen Kindern kann man diese Gedanken nahebringen. Paul Gerhardt hat immer wieder die Natur in seinen Liedern beschrieben. Die Lieder von der güldenen Sonne und von den ruhenden Wäldern sind ein Beispiel dafür.
Der Dichter hat in seinem Leben viele Krisen durchgestanden. Nur ein Kind hat den Vater überlebt, seine Frau starb früh und dreißig Jahre Krieg haben das Leben schwer gemacht. Paul Gerhardt lädt uns ein, mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt zu gehen: Trotz vieler Probleme der heutigen Zeit, können wir mit Zuversicht und Hoffnung vorwärts gehen. Die Natur ist eine einzigartige Kraftquelle. Der bekannte Arzt Dietrich Grönemeyer sagt dazu: „Denn heute, in unserer krisengeschüttelten Zeit, brauchen wir Paul Gerhardts hoffnungsvolle Botschaft vielleicht mehr denn je.“
Wenn Sie weitere Lieder Paul Gerhardts hören und mehr über sein Leben erfahren möchten, empfehle ich ihnen einen Gang in unser Lübbener Paul-Gerhardt-Zentrum am kleinen Hain.
PAUL-GERHARDT-WOCHEN
Wie in jedem Jahr finden auch 2025 die Paul-Gerhardt-Wochen im Frühjahr (5. bis 11. Mai) und Herbst (6. bis 12. Oktober) statt. Die Mittagsandachten in der Kirche, mit einer Reflexion zu einem Paul-Gerhardt-Lied, finden ebenfalls wie gewohnt um 12 Uhr statt. Am Wochenende 9.-12. Mai trifft sich in Lübben die bundesweit agierende Paul-Gerhardt-Gesellschaft zu ihrer jährlichen Tagung. Zu den Vorträgen sind alle Lübbener herzlich eingeladen.
Zurück zum Lied „Geh aus, mein Herz“: Narzissen und Tulpen waren in der Zeit des Barock nicht nur schön anzusehen, sondern auch mit einer gewissen Symbolkraft ausgestattet. Tulpenzwiebeln waren sogar eine Zeit lang ein hochwertiges Zahlungsmittel. Wie schön wäre es, wenn wir Lübbener unsere Vorgärten und Balkonkästen mit „Narzissus und Tulipan“ schmücken würden? Paul Gerhardt schrieb auch im Lied „Ich steh‘ an deiner Krippen hier“ von Rosen, Nelken und Rosmarin, die sind „länger haltbar“.
Das wäre für die Lübbener und ihre Gäste toll! Wir würden unsere Verbundenheit mit Paul Gerhardt zeigen und auch im nächsten Jahr seiner gedenken. (pm)