Nachruf Wolfgang Seeliger (13.04.1935 – 07.09.2025)

Im gesegneten Alter von 90 Jahren ist Wolfgang Seeliger eingeschlafen. Viele Jahre nach seinem Eintritt in den Ruhestand (2000) hat er mit seiner Ehefrau Erika in der Neustadt gelebt bis die fortschreitende Krankheit im letzten Jahr noch einen Umzug in das Altersheim erforderlich machte.

Die Stadt Lübbenau/Spreewald verliert mit ihm nicht nur einen langjährigen Bürgermeister, sondern auch einen prägenden politischen Wegbereiter, der sich insbesondere in der Zeit der politischen Wende mit anschließender Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten mit großem Engagement für seine Heimatstadt eingesetzt hat. Er wirkte aktiv am sogenannten Runden Tisch mit, leitete diesen und wurde aus der Mitte des neu beginnenden demokratischen Prozesses als Bürgermeisterkandidat nominiert.

Am 23.05.1990 in der Stadtverordnetenversammlung, den ersten freien demokratischen Wahlen, wurde Wolfgang Seeliger zum Bürgermeister der Stadt Lübbenau gewählt.

In die Zeit seines aktiven Wirkens erfolgte die Gründung des Tourismusvereins und Gründung des Medizinischen Zentrums (1991), die Bildung des Amtes Lübbenau/Spreewald mit den Gemeinden (1992), die Kreisgebietsreform (1993), der Beginn der Altstadtsanierung, die Stilllegung des Kraftwerks Lübbenau, die Einweihung des nach einer umfassenden Sanierung wiedereröffneten Hallenbads „Delphin“(1996), die Spiele der Freundschaft in Lübbenau (1997), die Verleihung des Prädikats „Staatlich anerkannter Erholungsort“ (1998), die Energieversorgung durch die Stadt- und Überlandwerke Luckau-Lübbenau (1999) und viele andere wichtige Meilensteine, die für eine gute und gedeihliche Entwicklung der Grundstein waren.

Mit ihm als Bürgermeister wurde in Lübbenau/Spreewald der erste Strukturwandel angeschoben. Dies gelang damals ohne die finanziellen Unterstützungen, die heute im Rahmen des erneuten Strukturwandels in der Lausitz zur Verfügung stehen.

Wolfgang Seeliger war ein ausgleichsuchender, zuhörender und manchmal auch abwartender Bürgermeister. Einige, oft ungeduldige Einwohnerinnen und Einwohner fanden das nicht immer gut, da sie um eine zügige Umsetzung von wichtiger Infrastrukturmaßnahmen bangten. Erhebliche Meinungsverschiedenheiten gab es beim notwendigen Ausbau der Bahnhofstraße, die von 100-jährigen Linden gesäumt war. Kämpferisch standen sich die Befürworter des Erhalts der alten Linden und die Befürworter einer neuen Straße mit neuen Linden verbal gegenüber. Der Diskussionsprozess hat den Ausbau dadurch erheblich verzögert. Heute ist die Bahnhofstraße mit ihren vitalen, neuen Linden eine leistungsfähige Straße und die damalige Diskussion längst in Vergessenheit geraten.

Zurecht wurde der Alt-Bürgermeister im Jahr 2010, im Alter von 74 Jahren, Ehrenbürger der Stadt Lübbenau/Spreewald. Seine Führung in den Jahren des Umbruchs und Aufbruchs war richtig und hat uns gemeinsam in dieser bewegten Zeit gut navigiert.

Ruhe nun in Frieden.

Helmut Wenzel